Magic Moves: „Play Nice“, Fußjonglage - Premierenabend mit Ariane & Roxana im Freudenhaus Lustenau Peter Niedermair · Aug 2021 · Kleinkunst,Zirkus

Ariane Oechsner und Roxana Küwen sind zwei Künstlerinnen, die im südfranzösischen Toulouse leben und dort ihre einzigartigen Programme entwickeln. Nach der gestrigen Vorarlberg-Premiere im Freudenhaus Lustenau, für das nach Willi Pramstaller nun Lisa-Marie Berkmann und Roman Zöhrer verantwortlich sind, treten die beiden Jongleurinnen ein weiteres Mal heute am 6. August um 20.30 auf. Restkarten gibt es im BOTTA in Lustenau und an der Abendkasse. Zu sehen ist eine hochkonzentrierte, wiederholt Atem raubende Inszenierung in Sachen Circustheater und Fußjonglage; ein Bühnenstück mit faszinierender Akrobatik, voller ästhetisch rhythmisierter Bewegungsabläufe und leichter Poesie, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Der Sommer kriegt etwas ganz Leichtes.

Die beiden Tänzerinnen kommen aus der französischen Tradition der Zirkusschule und sind derzeit auf Tournee in Europa. Sie präsentieren in der zur Premiere ausverkauften Vorführung eine kurzweilige Stunde lang aufeinander abgestimmte, dialogisierte Jonglage, die ohne sprachliche Elemente in einer Leichtigkeit und Präzision zum großen Erstaunen des Publikums in perfekter Lichtregie über die Bühne tanzen. Das zentrale Requisit für deren Jonglage sind weiße mit Hirse gefüllte Bälle aus gummiartigem Plastik. Im Laufe dieser einen Stunde wusste ich am Ende eigentlich nicht mehr genau, wer jongliert hier wen oder was, es gab Momente, da hatte ich den Eindruck, die Bälle jonglieren mit den beiden Artistinnen. Alle ihre aufeinander bezogenen Bewegungen – magic moves – spielten in zauberhaften Bildern, ließen die scheinbar wie statisch jonglierten Bälle auf ihren Fußsohlen schweben und durch den Abend wirbeln, sich um die eigene Körperachse drehen. Zentral ist das scheinbar Mühelose, das Unmittelbare, in dem der Augenblick zählt. Es gibt zwar Scripts für die Narrative, die sich jedoch ständig der Situation anpassen und immer für das Unerwartete Platz schaffen.
Die Fragilität der traditionell als Antipoden bezeichneten Fußjonglage ist augenscheinlich, wenn ein Ball im Laufe der Bewegungen zu Boden fällt, ist das immer noch nicht eine Art von Scheitern, sondern sieht wie gewollt aus, als müssten die beiden Künstlerinnen noch eine Schleife einlegen. Ihr Kommunikationsmittel sind die Bälle, die sie zueinander und ineinander bewegt jonglieren, ihre Bewegungsfreiheit scheint ohne Grenzen und Begrenztheiten und ist von unterschiedlich rhythmischen Abläufen geprägt. Sie kommunizieren in einem komplexen Spiel, ohne dabei zu sprechen, sie folgen offensichtlich einfachen Regeln, die wiederholt manipulierbar wirken. Sie agieren an manchen Stellen antipodisch und doch ist ihr künstlerisches Agieren von einer intensiven Gemeinsamkeit. Als Zuschauer sitzt man wie in einem faszinierenden Kinofilm an der Kante des Stuhls, fühlt mit den beiden Künstlerinnen mit und sieht ihren wunderbaren Bildern und deren unglaublicher Präzision zu. Manches in ihren faszinierenden Geschichten wirkt absurd und trotz aller schwebender Leichtigkeit erheiternd, spontan und präzis, der abstrakten wie poetischen Bilder- und Spielsprache scheinen keine Grenzen und eingeschränkten Möglichkeiten gesetzt. Die Gäste des Abends klatschen wiederholt szenischen Applaus und am Ende gibt es Jubelrufe. Ich habe zahlreiche Kinder gesehen, die ebenso begeistert waren wie deren Eltern.

Die Veranstaltung war ursprünglich für den 19.+20. Juni; 16.+17. Oktober 2020 bzw. 14.+15. Mai 2021 geplant und wurde aufgrund von COVID-19 verschoben. Bereits gekaufte Karten behalten für den 6. August 2021 ihre Gültigkeit.

Gültigkeitsdatum für bereits gekaufte Tickets bitte beachten: 20.06./17.10.2020/15.05.2021 → 06.08.2021

 

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