Kulturhaus Rössle Mauren: Wenn das Fremde heimisch wird Anita Grüneis · Dez 2019 · Kleinkunst,Kabarett

Nicht die weihnachtliche Idylle stand im Kulturhaus Rössle in Mauren im Mittelpunkt, sondern die Auseinandersetzung mit Weihnachten per se. Was feiern wir da eigentlich und warum? Antworten gab die „Pforte Salon Musik & Literatur“ aus Feldkirch. Ihr Programm „Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“ mit dem Untertitel „Alpenländische Weihnacht extended“ spürte dem Anlass Weihnachten nach und landete sehr schnell beim Thema Immigration.  

Schon zur Begrüßung hatte Kaspar Schuler, Co-Geschäftsführer CIPRA International den Sinn von Immigration und den Unsinn von Grenzen aufgezeigt. Vor rund 5.000 Jahren sei hier alles Eis gewesen, als es sich zurückzog, begann die Immigration. „Dann kamen die Römer und die Walser“, meinte er und dass auch der Föhn ein Durchzügler sei. Und was wäre denn, wenn die 20.000 Pendler jeden Tag mit dem Schlauchboot über den Rhein kämen? Gäbe es dann ein Schlauchboot-Verbot? „Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustande wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustande kommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Pass niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird,“ zitierte Kaspar Schuler aus Bert Brechts „Flüchtlingsgesprächen“.

Was ist fremd und was heimisch?

Während sich diese Worte in den Köpfen der Anwesenden einhakten, sprangen ein Nikolaus und Krampusse auf die Bühne. Zum Glück legten die „Pforte-Musiker“ ihre Kostüme rasch ab und Gotthard Bilgeri las den Text „Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“ von Karl Valentin, der dem Abend auch seinen Titel gab. So verdreht und gescheit wie sich der geniale Valentin mit dem Thema auseinandersetzte, so einfach aber nicht weniger treffend taten dies Mascha Kaléko in ihrem „Kein Kinderlied“ oder Robert Gernhardt mit dem Thema „Gastarbeiter.“ Herzhaft wienerisch und ebenso komisch klang das Gleiche bei Lukas Resetarits und verdreht wirklich bei Franz Hohler. 

Jodeln als Inbegriff der Kommunikation

Gotthard Bilgeri las die Texte mit all ihrer Sinnhaftigkeit und Satire, im breitem Wienerisch oder strengem Norddeutsch. Die Musiker nahmen jeweils die Stimmungen auf und führten sie weiter – nun eben wortlos und in all ihrer Tiefe. Dabei machte der Jodler „Barmstoaner“ zum Schluss klar, dass diese Musik genauso ist, wie Menschen miteinander leben sollten: Einer hört auf den anderen, lässt ihn sein, wie er ist, stimmt selbst in die Töne mit ein und sucht den Gleichklang, ohne sich darin zu verlieren. Mit diesem Lied nahmen die Musiker zudem den Beginn des Abends wieder auf – denn die „Barmstoana Perchten“ sind traditionelle Krampusse aus dem Salzburger Land.

Viele Länder - eine Musik  

Die Texte aus dem erweiterten, verlängerten Alpenland resp. den Alpenländern, vorgetragen von Gotthard Bilgeri, ragten wie Kontinente aus dem musikalischen Meer, das Claudia und Klaus Christa, Matthias Härtel und Elias Menzi mit ihren Instrumenten schufen. Ob ein Ländler aus dem Appenzell, indische oder arabische Improvisationen, österreichisches oder chinesisches Weihnachtslied – mit Flöte, Viola, Kontrabass, Nyckelharpa und vor allem dem virtuosen Hackbrettspiel reisten die Zuhörenden mühelos von einem Land zum anderen. Grenzen? Nicht mit dieser Musik. Ein sinnenhafter Adventsabend ohne jeglichen Kitsch! 

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