Das Duo Zwietracht und die Seniorenlaufgruppe „Seckeln für den Fürsten“ Anita Grüneis · Nov 2018 · Kleinkunst,Kabarett

Das TAK hat mit dem Liechtensteiner Kabarett-Duo „Zwietracht“ und ihrem Programm „Zoom in“ einen Volltreffer gelandet. Die zwei Vorstellungstermine im November waren im Nu ausverkauft, ein weiterer Termin wurde am 25. Januar angesetzt. Was lässt dieses Programm der beiden Frauen Rita Frommelt-Dörig und Manuela Haldner-Schierscher so erfolgreich sein? Sind es die Texte von Regisseur Sebastian Frommelt, der als dritter im Bunde dabei ist? Sind es die Themen? Ist es die schnoddrige Darstellung der beiden Trachtenladies? Es ist von allem etwas und noch viel mehr. 

Die LiechtensteinerInnen haben einen Hunger nach Themen, die das Geschehen im Land ironisch brechen, die aus dem Volk stammen und humorvoll aufbereitet werden. Sie wollen über sich selbst lachen. Vor mehr als 50 Jahren, im April 1964, feierte das erste politische Kabarett Liechtensteins mit Namen „Kaktus“ Premiere. Regisseur war damals Alois Büchel, der spätere TAK-Intendant. Nach etwa 100 Aufführungen löste es sich auf und fast 30 Jahre später, im Jahr 1994, starteten die Brüder Mathias und Ingo Ospelt gemeinsam mit dem Musiker Marco Schädler das LiGa, das Liechtensteiner Gabarett. 2006 kam das Ende. Und nun, 2018, wurde – so wie es scheint – eine neue Kabarett-Ära in Liechtenstein eingeläutet.  

Von der Femme fractale zur Zwietracht

Waren es bisher vor allem Männer, die im Rampenlicht standen, so sind es nun zwei Frauen. Rita Frommelt-Dörig aus dem Thurgau, Designerin und „ihaghürotni“ (eingeheiratete) Liechtensteinerin (dank Sebastian Frommelt) vertritt die Schweizer Fahne. Für das „echte“ Liechtenstein steht Manuela Haldner-Schierscher, Sozialarbeiterin und Gemeinderätin in Schaan. Vor rund zehn Jahren traten die beiden als „Femme fractale“ zum ersten Mal öffentlich auf, dann gründeten sie das „Duo Zwietracht“ und nun stehen beide, brav in Tracht gekleidet, zum ersten Mal gemeinsam mit dem abendfüllenden Programm „Zoom in“ auf der Bühne.  

Die Panne der SBB

Die nette Liechtensteinerin, eher Prinzesschen als Femme fatale und die kecke Schweizerin, forsch von der Radkappe bis zu den roten Schuhen, sind im Auftrag der Fürstlichen Regierung mit dem Zug unterwegs in die Schweizer Hauptstadt Bern. Mit dabei eine große Delegation inklusive der Seniorenlaufgruppe „Seckeln für den Fürsten“. In Bern sollen sie das 300-jährige Fürstentum ins beste Licht rücken. Dumm nur, dass die Sonderfahrt mit der SBB in Zürich wegen technischer Probleme endet. So entschließen sich die zwei Frauen, ihre Show kurzfristig via handy-live Schaltung abzuspielen. 

Der Diamant Liechtenstein

Doch davor erlebte das Publikum die beiden vom Warten am Bahnhof in Sargans bis zur Ankunft in Zürich. Dabei wurden die oftmals seltsamen Ideen für die 300 Jahr Feier besprochen, so war ein Werbevideo für den Wettbewerb „Shine like a Liechtenstein“ zu sehen, in dem das Ländle ins Weltall transportiert und resümiert wird: „die Schweiz ist ein Bergkristall, Liechtenstein aber ein Diamant“. Und wenn die Liechtensteinerin die Schweiz als „größenwahnsinnigen Zwerg im Garten der europäischen Union“ bezeichnete, dann konterte die Schweizerin: „Und Liechtenstein ist der Zwergpinscher des Zwerges“. Die Beliebtheit des roten Schweizer Passes war ein Thema und die Grenz-Schwierigkeit mit dem „blauen Büchlein“ der Liechtensteiner. Das Land müsse man mit der Lupe suchen, meinte die Schweizerin, genauso wie dies bei den Asterix und Obelix Büchern mit der Lupe auf das gallische Dorf geschieht. 

Speziell für die Chinesen

Für besonders viele Lacher sorgte ein Video, in dem die beiden Trachtendamen als Guide für einen chinesischen Werbefilm agieren. Dabei fuhren sie mit der Rhätischen Bahn und Rita Frommelt-Dörig sprach perfekt Mandarin (sie kann das wirklich!). Dass sie allerdings erzählte, dass der Zug seit 250 Jahren durch Liechtenstein fährt, die Berge in Liechtenstein höher sind als in der Schweiz, dass Liechtenstein wegen seiner zentralen Lage im Herzen Europas auch „Land der Mitte“ genannt, sorgte dank Untertiteln für mächtige Erheiterung im Publikum. Auch die Diskussionen um eine neue Landeshymne wurden aufgegriffen, Textvorschläge gelesen und auf die Dringlichkeit einer eigenständigen Melodie hingewiesen, schließlich könne bei einem Fußball-WM-Endspiel nicht die gleiche Hymne wie die englische gespielt werden.

Riesige Themenfülle

Die zwei Damen hatten eine riesige Fülle von Themen zu bearbeiten, und während die zugeheiratete Schweizerin helvetische Übermacht demonstrierte, übte sich die eher stille Liechtensteinerin in Korrektheit. Ein wunderbares Team, die beiden Trachtenladies, zu denen auch noch gut ein österreichisches Pendant passen würde. Was nicht ist, kann ja noch werden. 

Nächste Vorstellung: Freitag 25. Januar, 20.09 Uhr, TAK

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