Kari Sál: Butterfly Peter Füssl · Mär 2024 · CD-Tipp

Nun mag die Welt zwar nicht unbedingt arm an begnadeten Stimmen sein, aber dennoch freut man sich über jede Neuentdeckung, die dem Genre wieder eine Farbnuance mehr hinzufügt. Die aus dem südostpolnischen Bieszczady-Gebirge stammende, dreißigjährige Sängerin Kari Sál ist so eine. Sie hat an der Musikakademie Danzig Jazzgesang studiert und lässt sich von so unterschiedlichen Kolleg:innen wie Gretchen Parlato, Joni Mitchell, Matt Corby oder Ásgeir inspirieren.

In den zwölf Songs ihres zweiten Albums verarbeitet Sál eine Menge Eindrücke von Reisen zum Missippi-Delta oder nach Island, aber auch von den Naturerfahrungen in ihrer polnischen Heimat. Es geht in ihren Texten aber auch um ihre ganz persönliche Lebensreise, um Selbstfindung und menschliche und künstlerische Entwicklung. Musikalisch setzt sie auf einen Mix aus Jazz, Indie-Pop und der Folklore der Lemken, einer im Dreiländereck zwischen Südostpolen, der Slowakei und der Ukraine lebenden Ethnie. Kari Sál ist mit dem exzellenten Geiger Adam  Bałdych verheiratet, der teilweise mitkomponiert, vor allem aber herrliche Soli auf der eine besondere Wärme ausstrahlenden Renaissance-Geige beisteuert. Nicht weniger beeindruckend ist die Tastenkunst seines schwedischen ACT-Label-Kollegen Jacob Karlzon, Gitarrist Kacper Budziszewski und Drummer Dawid Fortuna sind in der polnischen Jazz-Szene verwurzelt. Kari Sáls warme, ausdrucksstarke und wandlungsfähige Stimme verleiht jedem Stück einen ganz speziellen Charakter und umspannt einen weiten Bogen vom klassischen Singer-Songwriting („Angels“), über gefühlvolle Pop-Balladen („Butterfly“) und kehlige Folklore („If I Go Away“), bis zum mit Scat-gespicktem Jazz-Gesang („Kite“, „Cornerstone“). Und ganz zum Schluss verleitet ein wunderschönes, unglaubliche Ruhe ausstrahlendes Stimmungsbild namens „Wolf“ dazu, gleich wieder auf die Repeat-Taste zu drücken.

(Imaginary Music/Galileo)

 

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