Junge Stimmen zu Cosplay
Cosplay in Vorarlberg – doch kein Traum?!
HAK HAS Lustenau · Mär 2025 · Gesellschaft

Wir setzen unser Jugendprojekt „Junge Stimmen“ fort und bieten auch dieses Jahr wieder Schülerinnen und Schülern der HAK Lustenau die Möglichkeit, sich mit eigenen Beiträgen aktiv am Kulturjournalismus zu beteiligen. Betreut werden sie dabei von den Lehrerinnen Monika Ruppe und Nadja Naier, die im Zweig „21st Century Management“ Journalismus und Mediengestaltung unterrichten. Mit dem Kooperationsprojekt möchten wir den kritischen Umgang mit Medien und Kunst fördern sowie den Kulturerfahrungen und Meinungen der Jugendlichen Platz und Gehör einräumen. Für diese Ausgabe wollte sich Ronja Gerstner (*2004) zum Thema „Cosplay“ äußern.

Habt ihr auch schon Cosplayer[i] auf Social Media gesehen und euch gedacht, dass ihr gerne mal so etwas machen möchtet? Ich war schon lange fasziniert von den selbstgemachten Kostümen meiner Lieblingscharaktere und habe mich gefragt, wie man diese herstellt und welche Möglichkeiten man hat, selbst in die Rolle einer Filmfigur zu schlüpfen und sich wie sie fühlen zu können. Ich hielt es hier in Vorarlberg für einen unerfüllbaren Traum. Nach kurzer Recherche bin ich jedoch auf die Mini Con gestoßen, die im Mai vom Cosplay Alpin Verein veranstaltet wird. Alexander Karnitschnig ist der Vereinsvorsitzende und hat mir einige Fragen beantwortet. Er selbst hat vor einigen Jahren den Schritt gewagt, selbst einmal Darth Vader und damit ein Cosplayer zu werden.

Ronja Gerstner: Cosplay kommt ja ursprünglich aus Japan und ist dort Teil ihrer Kultur. Wie ist die Szene hier in Vorarlberg?
Alexander Karnitschnig: In Japan laufen sie auf der Straße so durch die Gegend, was bei uns noch immer als schräg gilt. Mittlerweile in Vorarlberg nicht mehr so, aber es ist schon noch ziemlich schwierig. Cosplayer zu sein bedeutet, sich selbst als Charakter aus Filmen, Serien, Animes oder Büchern sehen zu wollen. Das ist Cosplay. Wichtig dazuzusagen ist, dass es zwei unterschiedliche Arten von Cosplay gibt. Cosplay, das sehr nahe am Original ist, und Cosplay, weil es einfach nur Spaß macht. Bei uns ist das Erste der Fall, unsere Uniformen sind zu 99 Prozent akkurat wie in den Filmen. Das heißt, wenn bei uns Darth Vader auftaucht, dann läuft er so wie in den Filmen auf.
Gerstner: Euer Verein besteht bereits seit einigen Jahren, wie kam es zur Gründung und was ist euer Ziel?
Karnitschnig: Der Star Wars Fanclub Vorarlberg wurde vor 12 Jahren hier in Vorarlberg gegründet, mit vier Mitgliedern, und wurde vor vier Jahren unbenannt in den Cosplay Alpin Verein. Es ist ein Verein für 16- bis 99-Jährige, die ein verrücktes Faible für Cosplay haben und sich permanent in Kostüme schmeißen wollen. Alle unsere Cosplays stammten ursprünglich aus dem Star-Wars-Sektor. Inzwischen haben wir aber so viele junge Vereinsmitglieder hinzugewonnen und deshalb begonnen, den Verein zu öffnen. Mittlerweile gibt es mehrere Fandoms hier bei uns. Diese sind „Herr der Ringe“, „Harry Potter“, „Star Wars“ und natürlich sehr viel Anime. Anime ist mittlerweile in Vorarlberg angekommen und der Verein hat sich diesbezüglich ebenfalls entwickelt.
Gerstner: Es ist zuvor schon ein wenig angeklungen, aber ich würde gerne nochmal auf die Authentizität eingehen, wie wichtig ist sie?
Karnitschnig: Also Authentizität ist ganz klar wichtig, sich völlig mit dem zu identifizieren, was man verkörpert. Bei uns im Verein ist es ein Kriterium, um aufgenommen zu werden. Unsere Cosplays müssen zu mindestens 90 Prozent filmakkurat sein, weil wir immer wieder im Land unterwegs sind. Wir legen daher sehr viel Wert auf Qualität.  

Aufwändige Kostüme

Gerstner: Wie lange arbeitet man so ungefähr an einem Kostüm und wie viel kostet das?
Karnitschnig: Das ist abhängig davon, was es ist. Wenn man von einem Harry-Potter-Kostüm ausgeht, arbeitet man ca. 80 bis 100 Stunden, bis es genäht ist. Also Mantel, Hose, Krawatte und Zauberstab werden selbst gemacht und das Hemd wird gekauft, dann ist man ungefähr bei 500 EUR. Wenn es aber zum Beispiel ein Stormtrooper oder Darth Vader sein soll, dann arbeitet man monatelang und kommt auf ungefähr 4.500 EUR.
Gerstner: Das ist aber ziemlich viel Geld.
Karnitschnig: Ja, das ist es. Aber der Verein hilft seinen Mitgliedern auch, Kostüme herzustellen und die Materialen günstig zu bekommen, um die Kosten niedriger zu halten.

Events und Wettbewerbe 

Gerstner: Welches ist das größte Cosplay-Event in Vorarlberg?
Karnitschnig: 2018 war das die Comic Con Bodensee. Es gibt außerdem eine Veranstaltung in Dornbirn, welche von Schweizern gemacht wird, sie hat mit Vorarlberger Vereinen leider nichts zu tun; findet nur hier statt …
Gerstner:  … die Comic Con Dornbirn, die im März über die Bühne gegangen ist. Was sind wichtige Regeln für Cosplayer auf solchen Conventions?
Karnitschnig: Es ist sehr wichtig, wenn man sich nicht selbstbewusst genug fühlt, dass man in Gruppen zu den Conventions geht. Ganz wichtig ist natürlich auch, dass man sich dementsprechend kleidet und weiß, wo man sich im Bedarfsfall Hilfe suchen kann. Das Verrückte ist aber, dass in der Cosplay-Szene selbst auf solchen Events kaum was passiert, denn es sind Gleichgesinnte, die sich auf den Comic Cons treffen, wo dann auch Cosplay Wettbewerbe[ii] stattfinden.
Gerstner: Apropos passieren: Wie geht man denn am besten mit unangemessenen Kommentaren zu seinem Cosplay um?
Karnitschnig: Überhören. Ganz einfach. Das Cosplay, das man macht, da steckt man sein Herzblut hinein. Wenn mir selbst das Cosplay gefällt, dann alles andere überhören, denn es gibt immer Hater, sogar dann, wenn man einen wertvollen Darth Vader trägt um 4.500 EUR.
Gerstner: Wie hat sich Cosplay durch Social Media verändert?
Karnitschnig: Es ist präsenter geworden und breiter geworden, aber dafür auch anfälliger für ebendiese Hasskommentare.
Gerstner: Das ist leider bei so ziemlich allem auf Social Media so. Dann bedanke ich mich für das Interview!

Ein Artikel dazu ist in der „KULTUR“ April 2025 erschienen. Hier geht es zum E-Paper.
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Mini Con, veranstaltet von Cosplay Alpin
10.–11.5.2025
Mühlefeldstr. 20, Lustenau
Alle Interessierten sind willkommen!


[i] Der Begriff „Cosplay“ setzt sich aus den englischen Wörtern „costume“ und „play“ zusammen.

[ii] Bei einem Cosplay-Wettbewerb bewerten drei bis fünf Jurymitglieder (meist zwei bis drei Cosplayer und ein bis zwei neutrale Händler) den Bühnenauftritt und das Kostüm eines Cosplayers (inkl. Perücke, Make-up, Accessoires etc.).

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