Jodeln als Lebensgefühl – Jodula & Johannes Bär boten eine gute Unterhaltung Silvia Thurner · Mär 2023 · Musik

Im „Jodelflow“ sind derzeit die aus dem Allgäu stammende Jodlerin und Singer-Songwriterin Hedwig Roth und der Bregenzerwälder Multiinstrumentalist Johannes Bär. Mit ihrem neuen Album touren sie im Frühling durch Süddeutschland. Den Anfang machte das Duo im Bahnhof in Andelsbuch, der Saal bis auf letzten Platz gefüllt war. Das Abenteuer, von der Volksmusik ausgehend verschiedene Charaktere des Jodelns und Juchzens zu erleben, wollten sich viele nicht entgehen lassen. Hedwig Roth hatte das Programm im Kopf und die Fäden in der Hand. An ihrer Seite bereicherte Johannes Bär die traditionellen, neuen und eigenen Stücke kreativ mit Posaune, Tuba, Alphorn, Loop-Maschine sowie Beatboxing.

Hedwig Roth, alias Jodula, und Johannes Bär sind ein ungleiches Paar, das sich gut ergänzt. Mit ihrem ansprechenden Programm nahmen sie die Zuhörenden mit auf eine abwechslungsreiche Reise. Jodeln ist in zahlreichen Kulturen quer über den Globus verbreitet und bezeichnet auch so etwas wie ein Lebensgefühl. Jodler und Juchzer sind zwar ausnotiert, doch den Singenden und Spielenden gewähren sie viele musikalische Freiheiten. Diese nahm sich das Duo und bot damit eine amüsante Unterhaltung. Gut gemischt erklangen traditionelle, alte und neue Jodler aus Österreich, der Schweiz, dem Allgäu und Südtirol sowie eigene Kompositionen und Songs.
Die Zuhörenden wurden mit einem eigenen Jodellied begrüßt. Weitere Stücke, wie der „Orientjodler“ oder „Übern Tellerrand“ zeigten auf, wie Jodula und Johannes Bär das Jodeln verstehen, nämlich als freudvolles Spiel aus traditionellen und musikalischen Idiomen. Auch in den Liedern „Firlefanz“, „Rock‘n Jodl“ oder „Apokalypsler“ kamen das Selbstverständnis und die Freude am Singen und Musizieren gut zur Geltung. Der Kreativität ließen sie freien Lauf und so war es auch selbstverständlich, dass die Sängerin und der Bläser nicht unplugged, sondern mit Soundanlage musizierten. Für eine hervorragende Stimmbalance sorgte Martin Bröll an den Reglern.
Johannes Bär ist ein Profi, wenn es darum geht, Sounds kreativ zu fabrizieren und mit Loops zu schichten. So baute er in einigen Stücke ein musikalisches Klanggewebe auf, das die Charaktere der Lieder, Juchzer und Jodler hervorragend ergänzte und unterstützte. Seine Freude an obertonreichen Klängen zeigte sich unter anderem auch in den Stücken „Näh de Bearge“ oder „Drei hoe üba d‘Alm her, in denen er die Naturtonreihe des Alphorns und des Didgeridoos lustvoll in die höchsten Tonlagen führte.
Auch traditionelle Jodler, die Hedwig Roth und Johannes Bär in einem schönen Miteinander gestalteten, standen auf dem Programm. Kabarettistisch wirkte die Darbietung von „Itz isch Zit“ von Roger Stadelmann, weil Johannes Bär – der Volksmusikant und Improvisator schlechthin – nach Noten sang. Den Marienberger aus Südtirol führten die beiden nach der Originalversion in eine improvisierte Passage und steigerten den musikalischen Fluss mittels Klangschichtungen wirkungsvoll. In Erinnerung blieb überdies „De Zwisler“ von Ruedi Roth, den Johannes Bär am Ende mit der Posaune jazzig „abphrasierte“.

CD Tipp
Im Jodelflow, Jodula & Johannes Bär, 2022, € 20

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