Jacob Young / Mats Eilertsen / Audun Kleive: Eventually Peter Füssl · Jun 2023 · CD-Tipp

„Eventually“, Titeltrack und Eröffnungsstück in einem, macht gleich klar, mit wieviel Gespür und mit welch feiner Klinge die drei Norweger die klassische Gitarre-Bass-Schlagzeug-Konstellation auszuloten gedenken. Obwohl Jacob Young schon seit dreißig Jahren seine Saitenkunst auf Alben presst, ist das verwunderlicherweise seine erste Trio-Produktion. Mit Mats Eilertsen lud er sich jenen alten Weggefährten ein, der schon bei seinen ersten beiden ECM-Alben „Evening Falls“ (2004) und „Sideways“ (2007) für die exzellente Kontrabassgrundierung sorgte, und auch der vielbeschäftigte Audun Kleive hat schon auf einem guten Dutzend an ECM-Produktionen für nordische Größen wie Terje Rypdal, Jon Balke, Mathias Eick oder Arve Henriksen die Trommeln gerührt.

„Mats und Audun machen mir das Improvisieren leichter – das ist eine ihrer gemeinsamen Fähigkeiten. Sie lassen andere Leute besser klingen“, erklärt Young und lässt seinen Mitstreitern in den neun, ein breites Spektrum an Stimmung abdeckenden Eigenkompositionen entsprechend viel Raum zur freien Entfaltung. Bei „Told You In October“ präsentiert man sich – von Kleive energisch angetrieben – von einer Groove-orientierten Seite, und „Moon Over Meno“ startet mit einem gefühlvollen Gitarrenintro, um sich zur rhythmisch durchaus vertrackten Ballade zu entwickeln. Im sanft eingeläuteten „One For Louis“ hebt Young auf subtile Weise in bluesigere Gefilde ab. Ausgesprochen lebhaft geht es wohl in der „Schönstedtstraße“ zu, denn Kleive und Eilertsen treiben das Tempo sehr spannungsgeladen an, und Young lässt die Töne nur so von den Fingern prickeln. Darauf folgt mit „Northbound“ ein wundervoll gemaltes, in überbordender Langsamkeit schwelgendes Stimmungsbild voller melancholischer Wärme und Strahlkraft. Nach der Ausrede eines gewitzten Schülers klingt „The Dog Ate My Homework“ – dementsprechend einfallsreich gehen auch die Musiker zu Werke. Von einer nachdenklichen Stimmung ist „The Meaning Of Joy“ geprägt, und der Closer „Inside“ sorgt für einen ruhigen, von einem Bass-Solo stimmungsvoll gekrönten Ausklang, der gleich zum Druck auf die Repeat-Taste verführt. Denn wie bei seinem erfolgreichen 2015-er Album „Forever Young“ mit Trygve Seim und dem Wasilewski Trio setzt Jacob Young auch bei „Eventually“ nicht auf das Plakative, auf die große Geste, sondern auf in ausgereifter Feinarbeit realisierte einprägsame Melodien, raffinierte Harmonien und variantenreiche Rhythmik. Ein wahrer Hörgenuss zum Relaxen.

(ECM/Universal)

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