Industriebauten als expressiv angehauchte Architekturlandschafen
Ölbilder von Gerhard Winkler in der Inatura Dornbirn
Karlheinz Pichler · Dez 2023 · Ausstellung

Unter dem Titel „Industrielandschaft Dornbirn“ sind im Rahmen einer kleinen aber feinen Sonderausstellung in der inatura in Dornbirn derzeit vierzehn Ölgemälde zu sehen, anhand derer sich der Maler und Kunstpädagoge Gerhard Winkler künstlerisch mit legendären Fabriks- und Industriebauten in der ehemals als „Manchester des Rheintals“ bezeichneten größten Stadt Vorarlbergs auseinandersetzt.

Industriell genutzte Gebäude stellen für Gerhard Winkler neben religiös-spirituellen Darstellungen und natürlichen Landschaftskulissen bereits seit mehreren Jahrzehnten ein zentrales Motiv dar, dem er sich immer wieder fast obsessiv annähert. So sind in der Ausstellung in der inatura etwa Öl-auf-Leinwand-Impressionen der alten Rhomberg-Fabrik aus den Jahren 1996 und 1998 genauso zu sehen wie mehrere Fabrikbeispiele aus dem Steinebach-Areal,

Weit über das Dokumentarische hinaus

Seine expressionistisch angehauchte Malweise und Farbgebung gehen über das rein Dokumentarische weit hinaus. Der mitunter pastose Farbauftrag und die fein aufeinander abgestimmten Farbtöne von Architektur, Umland und Himmel verbinden sich bei Winkler zu ausdrucksstarken Bildfolgen. Indem er auf eine warme, weiche Farbigkeit setzt, „entschärft“ der Künstler die kühle und sachliche Ausstrahlung, die Industriebauten grundsätzlich anhaftet. Es sind persönliche Interpretationen von Baudenkmälern, die für die Stadt Dornbirn prägend waren und noch immer prägend sind.

Stadtspuren

Dass die Bilder derzeit in der inatura hängen, kommt nicht von ungefähr. Denn die Stadt Dornbirn hat ja im Mai dieses Jahres den Stationenweg „Stadtspuren – Industrie und Wandel“ geschaffen, der sich anhand von fünfzehn Orten mit der Industriegeschichte Dornbirns auseinandersetzt. Die inatura und der Kunstraum Dornbirn sind Teil dieses Stationenweges, sind die beiden Einrichtungen doch in den ehemaligen Rüsch-Werken untergebracht. Die Rüsch-Werke waren in der Österreich-Ungarischen Monarchie ein bedeutender Turbinenhersteller und lange Zeit die führende Maschinenfabrik in Vorarlberg. Der Zyklus von Winkler, in dem zentrale Industriedenkmäler in Öl verewigt sind, ist folglich als interessantes Begleitprogramm dieses Lehrpfades durch die Industriegeschichte der Messestadt zu sehen.
Gerhard Winkler wurde 1939 in Wien geboren und studierte von 1957 bis 1963 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Maximilian Melcher und Herbert Boeckl. Zudem absolvierte er ein Studium der Geschichte und Pädagogik an der Universität Wien. Seit 1963 lebt er als Künstler und Pädagoge mit seiner Familie in Dornbirn. Neben der Ölmalerei zählen auch der Holzschnitt, die Zeichnung, die Hinterglasmalerei sowie die Papiercollage zu seinen bevorzugten Techniken.

Gerhard Winkler: „Industrielandschaft Dornbirn“
bis 14.1.2024
tgl. 10 - 18 Uhr, 31.12. 10 - 13 Uhr, 25.12. & 1.1. geschlossen
inatura Dornbirn

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