Guardians of the Galaxy: Vol. 3 Gunnar Landsgesell · Mai 2023 · Film

Der dritte Teil des Guardians-Franchise gleicht einer düster gestalteten Dystopie, in der die Geschichte des kleinen Waschbären Rocket als Opfer von Tierversuchen aufgerollt wird und Schöpferfiguren einen ganzen Planeten vernichten, um ein neues (künstliches) Volk zu erschaffen. Ein Film eher für den „Inner Circle“ der Guardians-Fancommunity.

Ein kleiner Waschbär (der später hartnäckig abstreitet, einer zu sein) blickt verängstigt dem Publikum entgegen. Eingesperrt in einen verschmutzten, dunklen, rostigen Käfig, greift eine Hand nach dem Tier. Nach einem zeitlichen Sprung sitzt Rocket, so heißt der Waschbär, nun erwachsen wie ein Mensch, in Hosen gekleidet, da. Rund um ihn tummeln sich skurrile Figuren voller physischer Auffälligkeiten. Eine Frau mit Fühlern namens Manits (Pom Klementieff); eine bizarre, knorrige Baumgestalt, deren Vokabular nur aus einem Satz besteht; ein Mann, dessen Irokese wie eine Axt in den Kopf verpflanzt scheint; eine Cyborg-ähnliche stählerne Frau namens Nebula (Karen Gillan); und Peter Quill (aka Star-Lord; Chris Pratt) – ein Mensch, der schon als Kind von der Erde entführt wurde. Er ist der beste Freund von Rocket, sie alle sind die Guardians of the Galaxy. Sie leben nun auf dem Planeten Knowhere, einem Rückzugsgebiet für die Außenseiter des Universums. Weil Rocket entführt wird, wird dessen Befreiung zur Mission von „Guardians 3“.

Wabernde Dramaturgie 

Regisseur James Gunn hat den jüngsten Teil des Guardians-Franchise von Beginn an in matte, düstere Farben getaucht und dabei durchwegs auf bedrohlich wirkende Szenerien gesetzt, die sich deutlich von den ersten Verfilmungen abheben. Der Score aus den 1980er- und 1990er-Jahren ist unverdrossen munter und teils kontrapunktisch gewählt, zum Einsatz kommen etwa Radiohead oder Faith No More (lange nicht gehört: We Care a Lot). Trotz des naiven Zweckoptimismus, mit dem Quill und seine Mitstreiter ihre Befreiungsaktion von Rocket planen, ist der Film von einem tief wurzelnden Pessimismus begleitet. Der Glaube an eine bessere Welt wird durch eine Art „Schöpfergott“, dem High Evolutionary (Chukwudi Iwuji) als pervertierter Humanismus vertreten. Ein Planet, ähnlich der Erde wird mit seinen Bewohnern zum Spielball zwischen Kreation und Vernichtung. Gunn schafft aber kaum Räume, um Diskussionen wie diesen zu folgen und diese stärker in die Handlung einzubetten. „Guardians 3“ ist über weite Strecken ein gut inszeniertes Effekt-Kino, das das Potenzial der skurrilen Physis seiner Figuren in diversen Kämpfen ausschlachtet. Die einsilbige Baumgestalt, diverse Chimären aus Mensch und Tier oder auch fleischig-wülstige Phantasiewesen bevölkern diesen Film vor allem deshalb, um sich durchbohren oder einfach mit enormer Wucht durch die Gegend schleudern zu lassen. Ein aus fleischiger Materie hochgezogener Kampf-Schauplatz, dessen Name dem Psychoanalytiker Wilhelm Reich (das „Organon“) entlehnt scheint, bietet sich ideal als ekelig-wabernde Kulisse an. Freilich gibt es auch zwei, drei Twists, wie die Reunification mit dem Raccoon doch noch erfolgreich abgeschlossen werden sollte. Mit einer Dauer von 150 Minuten wabert aber auch der Film selbst einigermaßen dahin. Doch der Kampf gegen das Böse braucht insbesondere heute genügend Zeit. 

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