Ein Fest für Felder Annette Raschner · Mai 2019 · Gesellschaft

Aus Anlass des 150. Todestages des Vorarlberger Dichters, Volksbildners und Sozialreformers Franz Michael Felder veranstalteten der Franz-Michael-Felder-Verein und die Gemeinde Schoppernau ein mehrstündiges, niederschwelliges Fest mit vielfältigen Angeboten für Familien. An zahlreichen Stationen im ganzen Ort gab es Programmpunkte: in der Kirche, beim Denkmal, im Geburtshaus, der Volksschule, der Feuerwehr, der Bergkäserei. Hundert Mitwirkende halfen mit, am Fest haben darüber hinaus rund dreißig Nachkommen von Franz Michael Felder teilgenommen.

„Was einst als umstrittene Idee begann, hat sich heute zu einem essentiellen Bestandteil zur gemeinschaftlichen Vermarktung weiterentwickelt.“ Jürgen Thaler, der Leiter des Franz-Michael-Felder-Archivs startete seine Führungen bei der Bergkäserei, um daran zu erinnern, dass die Gründung des ersten Käsehandlungsvereines auf Felder zurückgeht. Beim Friedhof erzählte Felder-Expertin Ulrike Längle eindrucksvoll, wie der Streit um die Aufstellung eines Denkmals nach Felders Tod zum erbitterten Kulturkampf zwischen klerikalen und liberalen Kräften wurde. Von Pfarrer Rüsch war der Freidenker Felder zum Freimaurer disqualifiziert worden. „Freimaurer, das war damals das absolute Killerwort!“ meinte Längle.

Auch junge Menschen gestalteten das Fest für Felder mit. In der Volksschule stellten SchülerInnen der 3. und 4. Klasse kurze, selbstverfasste Texte aus ihrem eigenen Leben Ausschnitten aus Felders Autobiografie „Aus meinem Leben“ gegenüber. Im Musik-Proberaum brachte die Theatergruppe BORG Schoren-Dornbirn unter der Leitung von Markus Riedmann das Stück „Felder feagt“ zur Aufführung. Franz Michael Felder soll schließlich nicht nur nicht vergessen werden, sondern lebendig bleiben, sagt Vereinsobmann Norbert Häfele.

Dass Felders Mut und dessen Unbeirrbarkeit für viele im Dorf einst eine Provokation darstellten, ist bekannt. Die 84 Jahre alte Witwe von Felders Urenkel Heinrich Felder, Irma Felder, die seit 57 Jahren in Franz Michael Felders Geburtshaus wohnt, erzählte, mit welchen Schwierigkeiten seine fünf Kinder nach dessen Tod zu kämpfen hatten. „Die Ablehnung war groß, heute ist das natürlich ganz anders. Ich bin sehr stolz, dieses Fest miterleben zu dürfen!“

In ihrer Festrede zeichnete Schriftstellerin Monika Helfer schließlich auf berührende Art und Weise Franz Michael Felders Weg als Aufrechten und Aufrichtigen nach und schloss diese Rede mit Sätzen, die in der gegenwärtigen politischen Situation alles sagen: „Er wäre auf der Seite der Aufrichtigen gewesen und hätte laut verkündet, was er sich dachte. Wie gut es wäre, gäbe es heute einen wie ihn, er würde aufstehen und wieder nach Gerechtigkeit rufen.“

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