Für Nachwuchs ist gesorgt
Über Bläsernachwuchs muss sich in Vorarlberg niemand Gedanken machen. In drei Veranstaltungen konnte man erstaunlich viele Talente aller Altersstufen kennenlernen.
Michael Löbl ·
Mai 2025 · Musik
Wer sich für Bläserkammermusik interessiert, war in den letzten beiden Wochen gut beschäftigt. In zwei Konzerten konnte man Bläserensembles der Stella Musikhochschule hören und am Mittwochabend präsentierten sich junge Wettbewerbspreisträger:innen auf dem Weg nach Wien.
Das erste Konzert fand am 24. Mai im Pförtnerhaus statt. Unter der Leitung von Benjamin Lack interpretierte ein groß besetztes Ensemble zwei sehr unterschiedliche Werke. Zunächst die „Petite Symphonie“ von Charles Gounod, ein Juwel der Bläserkammermusik und anschliessend die Suite in B-Dur op. 4, ein Jugendwerk von Richard Strauss. Beides wurde hervorragend gespielt, das Ensemble überzeugte durch Klangfülle, technische Überlegenheit und perfekte Intonation. Benjamin Lack ließ den Bläsern viel Freiheit und griff nur ein, wenn es notwendig war, beim vertrackten Fugen-Finale der Suite von Richard Strauss etwa.
Hervorragende Bläserabteilung
Dass die Professoren der Bläserklassen der Stella Musikhochschule Nolwenn Bargin (Flöte), Adrian Buzac (Oboe), Francesco Negrini (Klarinette), Heidrun Wirth-Metzler (Fagott) und Michael Pescolderung (Horn) hervorragende Arbeit leisten, wurde auch beim Konzert am Mittag im Montforthaus zwei Wochen später bestätigt. Nun ohne die Hilfe eines Dirigenten standen Wolfgang A. Mozarts Es-Dur Serenade KV 375 und „Drei Tanzstücke für Bläseroktett“ des Wiener Komponisten Alfred Uhl auf dem Programm. Wie hat Leonard Bernstein gesagt? „Der Dirigent ist nicht dazu da, den Takt zu schlagen, sondern um die Musiker zu motivieren.“ Und er hat recht!
Im Zuge dieses Konzertes wurde auch ein studentisches Projekt mit dem Titel „Hingehört“ vorgestellt. Es handelt sich um 55 Spielkarten in einer kleinen Kiste mit verschiedenen Anregungen zum Musikhören. Die Aktion hat zum Ziel, das individuelle Konzerterlebnis zu vertiefen. Mittels Online-Fragebogen sollen Konzertbescher:innen die Testversion bewerten und Verbesserungsvorschläge übermitteln. Interessant!
Auf dem Weg nach Wien
Am Mittwochabend standen dann Bläser der jüngeren Generation im Fokus. Preisträger:innen des Landeswettbewerbes „Prima la Musica“ präsentieren Ausschnitte aus ihrem Repertoire im Landesstudio des ORF in Dornbirn. Die meisten von ihnen werden an einer der zahlreichen Musikschulen zwischen Lech, Hörbranz, Lustenau und dem Bregenzerwald unterrichtet. Die jungen Musiker:innen in verschiedenen Altersgruppen hatten eine Gemeinsamkeit: Sie erhielten alle einen Ersten Preis mit Weiterleitung zum Bundeswettbewerb nach Wien, wo sie sich dann mit Kolleginnen und Kollegen aus allen anderen acht Bundesländern messen werden. Alle Kandidat:innen begeisterten das Publikum sowohl musikalisch als auch mit ihren teilweise originellen Statements. Erstaunlich reife Leistungen zeigten beispielsweise der Fagottist Aaron Netzer, Sohn des Feldkircher Musikschuldirektors Nikolaus Netzer, der Trompeter Moritz Nowotny mit seinem wunderbar weichen Klang, der souveräne Vibraphonist Elias Schmid oder das Krokodiltrio bestehend aus zwei Hörnern und Klavier. Ohne der Moderatorin Martina Köberle nahe treten zu wollen, aber ein kurzer Blick vor Beginn auf die Namen der Musiker:innen, der Komponisten und vor allem der Musikstücke sollte sich schon ausgehen. Auch weil ja das Konzert zeitversetzt in Radio Vorarlberg ausgestrahlt wurde.
Und es gab tatsächlich eine Musikerin, die bei allen drei Veranstaltungen anzutreffen war: die Hornistin Franziska Bär aus Langenegg. Auch sie wird nach Wien fahren und die Vorarlberger Bläsertradition würdig vertreten.