Friends for a Lifetime
Mit einem musikalisch-gesellschaftlichen Event im Bregenzer Theater Kosmos feierte das Sonus Brass Ensemble seinen 30. Geburtstag
Michael Löbl · Mär 2024 · Musik

Wer eine Gelegenheit suchte, um wieder einmal möglichst viele Leute aus der Musik- und Kulturbranche an einem Ort vereint zu treffen – the place to be war am Samstagabend das Bregenzer Theater Kosmos. Zahlreiche bekannte Gesichter, Freund:innen, Kolleg:innen und Wegbegleiter:innen des Ensembles wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, um mitzufeiern und die letzten 30 Jahre Sonus Brass Revue passieren zu lassen.

Das Ensemble hatte sich für diesen Abend eine schöne Dramaturgie überlegt. Zunächst gab es einen Sektempfang im Foyer des Theater Kosmos, dann bekam ein hochbegabtes Nachwuchsensemble Gelegenheit, sich zu präsentieren. Nach einer (zu) kurzen Pause betraten dann die Hauptdarsteller die Bühne, anschließend wurde im Kesselhaus mit Fingerfood und der Band „Frischluft“ unter der Leitung von Herbert Walser weitergefeiert. Beim Sektempfang konnte man sich schon einmal ganz entspannt auf das folgende Konzert einstimmen. Dann bekam die Jugend ausgiebig Gelegenheit, um sich im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal dem Publikum zu präsentieren. Eingeladen war die „Wäldar Buromusig“, eine sechsköpfige Truppe aus dem Bregenzerwald, die in den letzten beiden Jahren durch Auftritte und Preise bei Wettbewerben auf sich aufmerksam machen konnte. Sie wird von Stefan Bär an der Musikschule Lustenau betreut und ist eine jener zurzeit beliebten Formationen, die sich stilistisch übergreifend durch Jazz, Weltmusik, Klassik aber vor allem durch die Volksmusik ihrer Heimat inspirieren lassen. Alle sind sie exzellente Musiker:innen, und das nicht nur auf einem, sondern mindestens auch auf einem zweiten Instrument, und singen können sie auch. Das Ergebnis ist ein stilistisch vielseitiger Auftritt, man staunt über die Virtuosität der Bläser:innen und darüber, wie sich plötzlich die Hornistin in eine Sängerin verwandelt oder wie selbstverständlich der Akkordeonist zum Flügelhorn und zur Cajon wechselt. Wenn sie zusammenbleiben, wird man von der „Wäldar Buromusig“ zweifellos noch einiges hören.

Turbulente Zeiten

Zusammenbleiben war auch das Thema des Hauptacts. 30 Jahre sind eine lange Zeit und die Geschichte von Sonus Brass von den Anfängen in Vorarlberg bis zu den regelmäßigen Einladungen in die Elbphilharmonie Hamburg, den Wiener Musikverein, die Philharmonie Luxemburg oder zum Lucerne Festival ist zweifellos eine außergewöhnliche. In einer klugen Mischung aus Musik und Wort wurden viele Höhepunkte der letzten 30 Jahre beleuchtet, aber auch lustige Anekdoten und Interna aus dem Quintett-Leben kamen zur Sprache. Die Moderation teilten sich die beiden Gründungsmitglieder Stefan Dünser und Harald Schele, zusätzlich steuerte aber jeder der fünf Musiker verbal etwas bei. Gäste wurden auf die Bühne gebeten, Andreas Schuchter, der ehemalige Hornist des Ensembles, der Komponist Murat Üstün oder Christoph Thoma als langjähriger Kollege und Begleiter von Sonus Brass. Denn das Ensemble hat durchaus auch turbulente Zeiten hinter sich. Von der Gründungsmannschaft sind heute nur noch zwei Musiker dabei, Stefan Dünser und Harald Schele. Bei Trompete und Posaune gab es je einen Wechsel, beim Horn sogar bereits zwei. Was das für alle szenischen Programme bedeutet – wie zum Beispiel „Die Blecharbeiter“, die ja choreographiert und auswendig gespielt werden – hat Stefan Dünser recht eindrücklich geschildert. Die derzeitige Besetzung mit Stefan Dünser und Attila Krakó (Trompete), Zoltan Holb (Horn), Jan Ströhle (Posaune) und Harald Schele (Tuba) spielt nun seit fünf Jahren zusammen und zeigte an diesem Abend, wie gut sie mittlerweile zusammengewachsen ist.

Mastermind Stefan Dünser

Hinter all dem steckt vor allem Stefan Dünser. Der Gründer von Sonus Brass ist der Motor und Ideengeber, er entwickelt die Konzepte, entwirft die Programmdramaturgie, hat tausende Ideen, ein gigantisches Netzwerk sowie außergewöhnliche Überzeugungskraft und braucht nur fünf Stunden Schlaf. Das Markenzeichen von Sonus Brass ist nämlich nicht die polierte Exekution von Blechbläserhits, sondern ihre verblüffende Vielseitigkeit. Dazu zählen auch die inszenierten Konzerte für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, die kein anderes Quintett in dieser Art anbietet und die den fünf Musikern nicht nur instrumental sondern auch schauspielerisch einiges abverlangen. Mit diesen Programmen ist das Ensemble europa-, manchmal sogar weltweit unterwegs. Zur Zeit wird über ein Konzert in der Carnegie Hall New York sowie über eine Korea-Tournee verhandelt.
Das Programm enthielt die Lieblingsstücke des Ensembles: Die Holberg Suite von Edvard Grieg, das Divertimento von Leonard Bernstein, Werke von John Cheetham, Claude Debussy und Enrique Crespo. Zwei Uraufführungen waren auch zu hören: Ein großartiges neues Stück von Murat Üstün sowie das rhythmisch vertrackte Werk „Friends for a Lifetime“ von Johannes Bär. Einen passenderen Abschluss eines Jubiläumskonzertes kann man sich kaum vorstellen.

Galakonzert zum 30-Jahre-Jubiläum
Do, 18.4., 19.30 Uhr
Kulturhaus, Dornbirn

Open Air Matinee in der Villa Falkenhorst
So, 30.6., 11 Uhr
Villa Falkenhorst, Thüringen

https://www.sonusbrass.com

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