Freudvoll präsentierte Kammermusik
Das Webern Wind Quintet sorgte im Dornbirner Kulturhaus für gute Stimmung
Silvia Thurner ·
Nov 2024 · Musik
Einen fröhlichen musikalischen Abend erlebten die Konzertbesucher:innen mit dem Webern Wind Quintet und der Mezzosopranistin Heidemaria Oberthür im Dornbirner Kulturhaus. Im Mittelpunkt standen zwei Werke von Thomas Thurnher. Die Uraufführung der fünf Lieder „Traumreden“ nach Texten von Julian Schutting beeindruckte durch die außergewöhnliche Besetzung und das geistreiche Ineinandergreifen der Vokal- und Instrumentalparts. Neoklassistisch mutete Thurnhers Bläserquintett „Ringe Reiha“ an, das erstmals in Österreich gespielt wurde. Die Werkauswahl ermöglichte zudem Einblicke in die Schaffenswelten von Iván Eröd, György Ligeti und Luciano Berio. Abgerundet wurde das breit gefächerte Programm mit Orchesterliedbearbeitungen von Gustav Mahler.
Thomas Thurnher hat sich vor 20 Jahren mit Gedichten des Wiener Lyrikers Julian Schutting beschäftigt und die fünf Gedichte „Amseln“, „Pfingstrosen“, „Wanderung“, „Traum, der –“ sowie „Winterabend“ in der außergewöhnlichen Besetzung für hohe Singstimme, Englischhorn und Klarinette vertont. Julian Schutting erzeugte mit seiner assoziativen Sprache und zahlreichen Analogien Bilder im Kopf. Thomas Thurnher entwarf für den Vokalpart textdeutende melodische Linien, die die Sprachrhythmik betonten. Mit den Instrumentalfarben erzeugte er ein passendes Ambiente, das auch Naturstimmungen implizierte. Der Vokal- und Instrumentalpart wurden in einer guten Kommunikation geführt. Besonders das Lied „Pfingstrosen“ wirkte in sich gekehrt und entfaltete eine vielsagende Ausdruckskraft. Idealisierte Naturlaute sowie Melodielinien der Singstimme, die von der Klarinette und dem Englischhorn in die Weite geführt wurden, ergaben in „Winterabend“ eine reizvolle Widersprüchlichkeit. Die dichte Interpretation mit der warmen und textdeutlich artikulierenden Stimme der Mezzosopranistin Heidemaria Oberthür kam den inhaltsreichen Liedern zugute.
„Ringa Reiha“ spielte das Webern Wind Quintet (Maria Jauk, Flöte; Julia Zulus, Oboe; Sylvester Perscher, Klarinette; Wolfgang Lücking, Horn; Leonard Eröd, Fagott) humorvoll und mit großer Spielfreude. Dabei kam der ausbalancierte Gesamtklang des Ensembles gut zur Geltung und belebte die mittels Reihentechniken genierten melodischen Linien. Am Beginn ließen rufartige Motive aufhorchen, doch die im mittleren Abschnitt erklingenden Tonrepetitionen verlangsamten den musikalischen Fluss. Als Ganzes betrachtet, entwickelte sich das Werk gefällig, jedoch mit eher wenigen Ecken und Kanten.
Gute Werkzusammenstellung
Thomas Thurnhers Kompositionen stellte das Webern Wind Quintet Werke von Iván Eröd, György Ligeti, Gustav Mahler und Luciano Berio zur Seite. Sie fügten sich zu einem anregenden Bogen zusammen, der von einem humorvollen Geist und der Spiellaune des Ensembles getragen war. Auch musikalisch kristallisierten sich aus den verschiedenartigen Werken Gemeinsamkeiten heraus, die aufhorchen ließen, beispielsweise unterschiedliche Naturstimmungen, volksmusikalische Idiome und sogar Tiergeschichten.
Iván Eröds „Quintetto Ungherese“ mit dem zugrundeliegenden siebenbürgischen Volkslied „Erdö, erdö, erdö“ spielte das Weber Wind Quintett mit viel Elan. Zu den Naturstimmungen passten die vier Mahler-Lieder „Nun will die Sonn‘ so hell aufgehen“, „Wer hat dies Liedel erdacht?“, „Wo die schönen Trompeten blasen“ sowie „Lob des hohen Verstandes“. Heidemaria Oberthür entfaltete sie mit schönem Timbre. Die Bearbeitungen für Holzbläserquintett unterstrichen zwar den ländlichen Grundcharakter und die humorvolle Stimmung im „Lob des hohen Verstandes“. Im Duktus wirkten die Bearbeitungen jedoch etwas kantig und teilweise im Verhältnis zur Singstimme zu dominant.