Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 07. Aug 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (8.8. - 14.8. 2011)

Richtig trashiges Kino bietet diese Woche die Kantine des Spielboden Dornbirn mit Robert Rodriguez´ „Machete“. Gegenstück zu dieser deftigen Kost steht im TaSKino Feldkirch mit „La nana - Die Perle“ auf dem Programm. Der Chilene Sebastiàn Silva erzählt darin unspektakulär, aber intensiv von einem introvertierten Hausmädchen, das an dem Widerspruch irgendwie Teil der großbürgerlichen Familie zu sein, in deren Haushalt sie seit 23 Jahren arbeitet, andererseits aber doch nicht wirklich dazu zu gehören, zu zerbrechen droht.

Machete: In sieben Filmen von Robert Rodriguez hat sein Cousin Danny Trejo Nebenrollen gespielt, aber erst in „Machete“ läuft der mexikanischstämmige Schauspieler als wortkarger Kämpfer mit pockennarbigem Gesicht und tätowiertem Körper zur Hochform auf: Vor Jahren hat ein mexikanischer Drogenboss Machetes Familie ermordet, jetzt will der Berater eines rassistischen US-Senators den Ex-Cop reinlegen, muss aber bald feststellen, dass er sich mit dem Falschen angelegt hat. Denn Machete holt unterstützt von zwei gleichermaßen toughen wie sexy Frauen zu einem blutigen Rachefeldzug aus.
Vom furiosen Beginn bis zum gewaltigen Showdown am Ende ist „Machete“ im Gegensatz zum postmodernen Spiel mit dem Exploitationkino der 70er Jahre bei Quentin Tarantino purer, aber lustvoll inszenierter Trash: Nicht nur Messer, auch medizinische Geräte und Rasentrimmer werden da als Waffe eingesetzt. Extremitäten werden abgetrennt, ein austretender Darm zum Abseilen verwendet und ein Priester in seiner Kirche zu Schuberts „Ave Maria“ gekreuzigt. Und weil es auch an markigen Sprüchen nicht mangelt, ist der, der deftiges Kino mag, mit „Machete“ bestens bedient. Beim bloßen Entertainment bleibt es dabei aber nicht, denn auch die Abrechnung mit rassistischen und geldgierigen US-Politikern kommt bei dieser wilden Satire nicht zu kurz.
Spielboden Dornbirn: Mi, 10.8., 21.30 Uhr


La nana - Die Perle: In jeden Winkel des Hauses folgt die bewegliche Handkamera hautnah der 41-jährigen Raquel. Seit mehr als 20 Jahren ist sie im Haushalt der großbürgerlichen Familie Valdes tätig, hat die Kinder groß gezogen und hält das Haus in Schuss. Mit ihrer eigenen Familie pflegt sie kaum Kontakt und hält ein Telefonat mit der Mutter kurz. Aber auch in der Familie, in der sie arbeitet, scheint sie sich als Ausgestoßene zu fühlen, wirkt gehemmt und verbissen und zeigt keine Gefühlsregung. Als sie zunehmend unter Kopfschmerzen leidet, stellt die Hausherrin um Raquel zu entlasten eine Hilfskraft an, doch Raquel fühlt sich dadurch nur noch mehr aus der Familie verdrängt und ekelt die neuen Angestellten jeweils hinaus. Änderung bringt erst Lucy, die mit ihrer Offenheit schließlich auch bei Raquel einen Umdenkprozess und einen gelösteren Bezug zum Leben und zu sich selbst einleitet.
Die Nähe der Handkamera, der – abgesehen vom Ende - Verzicht auf Musik und auf eine dramatische Geschichte sowie die weitgehende Beschränkung auf das Leben im Haus verleihen „La nana“ große Geschlossenheit und Dichte. Unterstützt von einem exzellenten Darstellerensemble, aus dem Catalina Saavedra als Raquel herausragt, macht Sebastian Silva mit seinem intensiven Blick auf den Mikrokosmos Brüche im scheinbar harmonischen Zusammenleben sichtbar. Da mag Raquel schon Jahrzehnte in der Familie leben, dennoch fühlt sie sich nicht wirklich zugehörig und bekommt vor allem auch die Arroganz der langsam erwachsen werdenden Tochter zu spüren. Immer bewusster wird ihr, dass sie die Familie, die sie geglaubt hat in ihrer Arbeitsstelle zu besitzen, in Wirklichkeit nicht hat und kann erst, als sie sich diese Verdrängung bewusst macht, und sich nicht mehr auf die Familie, sondern auf sich selbst konzentriert, beginnen befreit zu leben.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr 12.8. – Do 18.8.