Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 05. Sep 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (6.9. - 12.9. 2013)

Beim Filmforum Bregenz gibt es diese Woche den Episodenfilm "7 dias en la Habana - 7 Tage in Havanna" zu sehen. Das jugendlich-frische Werk eines 91-Jährigen steht dagegen im TaSKino Feldkirch mit Alain Resnais´ "Vous n´avez encore rien vu - Ihr werdet euch noch wundern" auf dem Programm.

7 dias en la Habana - 7 Tage in Havanna: Der filmische Blick von Ausländern auf Großstädte erfreut sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit. Auf „Paris, je t´aime“ folgte „New York, I Love You“. Während hier immer die Episoden nach Bezirken gegliedert waren, geben in „7 Tage in Havanna" die Wochentage die Struktur vor. Dabei könnten die einzelnen Episoden, zwischen denen sich dann teilweise am Ende Querverbindungen einstellen, auch an anderen Tagen spielen.
Der Blick von außen ergibt sich vor allem in den Geschichten, in denen Touristen im Mittelpunkt stehen. Mit vielen Klischees arbeitet Benicio del Toro, der von einem amerikanischen Filmstudenten erzählt, der ins Partyleben eintaucht und schließlich - scheinbar - eine Blondine abschleppt. Mehr Spaß bereitet Pablo Traperos Beitrag, weil Emir Kusturica sich darin lustvoll selbst spielt als stets betrunkenen Filmregisseur, der einen Preis erhalten soll, sich dafür aber überhaupt nicht interessiert.
Wie Musik und Alkohol so ist auch das Bleiben und Ausreisen ein wiederkehrendes Thema. Zentral ist es in Julio Medems Episode um die Sängerin Cecilia, die ein spanischer Musikmanager (Daniel Brühl) nicht nur für einen Club im Mittelmeer engagieren, sondern auch ins Bett bringen will.
Glanzstück des Films ist Elia Suleimans „Tagebuch eines Neuankömmlings“. Wie der palästinensische Regisseur mit sich selbst in der Hauptrolle mit tatihaftem Humor in statischen distanzierten Einstellungen ganz ohne Dialog den Alltag – und damit auch den Stillstand - einfängt und von einem Fremden erzählt, der den Massimo Leader interviewen möchte, ihn aber immer nur im Fernsehen bei einer endlosen Rede sieht, in der er die Leistungen Kubas preist, das ist schon ein Meisterstück feinen hintersinnigen Humors und bissiger Gesellschaftskritik.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 6.9., 22 Uhr


Vous n´avez encore rien vu - Ihr werdet euch noch wundern: Auch mit 90 Jahren gehört der Franzose Alain Resnais zu den experimentierfreudigsten Regisseuren. Wie ein Abschiedswerk wirkt es, wenn per Telefon 13 Schauspieler, die vielfach schon in Filmen Resnais´ spielten und sich hier mit ihrem wirklichen Namen melden, auf den Landsitz eines soeben verstorbenen Theaterautors geladen werden. Dort sollen sie sich einen Videomitschnitt einer neuen Inszenierung des vom Verstorbenen geschriebenen Stücks "Eurydike" ansehen und beurteilen. Die Geladenen scheinen dazu berufen, haben sie doch zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Inszenierungen in diesem Stück Rollen gespielt.
Wie der Zuschauer auf die Leinwand, so blicken die Schauspieler auf die Videowand, schauen zuerst ruhig zu, beginnen dann zögerlich Dialogzeilen des Stückes mitzusprechen, fallen schließlich ganz in die Rollen.
Nicht ganz leicht ist es Zugang zu diesem federleichten, aber auch kühlen und sehr dialoglastigen Spiel über Kino und Theater, Schein und Sein zu finden. Ist man aber einmal in diesem Film drin, kann man sein Vergnügen daran haben, wie einerseits über die Geschichte von Orpheus und Eurydike über Liebe, Leben und Tod reflektiert wird. Andererseits wirft Resnais durch die Inszenierung Fragen der Identität auf, wenn er fließend zwischen den verschiedenen Darstellern von Orpheus und Eurydike wechselt, und nicht nur die Grenzen der Zeit aufhebt, sondern auch die des Raums, wenn der Festsaal sich plötzlich in ein Hotelzimmer oder eine Bahnhofshalle verwandelt, an der pfeifend Züge vorbeidonnern. - Ein abgeklärtes Alterswerk, aber kein Schlusspunkt, denn Resnais´ nächster Film befindet sich schon in Postproduktion: eine Alan Ayckbourn-Adaption, die den lebensfrohen Titel "Aimer, boire, chanter" trägt.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 6.9., 22 Uhr