Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 04. Dez 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (5.12. - 11.12. 2014)

Ein grandioser filmischer Trip ist mit Leos Carax´ "Holy Motors" diese Woche im Gasthaus Jöslar in Andelsbuch zu sehen. Am Spielboden startet dagegen mit dem heurigen Berlinale-Sieger "Feuerwerk am helllichten Tage" eine Reihe mit drei neuen Filmen aus Ostasien.

Holy Motors: Dreizehn Jahre war es nach „Pola X“ still um den Franzosen Leos Carax („Les Amants du Pont-Neuf“) , dann meldete er sich 2012 mit „Holy Motors“ zurück und überraschte und begeisterte mit einer filmische Achterbahnfahrt, die im Kino der Gegenwart ihresgleichen sucht.
Nach einem an David Lynch erinnernden Prolog folgt Carax Monsieur Oscar durch einen Arbeitstag. Während er sich von seiner Chauffeurin in einer Stretchlimousine durch Paris fahren lässt, hat er zehn Aufträge zu erledigen, für die der vom sensationell wandlungsfähigen Denis Levant gespielte Mann sich in zehn völlig unterschiedliche Typen verwandelt.
Verlässt Oscar die Vorstadtvilla als Familienvater und Geschäftsmann, so steigt er bald als bucklige osteuropäische Bettlerin aus dem Wagen, raubt später als wilder Kanalmensch ein Model von einem Foto-Shooting oder trauert mit Kylie Minogue in einer fantastischen Musical-Szene einer verlorenen Liebe nach.
Schräg ist dieser Film, aber nie kopflastig oder langweilig, sondern – sofern man sich darauf einlässt - mitreißend in seiner entfesselten Lust am Fabulieren und seinem Einfallsreichtum. Hier gibt es keine vorgezeichneten Bahnen, mit jeder Szene überrascht der Franzose aufs Neue. Mag man zunächst den Eindruck gewinnen einem filmischen Trip beizuwohnen, der zwar aufregend ist, sich letztlich aber auf eine leidenschaftliche Liebeserklärung an das Kino und die Fantasie reduzieren lässt, so kristallisiert sich durch Wiederholungen und Parallelen zunehmend heraus, dass „Holy Motors“ auch eine Reflexion über die Vielfalt des Lebens und seine Vergänglichkeit ist. Zweifellos mehrmals müsste man diesen atemberaubenden Geniestreich sehen, um seinen Reichtum auch nur annähernd erfassen zu können.
Gasthof Jöslar, Andelsbuch: So 7.12., 20 Uhr

Feuerwerk am helllichten Tage: Visuell eindrucksvoll erzählt Diao Yinan in seinem heuer bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten Krimi von einem dem Alkohol verfallenen Ex-Polizisten, der sich in einer winterlich kalten chinesischen Bergbaustadt in einen Mordfall verbeißt und sich im Lauf seiner Ermittlungen in eine zwielichtige Frau verliebt:
In den weitgehend dunklen Farben, zu denen markante rote, gelbe und grüne Neonlichter an einer Brücke oder einem Nachtclub einen starken Kontrast bilden, entwirft Yinan atmosphärisch dicht das Bild eines tristen China, in dem die Durchschnittsbevölkerung Not leidet, während einige Wenige sich Reichtümer anhäufen.
Souverän überträgt er auch Figuren und Motive des amerikanischen Film noir wie den gebrochenen Cop, der von Liao Fan stark gespielt wird, und die obsessive Liebe zu einer undurchschaubaren Frau aufs heutige China. Über die konventionelle Story können diese Qualitäten aber nicht hinwegtäuschen.
Spielboden Dornbirn: Di 9.12. + Do 18.12. – jeweils 20 Uhr