Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 27. Nov 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (28.11. - 4.12. 2014)

In der Villa Falkenhorst in Thüringen wird diese Woche der farbenprächtige Animationsfilm "Azur und Asmar" gezeigt und im vorarlberg museum geht die Robert-Polak-Werkschau unter anderem mit dem Dokumentarfilm "Locus Iste" ins Finale.

Azur und Azmar: Wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht sieht dieser farbenprächtige Animationsfilm von Michel Ocelot aus, aber die Geschichte über zwei äußerlich gegensätzliche Freunde und eine Reise durch den mittelalterlichen Orient wurde vom Regisseur und Autor selbst erfunden.
Auf inhaltliche und formale Spielereien verzichtet der Franzose, dafür konzentriert er sich auf das geradlinige Erzählen einer an der Oberfläche leicht verständlichen, gleichzeitig aber doch einfühlsam über kulturelle Gegensätze und Hass reflektierenden und für Toleranz und Liebe plädierenden Geschichte. Diese Themen werden ganz beiläufig in die Handlung integriert und nie wird mit erhobenem Zeigefinger doziert.
Michel Ocelot entführt den Zuschauer in eine magisch-märchenhafte Welt. Sein Film lebt nicht nur von einer sanften Geschichte, die Kinder ebenso wie Erwachsene ansprechen sollte, sondern in gleichem Maße von der zeichnerischen Gestaltung. Die Grüntöne eines Palmenwalds brennen sich da ebenso ins Gedächtnis ein, wie die blauen, ornamental verzierten Fliesen eines Hauses, der rote Löwe, der besänftigt werden muss, ein bunter Wundervogel, der in Windeseile Personen herbeischafft, wieselflinke kleine Elfen oder die goldgelbe unterirdische Märchenwelt, in der eine Fee gefangen gehalten wird.
Weniger spektakulär und temporeich als die Pixar-Filme mag das sein, an Einfallsreichtum und liebevoller Machart steht „Azur und Asmar“ den amerikanischen Filmen aber kaum nach und geht zudem inhaltlich mehr in die Tiefe. Trotz der Themen Völkerverständigung und Toleranz geht es dabei aber nicht bierernst zu und der Humor, für den nicht zuletzt Azurs ziemlich heruntergekommener, aber schlitzohriger Begleiter Crapoux sorgt, kommt nicht zu kurz. Dessen Vorurteile über den Orient und seine Bewohner demontiert Ocelot ebenso humorvoll wie spielerisch leicht und verkehrt sie ins Gegenteil, indem er diese Welt nicht nur als märchenhaft, sondern auch als kulturell hochstehend darstellt.
Villa Falkenhorst, Thüringen: So 30.11., 15 Uhr

Locus Iste:
Noch bis Sonntag, 30. November bietet das vorarlberg museum mit einer Filmreihe Einblick in das Werk des Bregenzer Filmemachers Robert Polak. Für „Locus Iste“ begleitete Polak 2003 zusammen mit Wolfgang Mörth, der den Text zum Film schrieb und die zweite Kamera führte, den Spielbodenchor auf  einer Reise von St. Gerold über das Südtirol und die Schweiz in das Elsaß nach Süddeutschland und die Mehrerau, in deren Rahmen zwölf Klöster beesucht wurden.
Im Mittelpunkt der Reise, die auch die Möglichkeit zu individuellen und Gruppen-Erfahrungen bieten sollte, stand dabei weder die religiöse Komponente noch das Singen von sakralen Kompositionen, sondern entsprechend dem Projekt-Untertitel „Singend gegen die Zeit reisen“ das Bewusstmachen der kulturhistorischen Wurzeln und der kulturellen Identität dieser Region.
Von den Auftritten des Spielbodenchors und seinen gesanglichen Leistungen bietet der Film folglich nur ein sehr reduziertes Bild. Keines der Musikstücke, wie Anton Bruckners titelgebende Motette und die Vertonungen desselben Textes von Rolf Aberer, Gerold Amann, Gerald Futscher oder Ulrich Gabriel, wird ausgespielt, meist wird nach wenigen Tönen geschnitten oder der Gesang tritt gegenüber dem – allzu extensiv eingesetzten - Off-Kommentar in den Hintergrund. In wenigen Sätzen informiert dieser jeweils kurz über die Geschichte des Ortes und ein paar Bilder vermitteln einen Eindruck von der kunstgeschichtlichen Bedeutung und dem kulturellen Reichtum des einzelnen Sakralbaus im Speziellen und der bereisten Region im Allgemeinen. Locker fügen so Polak/Mörth ihre Beobachtungen aneinander, lassen sich von der Reise treiben und auch Ironie und witzige Brechungen kommen nicht zu kurz.
vorarlberg museum, Bregenz: Sa 29.11., 17 Uhr