Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 25. Sep 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (26.9. - 2.10. 2011)

Komödiantisches steht diese Woche im Filmforum Bregenz mit Dany Boons „Nichts zu verzollen“ auf dem Programm. Entschieden gegen Saatgutkonzerne und die industrialisierte Landwirtschaft wendet sich dagegen Coline Serreau in „Good Food Bad Food“ und präsentiert auch Alternativen. Zu sehen ist dieser Dokumentarfilm diese Woche am Spielboden Dornbirn und im Oktober im Filmforum Bregenz.

Nichts zu verzollen: Mit „Willkommen bei den Sch´tis“ gelang Dany Boon ein Kassenschlager, an den der Franzose mit seiner neuen Komödie unübersehbar anknüpfen will. Ging es bei den „Sch´tis“ um Vorurteile über Nordfranzosen, so ist nun ein französisch-belgisches Grenzdorf der Schauplatz. Nicht ausstehen können sich die Zöllner der beiden Länder, gegenseitig beschimpfen sie sich als „Camemberts“ bzw. „Frittenfresser“. Dass am Jahreswechsel 1992/93 dann auch noch die Grenzbalken verschwinden und sie in einem klapprigen R4 gemeinsam mobile Kontrollen durchführen sollen, ist der schiere Horror für den belgischen Zöllner Ruben (Benoit Poelvoorde) und seinen französischen Kollegen Mathias (Dany Boon). Dilettantische Drogendealer sorgen hier bald für Turbulenzen, andererseits wird die persönliche Situation dadurch verschärft, dass Mathias heimlich mit Rubens Schwester liiert ist.
Das Milieu und die sozialen Probleme, die bei den „Sch´tis“ immerhin noch ansatzweise erkundet wurden, werden hier weitgehend ausgespart. Ganz auf die Schauspieler konzentriert sich Boon, setzt aber auf Grimassieren, Dialogwitz und Klamauk und lässt ihnen keinen Raum, um Charaktere zu entwickeln. Auf Typen reduziert bleiben Zöllner, Restaurantbesitzerin und debile Drogenschmuggler auch, weil sich Boon keine Zeit nimmt für einen realistischen Blick auf Lebens- und Arbeitswelten.
Hier geht es um schnelle Gags und leichte Unterhaltung im Stile der Louis-de-Funes-Filme, die aktuellen Themen Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus bieten dafür nur den Hintergrund.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do, 29.9., 20 Uhr; Sa 1.10., 22 Uhr

Good Food Bad Food: Bekannt ist Coline Serreau für Komödien wie „Drei Männer und ein Baby“ oder „St. Jacques – Pilgern auf Französisch“, begonnen hat sie ihre filmische Laufbahn aber in den 70er Jahren mit engagierten und kämpferischen Dokumentarfilmen. Zu dieser Art Filme kehrt die Französin mit „Good Food Bad Food“ zurück. Klar Position bezieht sie und prangert die industrialisierte Landwirtschaft, die Macht der multinationalen Saatgutkonzerne und die verheerenden Folgen des Einsatzes von chemischen Düngemittel und Pestiziden an. Dieser zerstörerischen Art der Landwirtschaft werden positive Beispiele in Brasilien und der Ukraine, in Indien und Frankreich gegenüber gestellt.
Gut gemeint ist dieser Film zwar, aber letztlich wohl nicht gelungen. Statt sich auf eine Region oder ein Thema zu konzentrieren und Probleme differenziert herauszuarbeiten, springt Serreau von einem Gesprächspartner und einer Region zur nächsten. Nur kurz angerissen werden die Bauernselbstmorde in Indien, angesprochen werden nebenbei auch die Abtreibungen weiblicher Föten in Indien. Beliebig wirkt der Film in seiner Weitschweifigkeit, zudem wird der Zuschauer mit den zahlreichen Talking Heads mit verbalem Input förmlich überschüttet, während die visuelle Ebene vernachlässigt wird. Und auch inhaltlich kann man Bedenken anmelden gegen die wiederholte Betonung des Gegensatzes von kriegerischen und zerstörerischen Männern und hegenden und pflegenden Frauen.
Spielboden Dornbirn: Do, 29.9., 20.30 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi, 5.10., 20 Uhr; Fr 7.10., 22 Uhr