Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 25. Dez 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (26.12. 2014 - 1.1. 2015)

Das Takino Schaan zeigt diese Woche mit der John le Carré-Verfilmung "A Most Wanted Man" nochmals einen von Philip Seymour Hoffmans letzten Filmen. Beim TaSKino Feldkirch steht dagegen "Die geliebten Schwestern" auf dem Programm, in dem Dominik Graf von einer Ménage à trois um Friedrich Schiller erzählt.

A Most Wanted Man: Der im Februar 2014 verstorbene Philip Seymour Hoffman brilliert in Anton Corbijns Verfilmung von John le Carrés 2008 erschienenem Roman „Marionetten“ noch einmal als Geheimdienstmann Günther Bachmann, der mit seinem Team in einem winterlich kalten Hamburg weniger Unterstützer des iislamistischen Terrors dingfest, als vielmehr überführen und dann für die eigenen Dienste einsetzen will.
Doch frei agieren kann Bachmann hier kaum, wird vielmehr zermürbt durch die Ränkespiele der verschiedenen Geheimdienste. Seymour Hofmann spielt diesen stoppelbärtigen, ständig Zigarette rauchenden und Whisky trinkenden Geheimdienstler folglich als erschöpften, desillusionierten und ausgelaugten Mann.
Seine Verlorenheit und die Stimmung des Ausgeliefertseins spiegeln sich auch in den kalten Spätherbstbildern von Kameramann Benoit Delhomme. Verwaschen sind die Farben, Grau- und Blautöne dominieren, Wolken verhangen ist der Himmel immer wieder und keine Sightseeing-Tour durch die Hansestadt bietet Corbijn, sondern taucht mehrfach in die schummrige Kneipe „Zum Silbersack“ ab, führt in eine Asylantenwohnung, eine leere in Renovierung befindliche Wohnung oder das überfüllte Büro Bachmanns.
Statt Action dominieren die Schauspieler – an der Seite von Hoffmann Nina Hoss, Daniel Brühl, Robin Wright und Willam Dafoe - und Dialoge. Etwas schleppend und ohne Durchschlagskraft entwickelt sich die Handlung und bringt inhaltlich nicht viel Neues. Entschädigt wird man für solche Schwächen aber abgesehen von dem großartigen Ensemble auch durch die dichte melancholische Atmosphäre, die durch die zurückhaltende und kühle Inszenierung noch verstärkt wird.
Takino Schaan: Fr 26.12., 20.30 Uhr

Die geliebten Schwestern: 1787 wird die aus adeliger, aber verarmter Familie stammende Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius) von ihrer verwitweten Mutter nach Weimar zu ihrer Patentante, der Frau von Stein, geschickt, um höfische Manieren zu lernen, aber auch um Ausschau nach einer guten Partie zu halten.
Statt eines reichen Mannes lernt Charlotte aber den finanziell alles andere als gut gestellten Friedrich Schiller (Florian Stetter) kennen. Als ihre aus pragmatischen Gründen mit dem Grafen von Beulwitz verheiratete Schwester Caroline (Hannah Herzsprung) zu Besuch kommt, macht auch sie Bekanntschaft mit dem jungen Dichter und es entwickelt sich eine Dreiecksbeziehung.
Geht es am Beginn wie in den Romanen Jane Austens um die Frage, ob Charlotte sich pragmatisch um einen vermögenden Ehemann bemühen oder auf ihr Herz hören soll, so rückt bald die Liebe zu dritt, die sich nicht um höfische Konventionen kümmert, ins Zentrum.
In weiten lichtdurchfluteten Naturbildern macht Graf das Liebesglück erfahrbar und schafft mit einem allwissenden, das Geschehen kommentierenden oder auch ergänzenden Off-Erzähler, dem Dominik Graf selbst die Stimme gibt, immer wieder Distanz.
Wenn schließlich doch Eifersucht und Streit zwischen den Schwestern ausbricht, ändert sich auch der visuelle Stil: niedrige, kleine und beengende Kammern und dunkle Farben treten an die Stelle der weiten Naturbilder.
Dieses Scheitern der privaten Utopie korrespondiert aber auch mit dem Scheitern der Ideen der Aufklärung. Zwar bleiben die politische Position Schillers und der Umbruch durch die Französische Revolution, deren Schrecken Graf schon bei ihrem Ausbruch mit Bildern der Guillotine und blutroter Straßen andeutet, im Hintergrund, spielen aber doch in die Handlung hinein.
Ganz klassisch, ohne Modernismen und ironische Brechungen erzählt der 62-Jährige, vertraut auf seine Darsteller, die mit ihrem frischen und leidenschaftlichen Spiel nie ein Gefühl von Verstaubt- oder Steifheit aufkommen lassen.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Sa 27.12. bis Mi 31.12.