Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 24. Okt 2010 · Film

Aktuell in den Filmclubs (25.10. - 31.10. 2010)

Sin nombre: Mit „Amores Perros“ und „City of God“ hat man das Spielfilmdebüt von Cary Joji Fukunaga, der in Amerika als Sohn japanisch-schwedischer Eltern geboren wurde, schon verglichen. Mit diesen Filmen verbindet „Sin nombre“ der Blick auf ein gewalttätiges Lateinamerika, aber auch die schnelle, sich an amerikanischen Vorbildern orientierende Erzählweise und speziell mit „Amores Perros“ die Parallelführung von mehreren Erzählsträngen.
Im Süden Mexikos terrorisiert der am ganzen Körper tätowierte Lil´Mago mit seiner Gang Mara Salvatrucha nicht nur die Bevölkerung, sondern hält auch die Bandenmitglieder brutal unter Druck. Neulinge wie den Jugendlichen Smiley werden erst nach einer brutalen Verprügelung aufgenommen. Mit zunehmendem Widerwillen blickt Willy Casper auf diesen Terror, kann sich aber von der Bande nicht lösen.
Parallel dazu bricht in Honduras die junge Sayra mit Onkel und Vater zu einer illegalen Reise auf den Dächern von Zügen in die USA auf, wo sie auf ein besseres Leben bei ihren Schwestern in New Jersey hofft.
In Südmexiko werden die beiden Erzählstränge zusammen geführt: Nachdem Lil´Mago Willys Freundin getötet hat, muss es zum Bruch kommen. Mit Smiley und Willy zusammen will Lil´Mago einen Flüchltingszug überfallen. Als Lil´Mago dabei Sayra unter Druck setzt, bringt Willy ihn um und flieht gemeinsam mit Sayra Richtung Norden. Als die Bande vom Tod ihres Anführers erfährt, setzt eine gnadenlose Jagd auf Willy ein.
Bandenwesen und Migration sind die zwei Themen, die Fukanaga verknüpft. Für differenzierte Durchleuchtung der Probleme interessiert er sich nicht. Ungleich konsequenter, präziser und damit auch erschütternder schilderte da Heidi Specognas Dokumentarfilm „Das kurze Leben des Jose Antonio Gutierrez“ den Migrationsstrom von Lateinamerika in die USA. Aber mit ungeschminkten Bildern des Elends und des Milieus der Gewalt, die durch den Einsatz der Handkamera noch stärker und authentischer wirken, packt „Sin nombre“ dennoch. Hintergrund bleibt diese Schilderung aber vor allem für einen spannenden und teilweise auch erschütternden Genrefilm mit einem Mix aus Gangstergeschichte, Thriller und Liebesgeschichte.
Mit geradliniger und ziemlich schematischer, überraschungsfreier Handlungsführung und ohne Regieeinfälle oder den erzählerischen Furor, den „City of God“ auszeichnete, ist das auch recht konventionell, mit einem Auge aufs große Publikum schielend inszeniert. Das starke Spiel der Protagonisten und die eindrucksvollen Aufnahmen von der Zugfahrt durch Mittelamerika lassen über solche Schwächen aber auch wieder hinwegsehen..
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Mi, 27.10., 19.30 Uhr; Do, 28.10., 21.30 Uhr


No Man´s Land: Im Jugoslawienkrieg verirrt sich in einer nebligen Nacht eine Gruppe bosnischer Soldaten. Als sich der Nebel lichtet, werden sie von Serben erschossen, nur zwei können sich verwundet in einen Schützengraben im „Niemandsland“ retten. Als die Serben einen Erkundungstrupp ausschicken, nehmen die beiden Bosnier einen Soldaten gefangen und es entwickelt sich ein Kammerspiel, in dem jeder dem anderen die Schuld am Krieg gibt und immer der Recht hat, der gerade die Waffe in der Hand hat.
Was realistisch beginnt, wird so zu einer bitteren Groteske, denn bald schalten sich auch die UNO, die allerdings völlig hilflos agiert, und die Medien ein, die eine große Story wittern.
Weitgehend reduziert auf drei Personen und den Schützengraben als Schauplatz entwickelt sich so ein universeller Film über den Irrsinn des Krieges, der 2002 immerhin mit dem Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet wurde. Schulzuweisungen gibt es hier keine: Gleichmäßig verteilt bekommen neben UNO und Medien Serben und Bosnier ihr Fett ab. Die Stärke von Danis Tanovics Drama liegt dabei nicht unbedingt in der filmischen Inszenierung. Gut könnte man sich „No Man´s Land“ auch als Theaterstück vorstellen, aber stark gespielt und hervorragend geschrieben ist das zweifellos
Takino Schaan: Mi, 27.10., 20 Uhr