Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 21. Mai 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (22.5. - 28.5. 2015)

Am Spielboden Dornbirn läuft diese Woche zweimal der Dokumentarfilm „Young @ Heart“, in dem Stephen Walker einen ungewöhnlichen Seniorenchor porträtiert. Auf einen Mixed-Martial-Arts-Champion, der sich für sozial benachteiligte Jugendliche einsetzt, blickt Nicolas Wadimoff in „Spartiates“, der im Takino Schaan nochmals auf dem Programm steht.

Young @ Heart: Gar nicht passend zu ihrem Alter sind die Songs, die der 53jährige Chorleiter Bob Cilman für die Seniorentruppe aussucht, deren Mitglieder selbst klassische Musik, Opern oder Musicals wie „My Fair Lady“ und „Sound of Music“ als ihre Lieblingsmusik bezeichnen. - Oder vielleicht gerade doch. Denn der Clash-Hit „Shall I Stay or Shall I Go“ erhält eben eine ganz andere Bedeutung, wenn ihn die 92-jährige Eileen Hall singt. Gleiches gilt natürlich für Bob Dylans „Forever Young“, für James Browns „I Feel Good“ oder „The Road to Nowhere“ von den Talking Heads, das die Einlieferung eines schwer erkrankten Mitglieds ins Krankenhaus begleitet.
Mehr noch aber als der Kontrast zwischen Sängern und Songs macht der Blick des britischen Regisseurs Stephen Walker „Young@Heart“ bewegend und mitreißend. Man spürt das Vertrauen zwischen dem Dokumentarfilmer und den Chormitgliedern in jeder Szene. Nie wird hier jemand vorgeführt, sondern voll Empathie blickt Walker auf seine Protagonisten. Hautnah dran ist er mit der beweglichen Digitalkamera nicht nur bei den Proben, sondern auch bei Besuchen in den Familien.
Sechs Wochen hat Walker, der mit seinem stellenweise doch allzu begeisterten Kommentar durch den Film leitet, den in Northhampton, Massachusetts, beheimateten Chor bei seinen Proben für ein neues Konzert begleitet. Filmisch mag das nicht brillant gemacht sein, aber die Präsenz der einzelnen Chormitglieder ist einfach umwerfend.
Denn mehr als um die Musik, die freilich für Drive sorgt, geht es um Vitalität und Lebensfreude im Alter, die diese Greise ausstrahlen. Eine Absage an den Jugendwahn der heutigen Zeit ist dieser Film und zeigt voll Leidenschaft, wie schön und erfüllt das Leben auch weit jenseits des 50sten Geburtstags sein kann, klammert aber auch den Tod, auf den Menschen dieses Alter zusteuern, nicht aus. – Und trotz dieser tragischen Momente versprüht „Young@Heart“ unglaubliche Lebensfreude und macht Mut lustvoll und leidenschaftlich auch angesichts der eigenen Vergänglichkeit zu leben und mit Galgenhumor auf diesen Tod zu blicken, der so gewiss ist, wie der Zeitpunkt seines Eintretens ungewiss.
Spielboden Dornbrirn: Sa 23.5. + Di 26.5. - jeweils 20 Uhr


Spartiates:
Mehrere Monate begleitete der Genfer Filmemacher Nicolas Wadimoff den algerisch-stämmigen Marseiller Mixed Martial Arts-Champion Yvan Sorel mit der Kamera. Weniger der Kämpfer Sorel als vielmehr der engagierte Trainer, der Kindern und Jugendlichen in seinem Club nicht nur diese aus Boxen, Ringen und Karate sich zusammensetzende Kampfsportart beibringen will, sondern auch Respekt, Toleranz und Loyalität lehren will, steht dabei im Mittelpunkt.
Wadimoff verzichtet auf jeden Kommentar und beschränkt sich auf eine begleitende Beobachtung. Einerseits entwickelt „Spartiates“ dabei in den Kampf- und Trainingsszenen große Körperlichkeit und Intensität, andererseits entwickelt er Faszinationskraft durch seine offen zur Schau gestellte Widersprüchlichkeit zwischen dem Kampf, in dem es darum geht den Gegner zu besiegen, und dem Plädoyer für Toleranz und Respekt.
Der Kampf wird dabei freilich auch zur Metapher für den Überlebenskampf sozial benachteiligter Menschen und eindrücklich zeigt Wadimoff, wie wichtig solche private Einrichtungen wie die Sorels sind, wenn der Staat oder die Stadt versagt: Die politische Vertreterin des Bezirks erklärt zwar, sich um einen Clubraum für Sorels Gruppe zu bemühen, doch mehr als eine Medaille und einen Pokal verleiht sie ihm schließlich nicht.
Takino Schaan: Mo 25.5., 18.30 Uhr