Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 21. Nov 2010 · Film

Aktuell in den Filmclubs (22.11. - 28.11. 2010)

Während mit Steven Spielbergs "E.T." im Rahmen des KULTKinos in Bludenz ein Klassiker präsentiert wird, gibt es in der Harder Kammgarn mit Eran Kolirinis "Die Band von nebenan" eine wunderbar leise und lakonische Tragikomödie zu sehen.

Die Band von nebenan: Wie bestellt und nicht abgeholt stehen die acht Musiker vom Polizeiorchester von Alexandria in ihren blassblauen Uniformen am israelischen Flughafen. Weil man sie offensichtlich vergessen hat, versuchen sie sich selbst zum arabischen Kulturzentrum durchzuschlagen, bei dessen Eröffnung sie spielen sollen. Und da man des Hebräischen nicht mächtig ist, kommt es zu Missverständnissen und die Truppe landet in einem trostlosen Kaff am Rande der Wüste. So leicht kommt man von hier auch nicht wieder weg, denn Busse fahren erst wieder am nächsten Tag. Immerhin nimmt sich die vitale Barbesitzerin Dina der ägyptischen Männertruppe an, bringt die Musiker teils bei sich und teils bei Bekannten unter. Nicht viel passiert, kommunizieren kann man nur auf Englisch und dennoch kommt man sich langsam näher, lässt gegenseitig in seine Einsamkeit, seine Sorgen, Trauer und Sehnsüchte blicken.
So trocken und lakonisch wie die Filme Aki Kaursimäkis, aber ohne die Bitterkeit und Schärfe des Finnen hat Eran Kolirin sein Spielfilmdebüt inszeniert, und genau so stoisch wie beim Skandinavier agieren die Schauspieler. Die Kamera wird kaum bewegt. Zumeist aus der Distanz blickt sie in langen statischen Einstellungen auf die Figuren, die wortlos nebeneinander sitzen, langsam versuchen zu kommunizieren und sich so zunehmend öffnen. Die Starre der Form korrespondiert vorzüglich mit der Starrheit, dem Stillstand, der inneren Gefangenheit der Figuren, ihrer Einsamkeit und ihrer Leere, vermittelt aber gleichzeitig ihre Sehnsucht, ihr Bewusstsein für diese Leerstelle.
Beglückend ist dieser Film durch die Geschlossenheit der Inszenierung, durch die räumliche und zeitliche, aber auch inhaltliche Reduktion, den genauen Blick und das Gespür für Stille und eine superbe Tonspur, wenn beispielsweise die Trolleys und Instrumentenkoffer über den Asphalt holpern. – So viel sanfter Weltschmerz, so viel Melancholie und so viel Liebe zu den Menschen steckt in diesem leisen ruhigen Film und so bestechend ist in vielen Szenen die Balance zwischen zum Schreien komisch und himmeltraurig, dass man „Die Band von nebenan“ einfach mögen muss.
Kammgarn Hard: Mi, 24.11., 20.30 Uhr

E.T. - Der Außerirdische: Einer seiner zahlreichen Welterfolge gelang Steven Spielberg 1982 mit seinem Märchen über einen liebenswerten kleinen Außerirdischen, der von seinen Artgenossen auf der Erde vergessen wird, dort im zehnjährigen Elliot einen Freund findet, aber im Grunde doch nur die Rückkehr in seine Heimat herbeisehnt.
Handwerklich souveräne Inszenierung mit genau getimtem Wechsel von spannenden und komischen, schnellen und ruhigen Szenen sowie ein perfekt konstruiertes Drehbuch sind bei Spielberg fast eine Selbstverständlichkeit. Der phänomenale Erfolg von "E.T." lässt sich damit aber kaum erklären. Ausschlaggebender scheint dafür, dass Spielberg wie kein anderer Regisseur die kollektiven Ängste ("Der weiße Hai") und Sehnsüchte des Publikums zu treffen vermag. So wird in diesem konsequent aus der Kinderperspektive erzählten Film von E.T.s Auffindung in der Garage über die wundertätigen Kräfte bis zu Tod, Auferstehung und Himmelfahrt bis ins Detail die Heilsgeschichte des Evangeliums paraphrasiert. "Alles wird gut" - das ist der Grundtenor dieses Films, der gleichzeitig zivilisationskritisch dem Primat der Wissenschaft die Bedeutung der Gefühle gegenüberstellt und die Kinder über die Erwachsenen mit ihren anonymen Institutionen triumphieren lässt.
KULTKino im Kino Bludenz: Di, 23.11., 20 Uhr.