Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 20. Aug 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (21.8. - 27.8. 2015)

Im Garten des Vereinshauses Lauterach wird diese Woche als Open-Air die französische Komödie „Ein Sommer in der Provence“ gezeigt. Souverän die Balance zwischen Komik und Tragik wahrt dagegen Sonja Heiss in „Hedi Schneider steckt fest“, der vom TaSKino Feldkirch im Kino Rio gezeigt wird.

Ein Sommer in der Provence: Ein auf seinem Hof in der Provence lebender griesgrämiger Olivenzüchter (Jean Reno) muss sich einen Sommer lang um seine drei ihm bislang unbekannten Enkel kümmern.
Vorhersehbar und klischeereich ist die Handlung, dennoch plätschert Rose Boschs dritter Spielfilm leidlich unterhaltsam dahin. Das ist nicht nur Jean Renos lustvollem Spiel zu verdanken, sondern auch den zahlreichen Wendungen der Handlung. Auch musikalisch arbeitet Bosch mit Klischees und fettet ihr Feelgood-Movie mit alten Hits auf. Da schaut man zunächst zu Simon und Garfunkels „The Sounds of Silence“ dem taubstummen kleinen Théo bei einer Zugfahrt zu, und später lassen Opa, Oma und ihre Hippie-Kollegen, die in Indien ebenso wie in Woodstock waren, mit «Knockin´on Heaven´s Door», «Forever Young» und «Let the Sunshine In» alte Zeiten aufleben.
Nett anzusehen ist das zwar, doch aufgrund der fehlenden Fokussierung auf einen zentralen Aspekt auch beliebig und letztlich substanzlos – einzig die Erinnerung an zahlreiche Postkartenansichten der prächtigen lichtdurchfluteten südfranzösischen Landschaft bleibt länger haften, womit "Ein Sommer in der Provence" vor allem als auf Spielfilmlänge ausgedehnte Tourismuswerbung funktioniert.
Lauterach, Garten des Vereinshauses (Open-Air):
Fr 21.8., 20.30 Uhr


Hedi Schneider steckt fest:
In ihrem zweiten Spielfilm erzählt Sonja Heiss von einer Mitdreißigerin, die scheinbar ein entspanntes Leben führt, bis sie zunehmend von Panikattacken gequält wird.
In präzisen Alltagsszenen vermittelt Heiss nicht nur, wie sich diese Krankheit auf die Protagonistin auswirkt, sondern mehr noch, wie sie ihre zunächst harmonische Kleinfamilie belastet. Die kräftigen Farben vom Beginn weichen zunehmend gedämpften Tönen und nur, wenn Hedi einmal unter Medikamenteneinfluss befreit tanzt, trägt sie ein leuchtend rotes Kleid. Doch weder mit Chemie noch mit Psychiater noch mit Therapieversuchen ihres Mannes lässt sich diese Angst vor der Angst, deren Ursachen letztlich im Dunkeln bleiben, leicht vertreiben. Dennoch geht es nicht endlos abwärts, sondern Heiss, die selbst einige Zeit unter Angststörungen litt, lässt ihre Protagonistin auch wieder Fuß fassen, ihre Arbeit wieder aufnehmen und kann dabei prägnant zeigen, wie das betuliche Verhalten der Kollegen schon wieder belastet.
Trotz des ernsten Themas ist dies aber kein beklemmendes Betroffenheitskino und auch kein papierener Thesenfilm, der ein Thema abhandelt, sondern eine wunderbar differenzierte und vielschichtige Tragikomödie. Souverän federt die deutsche Regisseurin, unterstützt von einer großartigen Laura Tonke in der Titelrolle, mit punktgenauer Inszenierung ernste Szenen immer wieder mit Witz ab, sodass Weinen und Lachen nahe beieinander liegen, verharmlost aber nie die Krankheit.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio:
Mo 24.8. - Do 27.8.