Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 20. Mär 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (21.3. - 27.3. 2011)

Während im Lindauer Club Vaudeville mit „Fünf Tage ohne Nora“ eine leise mexikanische Tragikomödie über Leben und Sterben läuft, begleitet Peter Madsen mit seinem CIA-Orchester musikalisch den Stummfilmkomiker Harold Lloyd bei seiner spektakulären Kletterei an der Fassade eines Wolkenkratzers in „Safety Last - Ausgerechnet Wolkenkratzer!“.

Fünf Tage ohne Nora: Als die 63-jährige Nora Selbstmord begeht – 15 erfolglose Versuche hatte sie schon hinter sich -, entdeckt ihr Ex-Mann José, der nebenan wohnt und, obwohl sie seit 20 Jahren geschieden waren, immer noch einen Wohnungsschlüssel hat, die Leiche. Da das Pessachfest unmittelbar bevorsteht, muss die Jüdin Nora fünf Tage aufgebahrt werden. Der Atheist José bestellt aber bei einem katholischen Bestatter Sarg, Blumenkranz und Klimaanlage, sodass der Rabbi vor christlichen Symbolen die Totenwache halten muss. Bald treffen auch Verwandte ein, deren Kinder Sarg und Blumenkranz zum Spielen verwenden, und zufällig werden Geheimnisse aus dem Leben der Verstorbenen gelüftet.
Das klingt nach einer turbulenten Komödie, doch der Mexikanerin Maraina Chenillo gelang mit ihrem Spielfilmdebüt ein leises und sanftes Kammerspiel, das fast ausschließlich in der in warme Braun- und Beigetöne getauchten Wohnung spielt und auf den Verwandten und ihren Umgang miteinander fokussiert. Dreh- und Angelpunkt ist José, der sich von Nora durch die Beauftragung mit der Bestattung zunächst ein letztes Mal provoziert fühlt, ihr dann aber langsam zu verzeihen beginnt und so im Laufe der fünf Tage selbst Ruhe findet.
Club Vaudeville, Lindau: Di, 22.3., 20.30 Uhr


Peter Madsen and CIA play Silent Movies: Safety Last – Ausgerechnet Wolkenkratzer!: Zu den berühmtesten Filmbildern gehört das, bei dem ein Mann mit Hornbrille und Strohhut hoch über den Straßenschluchten von New York an der Uhr eines Wolkenkratzers hängt. Immer wieder hat Harold Lloyd diese Szene variiert, am perfektesten findet sie sich aber in „Safety Last.“ Heute weniger bekannt als Chaplin und Keaton gehörte der 1893 geborene Lloyd zu den großen Stummfilmkomikern. Im Gegensatz zu dem am Rande der Gesellschaft stehenden Tramp Chaplins verkörperte er immer den Inbegriff des angepassten gutbürgerlichen Amerikaners. Auf saubere Kleidung legt er wert, macht sich die Finger nicht gern schmutzig und sportliche Aktivitäten sind ihm zuwider. Hinreißende Komik entwickelt sich dabei dadurch, dass gerade dieses etwas unbeholfene Milchbubi immer wieder in Verfolgungsjagden, schwindelerregende Szenen auf Wolkenkratzern oder auch in ein Football-Match verwickelt wird.
In „Safety Last“ spielt Lloyd einen Verkäufer, der seiner Angebeteten aber vorgaukelt ein erfolgreicher Geschäftsmann zu sein. Damit der Schwindel nicht auffliegt und damit er das Mädchen nicht verliert, versucht er an Geld zu kommen. Da erklärt er sich sogar bereit für 1000 Dollar bei einer Werbeaktion einen Wolkenkratzer an der Außenfassade zu erklimmen, versichert sich zunächst aber der Hilfe eines Freundes, die dann freilich ausbleibt.
Ohne Spezialeffekte in zum Teil großer Höhe gedreht, ist dieses mit stets neuen Wendungen aufwartende Meisterwerk auch als Metapher für den amerikanischen Traum vom großen Erfolg und der Wolkenkratzer als Erfolgssymbol schlechthin zu lesen.  
Spielboden Dornbirn: Do, 24.3., 20.30 Uhr