Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 18. Sep 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (19.9. - 25.9. 2011)

Mit der Frage der Gewaltfreiheit in einer gewalttätigen Welt setzt sich Susanne Bier in „Haevnen - In einer besseren Welt“ auseinander. Gezeigt wird dieses mit dem Oscar ausgezeichnete Drama vom TaSkino Feldkirch. Zwei klassische Verfilmungen von Werken Ernest Hemingways gibt es dagegen in Schruns im Rahmen der Veranstaltungsreihe „septimo. September im Montafon“ zu sehen.

Haevnen - In einer besseren Welt: Macht Gewaltfreiheit Sinn in einer Welt, in der Gewalt allgegenwärtig ist, fragt Susanne Bier in ihrem mit dem Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichneten Drama. Parallel entwickelt die Dänin zwei Geschichten, erzählt einerseits von Anton, der als Arzt in einem humanitären Einsatz in einem von einem Bürgerkrieg erschütterten afrikanischen Land von einem brutalen Schlächter aufgeschlitzte schwangere Frauen zu retten versucht, andererseits vom zwölfjährigen Christian, der Antons Sohn in Dänemark gegen das Mobbing seiner Mitschüler schützt. Während Anton im neutestamentlichen Sinne Gewaltfreiheit und ein Hinhalten der anderen Wange vertritt, vertritt Christian die Position des alttestamentarischen „Auge um Auge, Zahn um Zahn“.
Mit perfekt aufgebautem Drehbuch, das keinen Leerlauf aufkommen lässt, dynamischer Handlungsführung und starken Darstellern zieht Bier den Zuschauer ins Geschehen hinein und lässt ihn die aufgeworfenen Fragen durchdenken. Die Konstruiertheit der Geschichte ist zwar nicht zu übersehen, doch stört sie nicht, angesichts der brennenden moralischen Fragen, die hier stets aufs Neue formuliert werden.
Knackpunkt des Films ist freilich die letzte Viertelstunde, in der Bier alles zu einem guten Ende führen will, Trost bieten will angesichts der realen Weltsituation und „In einer besseren Welt“ damit viel von seiner Durchschlagskraft raubt.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: bis Do, 22.9. 2011


Hemingway-Verfilmungen: Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „septimo. September im Montafon“ werden in Schruns zwei klassische Verfilmungen von Werken Ernest Hemingways gezeigt. Nur drei Jahre nach Erscheinen des Romans „Wem die Stunde schlägt“ adaptierte Sam Wood 1943 die Geschichte aus dem Spanischen Bürgerkrieg für die Leinwand. Im Mittelpunkt steht eine Guerillagruppe, die den Auftrag hat eine Brücke zu sprengen. Mit Ingrid Bergman und Gary Cooper in den Hauptrollen, der Wunschbesetzung Hemingways, inszenierte Wood ein packendes Melodram um Liebe und Krieg, das freilich auch nach Hollywood-Kriterien glatt poliert ist. Für neun Oscars wurde der Film 1944 nominiert, doch nur Katina Paxinou als beste Schauspielerin wurde mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet.
Noch berühmter als dieser gut 500-seitige Roman ist wohl Hemingways 1952 erschienene Novelle „Der alte Mann und das Meer“. Westernspezialist John Sturges verfilmte 1958 diese Geschichte um einen alten Fischer, der nach mehreren Monaten endlich wieder einen großen Fisch fängt, den er nach langem und erbittertem Kampf in den Hafen ziehen kann. Mit der Besetzung der Hauptrolle mit Spencer Tracy war Hemingway nicht zufrieden, da Tracy für den Schriftsteller zu reich und zu wenig wie ein kubanischer Fischer aussah, der Hollywood-Star selbst hielt seine Darstellung dagegen für den besten Filmauftritt seines Lebens. Sein Spiel vermag über die Schwächen dieser Verfilmung, deren Dreharbeiten sich über zwei Jahre hinzogen und bei der Sturges die Regie erst übernahm, als Fred Zinnemann vom Projekt zurückgetreten war, zumindest teilweise hinwegzutäuschen.
Schruns Kulturbühne: Wem die Stunde schlägt: Mi, 21.9., 20 Uhr
Der alte Mann und das Meer: Sa, 24.9., 20 Uhr