Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Walter Gasperi · 16. Jän 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (17.1. - 23.1. 2011)

Mit „Exit Through the Gift Shop“ ist das ebenso unterhaltsame wie intelligente Debüt des britischen Street-Art-Künstler Banksy im Takino Schaan und im Filmforum Bregenz zu sehen. Vom Auf und Ab einer Beziehung erzählt dagegen der deutsche Ralf Westhoff in "Der letzte schöne Herbsttag", der diese Woche ebenfalls vom Filmforum Bregenz gezeigt wird.

Banksy – Exit Through the Gift Shop: Der Brite Banksy ist einer der Stars der Street-Art-Szene, nichtsdestotrotz ist über seine Identität nichts bekannt. In seinem ersten Kinofilm erzählt Banksy vom Franzosen Thierry Guetta, der einen Film über die Street-Art-Szene und über Banksy selbst drehen will, allerdings nur ein höchst dilettantisches Filmchen zustande bringt, dafür aber durch geschicktes Marketing unter dem Namen Mr. Brainwash mit drittklassigen Werken zum Star der Street-Art-Szene aufsteigt.
In Form eines Dokumentarfilms inszeniert und ebenso raffiniert wie verspielt im Einsatz filmischer Mittel, oszilliert „Exit Through the Gift Shop“ ständig zwischen Inszenierung und Realität, lässt den Zuschauer bis zum Ende im Ungewissen nicht nur über den Realitätsgehalt des Erzählten, sondern letztlich auch darüber, ob es diesen Thierry Guetta wirklich gibt oder ob er eine Erfindung von Banksy ist. Ganz egal ist dies aber letztlich, geht es Banksy doch in erster Linie darum, Einblick in die Street-Art-Szene zu bieten und die Mechanismen des Kunstmarktes zu durchleuchten. – Beides ist ihm mit diesem ebenso informativen wie höchst unterhaltsamen Debüt gelungen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: 19.1., 20 Uhr; Fr, 21.1., 22 Uhr
TaKino Schaan: Fr, 21.1. – Di, 25.1. – jeweils 20 Uhr

Der letzte schöne Herbsttag: Leo und Claire, beide Endzwanziger, haben im Grunde nicht viel gemeinsam – und doch hat es gefunkt: Im Fahrradgeschäft, in das der Nichthandwerker Leo sein Rad wegen eines Plattens gebracht hat, haben sie sich kennen gelernt. Sie hat den Defekt repariert und das Eine ergab das Andere.
Während Claire unkonventionell und lebenslustig ist, manchmal auch hysterisch und ausgesprochen hypochondrisch, ständig in Angst vor irgendeiner Krankheit, ist Leo durch Nichts aus der Ruhe zu bringen, fährt auch nicht aus der Haut, als sie ein Glas Rotwein über seinen Laptop schüttet.
Er will immer wieder raus in die freie Natur, sie ist dagegen eine echte Großstädterin. Auf Kleidung legt der Umweltaktivist kaum Wert, sie dagegen kleidet sich durchaus modisch und geht im Gegensatz zu ihrem Freund auch gern einkaufen. Da kriselt es dann auch mal, wenn er sich über die Rabatte, mit denen Kunden angelockt werden, lustig macht.
Ralf Westhoff, dem mit der Speed-Dating-Komödie „Shoppen“ ein Überraschungserfolg gelang, erzählt die Entwicklung dieser Beziehung, die Freuden und Leiden, das Auf und Ab, das Glück und die Trauer bis zur Trennung, die dann vielleicht doch keine endgültige ist, nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern lässt Leo und Claire getrennt voneinander in einer Art Interview-Situation direkt in die Kamera dem Publikum von bestimmten Ereignissen erzählen. Da kontrastieren sich teils die Aussagen, ergänzen sich teilweise oder stimmen einfach nur überein.
So gibt „Der letzte schone Herbsttag“ Einblick in die Vielschichtigkeit der Beziehung, in die beiden unterschiedlichen Charaktere und ihre verschiedenen Erwartungshaltungen, die schnell zu Kontroversen führen können.
Damit nicht nur geredet wird, werden dazwischen einzelne Episoden auch immer wieder mal visualisiert. Dennoch bleibt die visuelle Ebene dürftig und der originelle Ansatz allein kann den Film auch nicht über 90 Minuten tragen. Wett gemacht werden diese Schwächen aber zumindest teilweise durch die lebensechten, pointierten Dialoge und die hervorragenden Darsteller. Felix Hellmann und Julia Koschitz sorgen dafür, dass einem das ungleiche Paar sehr sympathisch ist, und lassen den Zuschauer ihre Freuden und Sorgen miterleben.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do, 20.1., 20 Uhr; Sa, 22.1., 22 Uhr