Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 15. Mai 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (16.5. - 22.5. 2011)

Die dunklen Seiten der USA stehen diese Woche im Mittelpunkt des Programms des Filmforum Bregenz. Während Darren Aronofsky in „Black Swan“ ausgehend von einer Inszenierung von Tschaikowskis „Schwanensee“ einen zunehmend düstereren Thriller entwickelt, versucht Barbara Eder in „Inside America“ ein schonungsloses Bild des Alltags von SchülerInnen einer texanischen High-School zu zeichnen.

Black Swan: Von den Schaukämpfen in heruntergekommenen Hallen in „The Wrestler“ wechselte Darren Aronofsky für „Black Swan“ zur Hochkultur des klassischen Balletts. Stilistisch bleibt sich der Amerikaner aber treu, folgt mit der Kamera hautnah der für ihre Darstellung mit dem Oscar ausgezeichneten Natalie Portman und vermittelt so in der Einengung des Raums beklemmend die psychische Verfassung der jungen Balletttänzerin. Wer einen Ballettfilm erwartet, ist hier freilich am falschen Platz, denn „Black Swan“ ist ein sich aus harmlosen Anfängen sukzessive ins Abgründige steigernder Psycho-Thriller. Von ihrer dominanten Mutter nicht nur gefördert, sondern auch ständig kontrolliert und ihrer persönlichen Freiheit eingeengt, träumt die Nina von einer Karriere als Balletttänzerin. Ihre Technik mag perfekt sein, allein sich gehen und fallen lassen und sich ganz dem Tanz hingeben kann sie nicht, sodass sie für die Doppelbesetzung als weißer und schwarzer Schwan in einer Inszenierung von Tschaikowskis „Schwanensee“ ungeeignet scheint. Dennoch bekommt sie die Rolle, steigert sich aber aus Angst eine Konkurrentin könnte sie verdrängen immer mehr in Wahnvorstellungen, in denen auch für den Zuschauer die Grenzen zwischen Realität und Einbildung verschwimmen. - Keine Erfolgsstory vom Aufstieg einer jungen Tänzerin erzählt Aronofsky somit, sondern bietet vielmehr eine Abrechnung mit (amerikanischem) Erfolgs- und Perfektionsstreben, an dem das Individuum letztlich zerbricht.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi, 18.5., 20 Uhr; Fr 20.5., 22 Uhr


Inside America: Als 17-jährige hat die Burgenländerin Barbara Eder ein Auslandsschuljahr im texanischen Brownsville verbracht. Für ihren ersten Langfilm ist sie rund 15 Jahre später zurückgekehrt. In quasidokumentarischem Gestus, aber inszenierten Geschichten erzählt sie parallel vom Alltag von sechs Teenagern in dieser texanisch-mexikanischen Grenzstadt. Im Stil von Filmen wie „Magnolia“ oder „Babel“ verknüpft die 1976 geborene Regisseurin dabei unter anderem die Porträts einer Schülerin der weißen Oberschicht, die von ihrer Mutter in einen Schönheitswettbewerb gedrängt wird, eines jungen Militärkadetten, eines illegalen Mexikaners, der verzweifelt einen Job sucht, einer Mexikanerin, die ihre Tanten zu verkuppeln versuchen, und eines schüchternen Außenseiters, der versucht mit dem Verkauf von Keksen Geld für eine Schulreise aufzutreiben.
Erzählerisch plätschert das ohne Verdichtung und Steigerung dahin, ist oberflächlich und klischeehaft, blass bleiben auch die Jugendlichen, obwohl teilweise ihre eigenen Geschichten nachinszeniert werden, andererseits bietet „Inside America“ aber in kurzen Szenen und Details auch vielfältige hochinteressante Einblicke in den Alltag: Da taucht in der Schule plötzlich eine Polizeitruppe mit Drogenhund zur Razzia auf, da müssen Schüler, wenn sie zur Toilette gehen, im Gang dem Sicherheitspersonal eine Genehmigung vorweisen, und am Schuleingang gibt es Taschenkontrollen wie auf einem Flughafen. Solchen weitgehend wohl unbekannten Details steht aber auch schon oft Gesehenes gegenüber wie die Begeisterung für Waffen, der Patriotismus und die Kluft zwischen eingesessener Oberschicht und mexikanischen MigrantInnen, die sich aufgrund der sprachlichen Barriere teilweise nicht einmal verständigen können.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Do 19.5., 20 Uhr; Sa, 21.5., 22.00 Uhr