Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 15. Jän 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (16.1. - 22.1. 2015)

Im "Mittwochskino" der Kammgarn Hard ist diese Woche Bruno Ganz als Journalist Tiziano Terzani in "Das Ende ist mein Anfang" zu sehen. Das Kunstmuseum Liechtenstein zeigt im Rahmen der Peter-Liechti-Reihe mit "Vaters Garten" den letzten Film des 2014 verstorbenen St. Gallers.

Das Ende ist mein Anfang: Jo Baier spannt in seinem Film über den Journalisten Tiziano Terzani den Bogen von der Kindheit des Protagonisten in ärmlichen Verhältnissen und dem Kennenlernen seiner Frau über den Auftrag für den „Spiegel“ aus Südostasien vom Vietnam-Krieg und in den späten 70er und frühen 80er Jahren aus China zu berichten bis zu seinem Rückzug in ein Kloster im Himalaya. Ein Weg vom Blick von außen auf die Welt zur Erkenntnis, dass jeder Mensch ein Teil der Welt und somit eins mit ihr ist, soll nachgezeichnet werden, doch banal und ohne Nachdruck bleiben diese Ausführungen, da Jo Baier ganz auf Bruno Ganz vertraut, aber auf filmische Durchdringung des Stoffs verzichtet.
An einen Märchenonkel erinnert Bruno Ganz in seinem weißen Gewand und dem Rauschebart. Ausladend sind seine Gesten und seine Mimik, mehr sieht man dabei den Schauspieler als die Figur, die er verkörpern soll. Zum Stichwortgeber degradiert wird so freilich Elio Germano als Sohn Folco, fast nur Staffage ist Erika Pluhar als liebende und fürsorgliche Gattin.
Differenzen, die zwischen Vater und Sohn offensichtlich bestehen, werden, wenn sie einmal hervorbrechen, sofort wieder vom Tisch gewischt, die körperlichen Schmerzen des Sterbenden werden nur ganz kurz angeschnitten, um sogleich wieder zum Gespräch über das erfüllte Leben überzugehen. Als tröstlich kann man „Das Ende ist mein Anfang“ in dieser grenzenlosen Harmoniesucht bezeichnen, oder aber auch als ziemlich verlogen. Und durch die Reduktion der Figuren auf Funktionsträger entwickeln diese Lebenserinnerungen auch keine emotionale Kraft, sondern wird der Film zum ermüdenden Volkshochschulvortrag.
Kammgarn Hard: Mi 21.1., 20.30 Uhr

Vaters Garten: Der am 4. April 2014 verstorbene St. Galler Peter Liechti blickt in seinem sehr persönlichen letzten Film auf seine Eltern und ihre Lebensanschauung und ruft damit weit über das Private hinaus das Leben der ganzen Generation eines Kleinbürgertums in Erinnerung, das es so längst nicht mehr gibt.
Direkte Interviews mit den Eltern gehen dabei immer wieder in Puppenspiel über, in dem die Eltern von zwei mit Schürze beziehungsweise Hemd bekleideten Hasen vor schwarzem Hintergrund vertreten werden, ihre Aussagen von Schauspielern gesprochen werden und auch der Regisseur selbst mit Glatze und abstehenden Ohren als Kasperl vorkommt.Wunderbar schafft Liechti mit diesen Puppen Distanz, hebt seinen Film aber gleichzeitig auf eine poetische Ebene, verleiht ihm Witz und Leichtigkeit, schafft einen Kontrapunkt zur Nähe der direkten Interviews, in denen freilich die Eltern nie vorgeführt werden, sondern im sanft ironischen Blick ihnen immer ihre Würde gelassen wird.
In der Fokussierung auf die Eltern entsteht ein dichtes Porträt von zwei grundverschiedenen Menschen, die, obwohl sie, wie die Mutter sagt, geistig und auch körperlich überhaupt nicht zusammenpassen, gleichwohl über 60 Jahre zusammen blieben. Längst überholte Rollenbilder werden hier aufgedeckt, wenn Max feststellt, dass die Frau nicht für den Arbeitsprozess geschaffen sei und ihr Platz zu Hause bei Kinder und Küche sei. Klar ist auch, dass er letztlich die Entscheidungen traf, sie immer wieder nachgeben musste.
Schonungslos ist „Vaters Garten“ in seiner Ehrlichkeit, arbeitet das Kleinbürgerliche des Vaters präzise heraus, aber gleichzeitig ist der Blick immer so mitfühlend und warmherzig, dass einem diese Eltern, mit denen sich der Regisseur spätestens mit diesem Film auch ausgesöhnt hat und ihnen ein Denkmal setzt, ans Herz wachsen. Verklärt werden sie aber nie, denn immer spielt auch die Fremdheit herein, die Diskrepanz zwischen der Welt und der Generation des Regisseurs und der seiner Eltern, die immer wieder akustisch durch sich steigernden dissonanten Jazz vermittelt wird. Gleichzeitig verleiht diese Musik „Vaters Garten“ einen befreiten und lockeren Erzählfluss und heitert das Paar-Porträt auf.
Kunstmuseum Liechtenstein:
Do 22.1., 20 Uhr