Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 14. Nov 2010 · Film

Aktuell in den Filmclubs (15.11. - 21.11. 2010)

Feinste Komödienkost gibt es diese Woche in den Kinos: Ein Klassiker ist Jacques Tatis "Les vacances de Monsieur Hulot" und hat in den bald 60 Jahren seit seiner Uraufführung nichts von seinem Witz verloren. Eine wunderbare Tiergeschichte, nicht nur für Kinder, sondern mindestens in gleichem Maße für Erwachsene erzählt dagegen der Amerikaner Wes Anderson in seinem Animationsfilm "Der fantastische Mr. Fox".

Les Vacances de Monsieur Hulot: Wie Chaplins Tramp oder Woody Allens Stadtneurotiker ist Jacques Tatis Monsieur Hulot eine unverwechselbare und einzigartige Figur der Filmgeschichte. Ab „Les vacances de Monsieur Hulot“ kommt dieser gertenschlanke Mann mit Trenchcoat, Hut und Pfeife in allen Filmen des französischen Komikers vor – und wird selbstverständlich immer vom Regisseur selbst gespielt. Ein Fremdkörper ist er dabei immer, ein Anachronismus in der modernen Welt.
Wie schon in seinem Debüt „Jour de fête – Tatis Schützenfest“, in dessen Zentrum ein Briefträger stand, der sich bemühte amerikanische Schnelligkeit zu erreichen, erzählt Tati auch in „Les vacances“ weniger eine Geschichte, sondern fügt vielmehr eine Vielzahl von detailreichen Beobachtungen zu einem großen Kaleidoskop des  Ferienmilieus. Die Tücken technischer Errungenschaften führen dabei einerseits zu einem Feuerwerk feinsinniger Gags, andererseits zeigt Tati auch die Unfähigkeit der Menschen miteinander zu kommunzieren auf. Ein Sprachengewirr und eine Fülle von Geräuschen treten so an die Stelle des Dialogs und fügen sich zu einer Klang-Collage. Eifrig ist der scheinbare Nonkonformist Hulot im Hotel und am Strand bemüht sich an seine Mitmenschen und das Ferienleben anzupassen, möchte sich überall behilflich und es allen recht machen und erzeugt in diesem Meisterwerk des lakonischen Humors gerade dadurch Verwirrungen und aberwitzige Missverständnisse.
Takino Schaan:
Fr, 19.11. + Mi, 24.11. – jeweils 14.30 Uhr


Der fantastische Mr. Fox:
Wes Anderson gehört zu den großen Exzentrikern des US-Kinos. Laute Lacher liefern seine Komödien kaum, leben vielmehr von der liebevollen Machart und der Detailfreude. Mit „The Fantastic Mr. Fox“ hat er zwar ein Kinderbuch von Roald Dahl verfilmt, aber ein echter Kinderfilm ist dieser in klassischer Stop-Motion-Technik gedrehte Animationsfilm nun doch wieder nicht. Da sich nun von dieser Tiergeschichte weder Kinder noch Erwachsene angesprochen fühlten, ist dieser Film dann auch kommerziell ziemlich durchgefallen – völlig zu Unrecht natürlich, denn dieser „Mr. Fox“ ist ein Anderson-Film durch und durch. Schon durch die aufwändige Handarbeit, die mit der im Vergleich zu den Computeranimationen altmodischen Technik verbunden ist, erweist sich als Plus, verleiht sie dem Film doch eine Aura der Wärme und Menschlichkeit und lässt zudem jeder Einstellung Platz für die berühmten kleinen, aber feinen Einfälle Andersons. Wie jeden anderen seiner Filme bestimmt so auch diesen visuell eine Farbe. Passend zur Familie der Füchse ist das hier natürlich warmes Gelb und Braun. Und wieder gibt es – hier freilich in die Tierwelt verschoben – die für diesen Regisseur typischen problematischen Familienkonstellationen: Auf Drängen seiner Frau schwört Mr. Fox zwar der Hühnerjagd ab und nimmt eine Stelle als Kolumnist bei einer Zeitung an. Wirklich glücklich macht ihn dieses Leben aber nicht. Wenig hält er zudem von seinem Sohn Ash, während ihn sein zu Besuch weilender Neffe durch seine Sportlichkeit und Intelligenz begeistert. Dass Mr. Fox früher oder später ins alte Laster verfallen wird, lässt sich voraussehen – und auch dass dies zu einer gefährlichen Konfrontation mit den drei in der Nähe wohnenden Bauern führt.  
Die Handlung mag kindgemäß sein, elaboriert ist aber nicht nur die Bildsprache, sondern auch der Soundtrack, der sich bei Mozart ebenso bedient wie bei den Rolling Stones („Streetfightin´ Man“) und den Show-Down mit Klängen, die an den Italo-Western erinnern, begleitet. Und auch auf der sprachlichen Ebene geht es hie und da sehr philosophisch zu und her, wenn Mr. Fox nach dem Subtext einer Aussage sucht oder die Identitätsfrage im existentialistischen Sinne stellt.
KinderKino des Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa, 20.11., 15 Uhr