"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Walter Gasperi · 12. Jun 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (13.6. - 19.6. 2011)

Sozialrealistisches Kino aus Österreich zeigt der Lindauer Club Vaudeville mit Barbara Alberts „Nordrands“. Eine deftige, aber sehr unterhaltsame, weil die Muster der Originale hinreißend variierende Parodie auf Splatter- und Horrorfilme zeigt dagegen das TaSKino Feldkirch mit „Tucker & Dale vs. Evil“.

Nordrand: Im Wien der 90er Jahre kreuzen sich für kurze Zeit die Lebenswege fünf junger Menschen unterschiedlichster Nationalität und verlieren sich anschließend wieder.
Gekonnt hält die Österreicherin Barbara Albert in ihrem Regiedebüt, das in seiner Erzählstruktur an Robert Altmans "Short Cuts" erinnert, die Fäden der weit verzweigten Erzählung zusammen. Die privaten Geschichten (Liebesprobleme, Abtreibung, ein gewalttätiger Vater) sind dabei eingebunden in die politischen Realitäten des Falles des Eisernen Vorhanges und des Krieges in Ex-Jugoslawien. Durch die Verwendung der Originalsprachen und die Besetzung der Rollen mit unverbrauchten SchauspielerInnen verleiht die Regisseurin ihrer multinationalen Figurengruppe (Wienerin, Bosnier, Serbin, Rumäne) große Echtheit und Überzeugungskraft. Der Film wird so auch zu einer dichten Milieu- und Zeitstudie.
Doch "Nordrand" ist keineswegs ein depressiver Film. Die Hauptpersonen geben nie ihre Träume von einem besseren Leben auf, das ihnen kitschige Soap-Operas im Fernsehen, Schaufensterauslagen mit einer Hochzeit in Weiß oder eine Postkarte aus Australien versprechen.
Aber auch die kraftvolle Inszenierung, die unglaublich intensiven Farben, die Lichtdramaturgie und die von wunderbarer Musik unterlegten Fahrten durch das nächtliche Wien vermitteln einen optimistischen Gesamteindruck.
Club Vaudeville, Lindau: Di 14.6., 19.30 Uhr


Tucker & Dale vs. Evil: Um es vorwegzunehmen: Für sanfte Gemüter ist Eli Craigs Parodie auf Splatter- und Horrorfilme definitiv nichts, abgebrühtere Kinogänger werden an diesem ebenso blutigen wie unbekümmerten Film ihre helle Freude haben. Die Geschichte ist schnell erzählt: Zwei ebenso gutmütige wie geistig etwas zurückgebliebene Hinterwäldler wollen in ihrem neu erworbenen Ferienhaus ein ruhiges Angelwochenende verbringen. In der Nähe will aber auch eine Gruppe von College-Studenten die Freizeit genießen. Aufgewachsen mit Horrorfilmen verdächtigen die Teenager die Angler bald mörderischer Absichten. Als einer der Teenager verschwindet, vermuten sie eine Entführung und wollen den beiden harmlosen Freunden hart zusetzen, doch geht der Schuss nach hinten los: Da landet einer versehentlich in einer Häckselmaschine, auch eine Kreissäge kommt zum Einsatz und auch eine Psycho-Sitzung um die Probleme auszudiskutieren ist nicht von Erfolg gekrönt.
Schnörkellos und knapp wie die Vorbilder ist das inszeniert, verfügt in Tucker und Dale über zwei sympathisch-skurrile Protagonisten, arbeitet geschickt mit den Klischees von College-Studenten (blond, Psychologie), und stellt hinreißend die bekannten Rollenmuster auf den Kopf. Vor allem lebt „Tucker & Dale“ aber von der Variation der Vorbilder und der rasanten Erzählweise sowie der unübersehbaren Lust mit der dieser Films gedreht wurde. Denn diese Lust überträgt sich direkt auf den Zuschauer – ein großer Spaß, bei dem Craig freilich auch vor drastischen Szenen nicht zurückschreckt.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr, 17.6. – Do, 23.6.