Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 09. Okt 2014 · Film

Aktuell in den Filmclubs (10.10. - 16.10. 2014)

Filmforum Bregenz und FKC Dornbirn zeigen diese Woche den Dokumentarfilm „Finding Vivian Maier“, in dem John Maloof und Charlie Siskel den Spuren der erst posthum entdeckten Fotografin Vivian Maier nachspüren. Typisch französische Kost bietet dagegen die Komödie „Au bout du conte“, die ebenfalls beim Filmforum Bregenz auf dem Programm steht.

Finding Vivian Maier: Vivian Maier lebte als Kindermädchen in Chicago, mied Kontakt mit Menschen. Erst posthum wurden ihre zahllosen Alltagsfotographien entdeckt, gesichtet und veröffentlicht und Maier als bedeutende Streetphotographer entdeckt. Immer wieder dokumentierte Maier bei Streifzügen durch Chicago mit den ihr anvertrauten Kindern, die sie dann teilweise auch einfach sich selbst überließ, Armut, fotografierte Obdachlose, Afroamerikaner und Arbeiter, doch auch leichtere Bilder, Aufnahmen von Kindern und fröhlichen Frauen fehlen nicht. – Ein Querschnitt des Lebens der einfachen Leute in den von ihr besuchten Chicagoer Vierteln - ein Aspekt der sonst kaum dokumentiert wurde - vermitteln ihre zwischen den 1940er und 1980er Jahren entstandenen Bilder.
Zwei Jahre vor ihrem Tod im Jahre 2009 ersteigerte John Maloof im Rahmen der Recherchen zu einem Buch über das Portage-Park-Quartier seiner Heimatstadt Chicago bei einer Auktion eine Kiste mit 15000 Negativen von Fotos. Weil er diese Bilder für sein Buch aber nicht verwenden konnte, legte er sie zunächst beiseite. Als er sie dann später doch sichtete, war er fasziniert davon, stellte sie ins Internet und erhielt begeisterte Rückmeldungen. Bald folgte eine Ausstellung im Chicago Cultural Center, die ein sensationeller Erfolg wurde.
Wie „Searching for Sugarman“ erzählt „Finding Vivian Maier“ von einer Spurensuche. Indirekt über Dritte nähern sich John Maloof und Charlie Siskel der Fotografin, können ihr Geheimnis aber kaum klären. Sehr konventionell ist der Film zwar gestaltet, Talking Heads dominieren aufgrund der zahlreichen Interviews, doch weckt der Film mit immer wieder eingestreuten Fotografien, die teilweise auch von Experten kommentiert werden und Maiers Arbeit mit der von Größen wie Robert Frank oder Diane Arbus vergleichen, Lust auf dieses großartige Werk. Gleichzeitig machen Maloof/Siskel damit aber auch den großen Widerspruch sichtbar, dass hier einerseits eine Frau mit der Kamera ihre Welt dokumentiert hat, sodass die Nachwelt nun einen Eindruck davon hat, andererseits aber von sich selbst kaum Spuren hinterließ.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 10.10., 22 Uhr
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 15.10., 18 Uhr + Do 16.10., 19.30 Uhr


Au bout du conte:
Eine junge Frau träumt von ihrem Märchenprinzen, doch kann man dabei auch auf den bösen Wolf treffen.
Wie schon mit „Le Goût des autres“, „Comme une image“ und „Parlez-moi de la pluie“ legen Agnes Jaoui und Jean-Claude Bacri, die bis vor kurzem auch im Leben ein Paar waren, mit „Au bout du conte“ eine feinsinnig inszenierte und raffiniert konstruierte Gesellschaftskomödie vor. Geschickt verknüpfen sie zahlreiche Figuren, die vor allem von Jaoui und Bacri lustvoll gespielt werden, und werfen ausgehend von dem obligaten Märchenschluss „Und lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende“ Fragen nach der großen Liebe und dem Traummann, nach Zufall und Schicksal, Glaube und Aberglaube auf, wobei sie raffiniert Märchenmotive in die im Alltag spielende Geschichte einbauen.
Für herrliche Situationskomik sorgen dabei die an Mike Leighs „Happy Go Lucky“ erinnernden Fahrstunden, die hier der von Bacri gespielte Pierre Marianne (Jaoui) gibt, vor allem lebt der Film aber von seinem genauen Blick auf Menschen und den geschliffenen Dialogen. – Das ist verspieltes und märchenhaftes Kino, bei dem Szenen mehrfach in Gemälden eingefroren werden, das aber dennoch in der Realität geerdet ist, sich nicht stringent nach vorne, sondern in die Breite entwickelt und ironisch die Schwächen der jungen Generation ebenso wie die der älteren aufdeckt und sich mit milder Ironie darüber lustig macht.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 11.10., 22 Uhr