Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 31. Mai 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (1.6. - 7.6. 2012)

Mit „Anfang 80“ zeigt das Filmforum Bregenz diese Woche einen berührenden Film über eine junge Liebe im Alter. Im Takino Schaan läuft mit „A Royal Affair“ dagegen ein dänisches Historiendrama, das von den aufklärerischen Bestrebungen des königlichen Leibarzts im späten 18. Jahrhundert erzählt.

Anfang 80: Die Diagnose für die etwa 80-jährige Rosa ist niederschmetternd: Krebs, nur noch etwa ein halbes Jahr zu leben. Doch nicht genug damit hat Rosas Nichte während ihres Krankenhausaufenthaltes auch die Wohnung neu vermietet und für sie einen Platz in einem Seniorenheim gesucht. Der Schock sitzt tief, da trifft Rosa auf der Straße zufällig einen gleichaltrigen Mann, der sich liebevoll um sie kümmert. Auf Anhieb sind sich die beiden sympathisch, doch Bruno ist verheiratet. Dennoch wird er einen radikalen Schritt wagen…
Wunderbar gespielt ist das, Christine Ostermayer brilliert als gepflegte und gebildete Dame, die stets ein Lächeln auf den Lippen hat und Sanftmut ausstrahlt, Merkatz mimt den eher einfachen Mann, über den die Liebe einfach so hereinbricht. Nichts hat er dazu beigetragen, nichts sich dabei gedacht, doch leugnen und unterdrücken lässt sich das Gefühl nicht. So ist „Anfang 80“ auch ein Film über die Macht der Liebe, die altersunabhängig ausbrechen kann.
Warmherzig und mitfühlend blicken Sabine Hiebler und Gerhard Ertl auf dieses Paar. Sie wissen genau, was sie an ihren SchauspielerInnen haben, lassen ihnen viel Raum und inszenieren sehr zurückhaltend und behutsam. Etwas schablonenhaft arbeiten sie zwar die Widerstände ab, auf die die junge Liebe der alten Menschen stößt, aber dennoch berührt dieses Plädoyer für Freiheit und Selbstbestimmung im Alter – und sei es auch die Freiheit zu sterben.
Filmforum im Metrokino Bregenz:
Sa 2.6., 22 Uhr


A Royal Affair: 1768 wird die jugendliche englische Prinzessin Carolina mit dem geistig zurückgebliebenen dänischen König Christian verheiratet. Unglücklich in der Ehe verliebt sie sich bald in Friedrich Struensee (Mads Mikkelson), den Leibarzt des Königs, der mit aufklärerischen Ideen das rückständige Dänemark modernisieren will. Mit seinem Einfluss auf den König kann er zahlreiche Reformen bewirken, doch den in ihrer Macht eingeschränkten Adeligen ist der Arzt ein Dorn im Auge und bald werden Intrigen geschmiedet.
Der dänische Regisseur Nikolaj Arcel schwelgt in stimmungsvollen Landschaftsaufnahmen und von Kerzen erhellten Innenszenen. Bestechend fotografiert und grossartig ausgestattet ist dieses Historiendrama, bleibt aber nie im Dekorativen stecken, sondern lenkt den Blick des Zuschauers auf die bahnbrechende Umgestaltung des Staates.
Dieser aufklärerische Inhalt hält das Interesse wach, uninspiriert und bieder ist dagegen die Inszenierung. Arcel bleibt in der erzählten konkreten Geschichte stecken, kann ihr aber weder Dringlichkeit verleihen noch Gegenwartsbezüge herstellen. Dennoch muss man „A Royal Affair“ auf jeden Fall zu gute halten, dass eine weitgehend unbekannte Episode der Geschichte dem Vergessen entrissen und an die fundamentale Bedeutung der Aufklärung für die Entwicklung Europas erinnert wird.
Takino Schaan: Do 31.5. – Di 5.6., jeweils 20.30 Uhr