Familientheater vom Feinsten
„Emil und die Detektive“ begeistern am Vorarlberger Landestheater
Dagmar Ullmann-Bautz ·
Nov 2024 · Theater,Kinder
Mit einem farbenfrohen und herrlich lebendigen Familienstück feierte das Vorarlberger Landestheater gestern Premiere im Großen Haus. „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner, inszeniert von Danielle Fend-Strahm, brachte frischen Wind auf die Bühne und begeisterte Jung und Alt gleichermaßen. Die Aufführung sprudelte über die Bühne wie ein in der Sonne funkelnder Gebirgsbach. Die Zeit verging wie im Flug und am Ende wünschte man sich, es ginge noch weiter.
Die Geschichte, die viele seit ihrer Kindheit kennen – sei es durch das Buch oder den Film –, hat nichts von ihrem zeitlosen Zauber verloren. Seit ihrem Erscheinen im Jahr 1929 berührt Kästners Erzählung über Mut, Freundschaft und Zusammenhalt.
Großes Abenteuer
Für Emil beginnt ein großes Abenteuer, als er zum ersten Mal allein mit dem Zug zu seiner Großmutter nach Berlin reisen darf. Mit dabei hat er Geld für die Großmutter, das seine alleinerziehende Mutter mühsam zusammengespart hat. Doch während der Fahrt wird ihm dieses Geld von einem zwielichtigen Mitreisenden gestohlen. In Berlin angekommen, nimmt er die Verfolgung auf und findet bald Freunde, die ihm tatkräftig zur Seite stehen. Gemeinsam bestehen sie das Abenteuer und bringen den Dieb zur Strecke.
Wunderbar ausgestattet und beleuchtet
Die Inszenierung besticht durch ein multifunktionales, wandelbares Bühnenbild von Matthias Strahm, das die Dynamik der Geschichte perfekt einfängt. Gekleidet in kunterbunte, detailverliebte Kostüme (ebenfalls von Strahm), wirbelt das spielfreudige Ensemble durch Berlin – singend, tanzend und spielend. Lichtdesigner Simon Tamerl lässt jede Szene erstrahlen und setzt mit feinen Lichteffekten gekonnt Akzente. Die Musik des Schweizer Theater- und Filmmusikers Moritz Widrig, die einen wesentlichen Anteil an diesem Theatererlebnis hat, verleiht dem Stück Tempo, Rhythmus und jede Menge Emotion.
Meisterhaft inszeniert
Regisseurin Danielle Fend-Strahm versteht es meisterhaft, Kinder wie Erwachsene gleichermaßen zu begeistern. Mit großer Liebe zum Detail und einem ausgewogenen Mix aus mitreißender Aktion und berührenden Momenten machte sie das Stück zu einem zauberhaften Erlebnis für die ganze Familie.
Großartiges Ensemble
Das sechsköpfige Ensemble brilliert mit Energie und Vielseitigkeit, schlüpft mühelos zwischen Haupt- und Nebenrollen hin und her und verleiht jeder Figur eine eigene Farbe. Nico Raschner überzeugt als Emil, der von einem schüchternen Jungen zu einem selbstbewussten Helden heranwächst. Yael Schüler begeistert als Gustav mit der Hupe – kess, charmant und mit natürlicher Autorität leitet sie die Detektive. Josepha Yen verkörpert die clevere Professorin mit beeindruckender Treffsicherheit und Authentizität. Als quirliger Wirbelwind Pony Hütchen erobert Isabella Campestrini das Publikum im Sturm. Elias Baumann verleiht dem kleinen Dienstag auf berührende Weise eine starke Präsenz und Stefan Pohl gibt dem Dieb Grundeis eine herrlich spitzbübische und zugleich verschlagene Note. Eine humorvolle Anspielung auf die Kunstwelt liefert Cattelans Banane, die an der Innenseite seines Mantels klebte und zeigte, dass Grundeis alles klaut, was nicht niet- und nagelfest ist.
Theater für Herz und Verstand
Der Theaterabend endet in jubelndem Applaus von einem Publikum, das mit strahlenden Gesichtern den Saal verlässt. Die Bregenzer Inszenierung macht Kästners Plädoyer für Solidarität greifbar und sorgt dafür, dass nicht nur die Herzen der Kinder, sondern auch die der Erwachsenen höherschlagen.
Weitere Vorstellungen:
So, 1./8./15./22.12. und Sa, 4./Mo, 6.1. um 15 Uhr
Fr, 6./Mi, 11./Di, 17.12. um 19:30 Uhr
Vlb. Landestheater am Kornmarkt, Bregenz
EMIL UND DIE DETEKTIVE | Vorarlberger Landestheater