Esprit mit Klang, Raum und Farbe Silvia Thurner · Jän 2023 · Musik

Ein besonderes Konzept verfolgen Heidrun Wirth, Bianca Riesner, Angelika Gallez und Martin Gallez mit ihrer Konzertreihe „Klang & Raum“. Sie bringen die Musik zu den Menschen im Dorf. Zugleich verbinden sie Handwerk mit Musik und bringen beides in Beziehung zueinander. Unter dem Leitgedanken „malen“ wurde in die Firma Fetz Color nach Alberschwende geladen. Im Gespräch erzählten der Firmeninhaber Michael Fetz sowie der bildende Künstler Christian Geismayr von ihren künstlerisch-handwerklichen Überlegungen und Arbeiten. Die kluge Werkauswahl mit Klavierquartetten von Mozart, Bach und Beethoven zeigte zur damaligen Zeit innovative kompositorische Denkansätze auf und brachte diese in farbenreichen Werkdeutungen zur Geltung.


Im Rahmen der Konzertreihe „Klang & Raum“ werden neben inspirierenden Konzerterlebnissen stets auch Einblicke in herausragende Handwerksbetriebe gewährt. Und so füllte sich die Werkstatt von Fetz Color am Samstagnachmittag bis auf den letzten Platz.
Die Verbindung zwischen Musik und Malerei hat eine Jahrhunderte alte Tradition und die Beziehungen zwischen Farben in der Musik und der musikalischen Gestaltung nimmt vor allem in der historischen Aufführungspraxis einen bedeutenden Stellenwert ein. Mit Ingrid Loacker (Violine), Lucas Schurig-Breuß (Viola), Bianca Riesner (Violoncello) und Martin Gallez (Hammerklavier) waren Musiker:innen angekündigt, die in der Szene der historisch informierten Aufführungspraxis und dementsprechendem Instrumentarium ein hervorragendes Renommee genießen.
Im schönen Ambiente der Malerwerkstatt erklangen drei Klavierquartette, die drei innovative Kompositionsansätze aufzeigten. Der Blick in den Rückspiegel machte erlebbar, wie zukunftsweisend das Klavierquartett in g-Moll (KV 478) von W.A. Mozart angelegt ist. Welch inspirierenden Einfluss Johann Christian Bach auf die Kompositionsart von Wolfgang Amadeus Mozart ausgeübt hat, zeigte sich in Bachs Quartettsatz in G-Dur. Die individuelle Aussagekraft des Ludwig van Beethoven kristallisierte das Quartett in Es-Dur, op. 16 heraus. Zudem ermöglichten die unterschiedlichen Rollenverteilungen zwischen den Streichinstrumenten einerseits und dem Hammerklavier andererseits in den drei dargebotenen Kompositionen spannende Hörvergleiche.
Die Musiker:innen loteten Mozarts Klavierquartett mit viel Esprit aus. Dass das Hammerklavier jedoch seine eigene Laune hat und auf Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsveränderungen „verstimmt“ reagiert, machte dem Quartett ziemlich zu schaffen. So erklangen trotz aller spieltechnischer und musikalischer Raffinesse manche Passagen intonatorisch empfindlich getrübt.

Künstlerische Farbkonzepte

Kluge Fragen stellte Bianca Riesner dem bildenden Künstler Christian Geismayr und dem Firmenchef Michael Fetz. Zur Sprache kamen unter anderem Ähnlichkeiten der Herangehensweisen eines Handwerkers und eines Künstlers sowie die Bedeutung des Handwerks für den künstlerischen Ausdruck. Überdies wurden Unterschiede erläutert, wenn Michael Fetz beispielsweise von spannenden Aufträgen und seinen Konzepten zur Farbgestaltung erzählte und Christian Geismayr davon berichtete, dass seine Kunst im Zweifeln beginne und Brüche versinnbildliche.

Freudvoll galant und fragend zerklüftet

In der Pause hatte Martin Gallez seinen Walter-Flügel nachgestimmt und so konnten der galante Kompositionsstil und die quirlige Spielweise der Musiker:innen in Johann Christian Bachs Quartettsatz in G-Dur freudvoll strahlen.
Die individuelle Musiksprache des Ludwig van Beethoven entfaltete sich im Quartett op. 16 gut. Gezackte Linien, viele Kontraste und Wendepunkte sowie die ständigen Wechsel der solistisch in den Vordergrund tretenden Instrumente vermittelten im Eröffnungssatz eine aufgewühlte Stimmung. Innige Zwiesprache miteinander führten die Violine und das Violoncello und sodann abschattiert die Viola und das Violoncello im Andante cantabile. Die Vorreiterrolle des Klaviers füllte Martin Gallez mit bewundernswerter Aussagekraft aus. Zwar wirkte die Tempowahl des abschließenden Rondos eher gemäßigt, doch die unterschiedlichen Artikulationsmuster zwischen impulsiven Bewegungsmustern und vorwärtsdrängenden Tonrepetitionen kamen hervorragend zur Geltung.

https://www.klangundraum.at/

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