Eine genussreiche Stunde mit Fagott und Klavier Anita Grüneis · Jän 2024 · Musik

Eine Stunde lang einem Fagott zuhören? Das könnte eintönig werden. Aber nicht, wenn Katharina Mätzler das Fagott spielt und sie dabei von Emil Laternser am Klavier begleitet wird. Die Matinee-Stunde im TAK im Rahmen der Podiumskonzerte war ein echter Hochgenuss.

In den Podiumskonzerten werden hochtalentierte Nachwuchs-Musiker:innen aus der Region vorgestellt. Die Recitals im TAK Theater Liechtenstein sind alle Wettbewerbsbeiträge, die von einer Jury, bestehend aus Maestro Graziano Mandozzi und Dr. Hossein Samieian, beurteilt und mit weiteren Auftritten belohnt werden: Beim „PODIUM zu Gast“ spielen sie in Seniorenheimen, Krankenhäusern, Schulen etc.. Je höher die Einschätzung der Jury ausfällt, desto mehr Konzerte dürfen die Musiker:innen gestalten. „Im Italienischen gibt es hierzu einen Spruch: ,unire l’utile al dilettevole‘ – Nutzen mit Vergnügen verbinden“, sagt dazu Graziano Mandozzi, der künstlerische Leiter der Podiumskonzerte. Die Preise des Jahres 2024 werden am 16. Juni im Rahmen eines Abschlusskonzertes mit dem Streichensemble Montfort vergeben.

Ein virtuoses Musikereignis

Den Auftakt der diesjährigen Podiumskonzerte-Reihe machte Katharina Mätzler mit ihrem Fagott. Die 19-jährige Musikerin aus Langenegg im Bregenzerwald studiert zurzeit im Künstlerischen Basisstudium Fagott in der Klasse von Heidrun Wirth-Metzler an der Stella Vorarlberg Privathochschule für Musik. Beim Konzert im TAK wurde sie am Klavier begleitet vom 20-jährigen Emil Laternser aus Vaduz, der aktuell an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) studiert. Beide Künstler:innen wurden bereits mehrfach international ausgezeichnet. Und so war es nicht verwunderlich, dass die Stunde im TAK zum abwechslungsreichen und hoch virtuosen Musikereignis wurde.

Das klangreiche Fagott

Eineinhalb Takte lang c-Moll, dann ein Septakkord auf G, darüber eine zögerliche Melodie – schon bei diesem Beginn von Carl Maria von Weberns Andante e Rondo ungarese, op. 35 zeigte Katharina Mätzler, was ihr das Fagott bedeutet: es ist eine Art zweiter Körper, den sie mit ihrem Atem und ihren Händen zum Leben erweckt. Und was für ein Leben! Wie zwei übermütige Kinder tollten die Klänge des Fagotts mit jenen des Klaviers durch den Raum. Da wurde getanzt, gejubelt und dann wieder gefühlvoll innegehalten. Effektvoll von Carl Maria von Webern geschrieben, kamen die ungarischen Rhythmen und Akzente dem Charakter des Fagotts – und damit auch jenen von Katharina Mätzler – besonders entgegen. Da zeigte sie, welch reiches Klangleben in einem Fagott steckt, wenn es geliebt wird.  
Aber auch Wolfgang Amadeus Mozart wusste für das Fagott zu schreiben. In seinem Konzert in B-Dur KV 191 mit den drei Sätzen Allegro, Andante ma Adagio und dem Rondo kann jeder Solist sein Können unter Beweis stellen. Katharina Mätzler tat mehr als das. In schnellen Läufen führte sie dem Publikum den gesamten Tonumfang von drei Oktaven vor, reihte irrwitzige Trillerketten aneinander und brachte mit plötzlichen Registerwechseln die kontrastreichen Farben ihres Instruments zur Geltung – das Fagott durfte sich nach aller Herzenslust ausleben. Aber das alles gemeinsam mit dem Klavier, denn auch Emil Laternser hatte seine brillanten Partien, die er zu nutzen wusste und damit die Piano-Klänge zum Leuchten brachte.

Zwei auf gleich hohem Niveau

Katharina Mätzler und Emil Laternser spielten auf gleich hohem Niveau und schienen gemeinsam zu atmen, das zeigte sich auch bei der Sonate für Fagott und Klavier, op. 168 von Camille Saint-Saëns. Geschrieben hatte der Komponist diese Sonate mit 85 Jahren – die zwei jungen Künstler zeigten im TAK, wie lebhaft diese Musik heute noch ist, wie heiter und zugleich eigenwillig, nachdenklich oder auch übermütig. Für den Abschluss der Matinee hatten sich die beiden Musiker:innen „Interférences I“ für Fagott und Klavier von Roger Boutry ausgewählt. 1972 geschrieben war dieses rund sieben Minuten dauernde Stück im Gegensatz zu dem bisher Gehörten ein zeitgenössisches Werk. Die Interferenzen bestehen zwischen dem temperamentvollen Klavierklang und den feinen Melodienlinien des Fagotts. Immer wieder kehrten die beiden Instrument zu dem synkopischen Anfangsmotiv zurück, mal durfte das Fagott frei interpretieren, dann aber beendeten die beiden nach einem ruhigen Mittelteil das Stück mit einem feurigen Allegro. Die Klänge von Emil Laternser am Klavier und die von Katharina Mätzler am Fagott parlierten dabei perfekt miteinander. Ein frischer Ton durchzog den Zuschauerraum im TAK und bewog Katharina Mätzler zu einer kurzen und feinen Zugabe. Kein Zweifel, sie ist bereits jetzt schon eine Meisterin ihres Fachs!

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