Dornbirn Klassik startete mit Begeisterung und Begeisterten
Jubelnder Applaus für Florian Simma, Guntram Simma und das Collegium Instrumentale
Silvia Thurner · Okt 2025 · Musik

Das Eröffnungskonzert der Abonnementreihe Dornbirn Klassik stieß auf großes Publikumsinteresse und löste im Kulturhaus eine euphorische Stimmung aus. Guntram Simma leitete sein Orchester, das Collegium Instrumentale Dornbirn, mit gewohnt souveräner Gestik und präsentierte eine abwechslungsreiche Werkauswahl. Als Solisten lud er seinen Sohn ein, der das legendäre Cellokonzert von Friedrich Gulda sowohl mit energetischem Zugriff als auch poesievoller Emotion spielte. Für Guntram Simma ist es selbstverständlich, auch zeitgenössischen Komponist:innen Gehör zu verschaffen. Nachdenklich stimmte das Werk „Moods“ des luxemburgischen Komponisten Marco Pütz, das der Orchesterleiter als Bild des Aufbegehrens gegen die vielen Krisen unserer Zeit und die darauffolgende Resignation interpretierte. Zum Abschluss schwelgten die Orchestermusiker:innen und das Publikum im Klang von Tschaikowskys Ballettmusik "Dornröschen".

Florian Simma hat seinen Lebensmittelpunkt in Salzburg. Er ist Solocellist des Mozarteumorchesters in Salzburg, Mitglied des Stadler Quartetts und unterrichtet seit 2016 am Tiroler Landeskonservatorium. Mit Guldas Cellokonzert war der Cellist bereits im Jahr 2008 im Rahmen des Brass Spektakels in der Bludenzer Remise zu hören. Nun konzertierte der 45-jährige Musiker unter dem Dirigat seines Vaters und mit dem Collegium Instrumentale Dornbirn dieses anspruchsvolle und vielsagende Werk im Dornbirner Kulturhaus.
Friedrich Gulda hatte das in vielfacher Hinsicht ironisch zu verstehende Cellokonzert auf Heinrich Schiff zugeschnitten. Dementsprechend virtuos ist die Musik angelegt. Mit kräftigem Zugriff intonierte Florian Simma die Eingangspassage und stellte die markant rockigen Rhythmen in den Raum, unterstützt vom klangvoll agierenden Blasorchester und E-Gitarre. In rascher Folge führten der Solist und die Orchestermusiker:innen in unterschiedliche musikalische Gefühlszustände und entfalteten mit schönen Soli stimmungsvolle Kantilenen.
Dass Friedrich Gulda mit seiner Komposition das Cello mit ironischem Augenzwinkern aus dem ihm zugeschriebenen bürgerlichen Milieu herauslösen und in einen volkskulturellen Kontext stellte, wurde in der Werkdeutung von Florian Simma und dem Collegium Instrumentale deutlich. Im Zentrum profilierte sich Florian Simma mit seiner Kadenz, die er mit klanglicher Raffinesse ausgestaltete. Er erzeugte Arpeggios, die durch die Ausführung mit den Fingernägeln einen metallischen Klang verströmten. Mit Flageoletts erschloss er zudem die höchsten Lagen des Instruments. Dort führte er die Töne in tremolierende Flächen über und reflektierte zuvor erklungene, melodisch-rhythmische Gedanken stimmungsvoll.
Den orientalischen Charakter der Musik stellten der Solist und das Orchester in eine unmittelbare Nähe zu einem höfischen Tanz und betonten damit die ungewöhnlichen kompositorischen Brücken, die Friedrich Gulda in seinen Kompositionen souverän baute. Zünftig und virtuos wurde schließlich der Finalsatz in den Raum gestellt.
Für den tosenden Applaus bedankte sich Florian Simma mit einem Cello-Solowerk, das nochmals aufhorchen ließ. Feinsinnig und mit viel Gespür für den amerikanischen Musikstil Bluegrass spielte er „Julie-O“ von Mark Summer.
Guntram Simma widmet sich in seinen Konzerten stets auch der Musik unserer Zeit. Das bogenförmig aufgebaute Werk „Moods“ von Marco Pütz spielten die Musiker:innen mit großer Aussagekraft und einer sich stetig steigernden inneren Spannung. Darin eingebettet erklang ein unbestimmt suchendes Motiv, das von der Klarinette angestimmt, von der Flöte übernommen und durch Violine und Violoncello weitergetragen wurde. Immer weiter baute das Orchester den musikalischen Fluss aus, bis sich das Geschehen in Schüben zu großen Klangtürmen aufbäumte, allmählich wieder abflaute und schließlich in einer Kantilene der Violine und Flöte mündete. Das Werk kam transparent über die Bühne und ließ viel Raum für eigene Interpretationen.
Mit großer Spielfreude wendeten sich das Orchester und Guntram Simma abschließend der einnehmenden Ballettsuite „Dornröschen“ (op. 66a) von Peter I. Tschaikowsky zu. Imposant gestalteten die Musiker:innen das Werk. Plastisch erklangen die Themen führenden Bögen, markant geformte Tonrepetitionen verliehen der Musik zugleich Eleganz und Schwung. Auch wenn nicht alle Übergänge und die mit viel Schwung gegeneinander geführten Linien mitunter nicht ganz kongruent erklangen, übertrug sich die Freude an der Gestaltung und der Enthusiasmus der Musiker:innen auf die Zuhörenden, die jubelnden Applaus spendeten.

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