Die neue TAK-Saison: „Spielt, spielt, sonst sind wir verloren!“
Das TAK startet die nächste Saison mit einigen Neuerungen.
Anita Grüneis · Jun 2023 · Theater

Neu ist allen voran der Beginn der Vorstellungen: Ab September wird schon um 19.30 Uhr gespielt und nicht wie bisher um 20.09 Uhr (Grund dafür waren bislang die Glocken des nebenan gelegenen Kirchturms). Die Kirche steht immer noch nebenan, aber offenbar stören die Glocken nicht mehr. Eine weitere Begründung seitens TAK: „Mit der neuen Anfangszeit um 19:30 Uhr können gute Verbindungen mit LieMobil insbesondere nach den Veranstaltungen erreicht werden.“ Zudem bliebe mehr Zeit für die Begegnungen im Theaterfoyer und die Vorstellung könne gegebenenfalls direkt nach dem Arbeitstag besucht werden. Das spart Wege und ist daher nachhaltig.

Eine weitere Neuerung: „Die Ticketpreise erhalten eine neue Struktur, bei der ausnahmslos jede Veranstaltung schon ab maximal 30 CHF zu besuchen ist.“ Brandneu ist die TAK-Flatrate, mit der alle Menschen bis und mit 26 Jahren in Ausbildung für 77 CHF alle Vorstellungen besuchen können. Und mit dem Sammel-Abo erhalten die Zuschauer am Ende der Saison einen Gutschein im Wert von bis zu 20 Prozent der Ticketpreise.

Neues Motto nach Pina Bausch

Neu ist natürlich auch das Motto der Spielzeit. Es lautet: „Spielt, spielt, sonst sind wir verloren!“ Gemäß Intendant Thomas Spieckermann hat ihn dazu eine Geschichte von Pina Bausch inspiriert: Die berühmte Choreografin erzählte einmal, wie sie in Griechenland bei einigen Roma-Familien zu einem Fest eingeladen war. Später am Abend begannen die Menschen zu tanzen. Pina Bausch hatte Hemmungen mitzumachen und blieb sitzen. Sie hatte Sorge, die fremden Tänze nicht zu beherrschen. Da kam ein kleines Mädchen auf sie zu und sagte: „Dance, dance, otherwise we are lost.“ Dieser Satz des kleinen Mädchens habe viele Facetten, wenngleich er rätselhaft ist, meint der Intendant. Und so wird nächstes Jahr im TAK Theater Liechtenstein gespielt, gespielt, gespielt. Schauspiele, Konzerte, Jazz, Kabarett und viel Kinder- und Jugendtheater. Damit der Publikums-Nachwuchs gesichert wird und das TAK nicht verloren ist.

Ein Klassiker, ein Doppelstück als Eigenproduktionen

Es gibt auch wieder zwei Eigenproduktionen, die von Oberspielleiter Oliver Vorwerk inszeniert werden. Als erstes wird Shakespeares Schauspiel „Hamlet“ gezeigt, das der deutsche Autor Helmut Krausser speziell für das TAK neu übersetzt hat. Zum Inhalt heißt es im Programmheft: „Der junge Prinz Hamlet sieht seine gewohnte Welt in Auflösung. Sein Vater tot, sein Land in Konflikt mit anderen Staaten, Ethik und Moral lösen sich auf. Doch genau der Humanismus liegt ihm am Herzen, seinetwegen studiert er in Wittenberg. Und nun wird von ihm verlangt, seinen Onkel aus Rache zu töten. Hamlet sucht einen Ausweg, doch wie lange kann er seine ethischen Vorstellungen behaupten in einer Welt, die zugrunde geht?“ Premiere dieses neuen Shakespeare/Krausser „Hamlets“ ist am 16. September 2023. Spielen werden Thomas Beck, Stefan Gebelhoff, Dan Glazer, Julian Härtner, Oliver Reinhard, Sylvana Schneider, Nicole Spiekermann.

Aus zwei mach eins

Die zweite Eigenproduktion ist eine Uraufführung, denn Intendant Thomas Spieckermann hat Theodor Fontanes „Effie Briest“ und Annie Ernauxs „Der junge Mann“ in einem neuen Stück zusammengefasst. „,Effi Briest‘ ist eine große Liebes- und Ehegeschichte, die angesichts des unerbittlichen Korsetts der Konventionen tragisch enden muss. ,Der junge Mann‘ ist ein Plädoyer für ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben der Geschlechter, für Unabhängigkeit, für das Überwinden von Rollenbildern. Beide Texte erzählen von Liebe, die zwischen gesellschaftlichen Zwängen und den persönlichen Sehnsüchten und Zweifeln der Liebenden scheitern – und nicht zuletzt davon, wie sehr auch nach jahrhundertelangem gesellschaftlichem Wandel das Privateste immer noch vom Öffentlichen bestimmt wird“, ist dazu im Programmheft zu lesen. Spielen werden Georg Melich, André Rohde und Christiani Wetter. Regie führt Oliver Vorwerk, die Ausstattung liegt – wie schon bei „Hamlet“ – in den Händen von Alexander Grüner. Premiere ist am 20. Jänner 2024.

Gastspiele aus Bochum und aus Wien

Im Abo-Schauspiel-Bereich wird außerdem der Schriftsteller Lukas Bärfuss am 8. November mit „The Journey“ eine literarisch-musikalische Reise in den Osten geben. Das Schauspielhaus Bochum kommt am 14. März 2024 mit Shakespeares „Macbeth“, Das Deutsche Theater Berlin gastiert am 20. April mit Tennessee Williams „Die Glasmenagerie“ und am 24. Mai wird es von der RAUM+ZEIT Produktionen das Stück „Selfportrait :: Giacometti“ gezeigt, eine Live-Performance mit Virtual Reality für je eine Person. Dabei werden die Besucherinnen und Besucher an eine Grenze geführt, an der es fraglich wird, ob sie nur Beobachter oder schon Teil der Installation sind. Am 6. Juni kommt dann das Wiener Burgtheater mit dem Stück „Adern“ von Lisa Wentz in der Regie von David Bösch nach Schaan. Die Autorin erzählt darin von einem Leben, das geprägt und dominiert von den allgegenwärtigen und übermächtigen Tiroler Bergen fernab der Welt erscheint, und doch mitten in der Geschichte des 20. Jahrhunderts stattfindet. Spielen wird unter anderem Sarah Viktoria Frick.

Jazz meets Klassik in der Filmmusik

Im Musik-Bereich gibt es mehrere Highlights: Am 10. November kommt das Kyle Eastwood Quintet und spielt gemeinsam mit dem Sinfonieorchester Liechtenstein unter der Leitung von Gast Waltzing Musik aus Filmen mit Clint Eastwood von Ennio Morricone, Lalo Schifrin, John Williams, Lennie Niehaus, Clint und Kyle Eastwood. Damit kann das Publikum 45 Jahre Filmgeschichte Revue passieren lassen. Klassik-Fans dürfen sich am 18. November auf die berühmte Pianistin Martha Argerich freuen. Sie gastiert mit The European Philharmonic of Switzerland unter der Leitung von Charles Dutoit. Zu hören sind: Maurice Ravels „Le Tombeau de Couperin”, Robert Schumanns „Klavierkonzert in a-Moll op. 54“ und Ludwig van Beethovens „Sinfonie Nr. 7 in A-Dur op. 92“. Ein weiteres Klavierkonzert gibt es am 8. Dezember. Im Vaduzersaal gastiert das Staatliche Sinfonieorchester Litauen unter der Leitung von Lukas Geniušas. Am Flügel ist Gintaras Rinkevičius, er wird das „Klavierkonzert Nr.1 in e-Moll op.11“ von Frédéric Chopin spielen, zu hören sind auch Mikalojus Konstantinas Čiurlionis „Préludes“ und  Felix Mendelssohn Bartholdys „Sinfonie Nr. 4 in A-Dur op. 90, Italienische“.

Große Solisten und Orchester

Am 19. Januar 2024 ist der neue Fixstern am Geigenhimmelt zu erleben: Sebastian Bohren. Der 36-jährige Schweizer spielt unter der Leitung von Thierry Fischer gemeinsam mit dem Münchner Kammerorchester das „Violinkonzert Nr. 1“ von Magnus Lindberg. Davor und danach gibt es Mozart: einmal die „Sinfonie Nr. 1 in Es-Dur KV 16“ und dann die „Jupiter Sinfonie Nr. 41 in C-Dur KV 551“.

Am 8. März folgt dann das Zürcher Kammerorchester mit dem Klarinettisten Andreas Ottensamer, zu dem es heißt: „Als versierter Arrangeur übertrug er Felix Mendelssohns berückend schöne ,Lieder ohne Worte‘ vom Klavier in die Partitur eines Klarinettenkonzertes.“ Daneben zu hören: Othmar Schoecks „Sommernacht op. 58“, Béla Bartóks „Divertimento für Streichorchester, Sz. 113, BB. 118“ und Leó Weiners „Divertimento Nr. 1, op. 20“.
Am 21. April steht noch einmal Felix Mendelssohn Bartholdy auf dem Programm, dann spielt das Kammerorchester Basel unter der Leitung von Heinz Holliger die „Hebriden Ouvertüre op. 26“. Weitere Werke sind: Robert Schumann „Sinfonie Nr. 3 in Es-Dur, Rheinische“ und Solistin Sol Gabetta spielt Benjamin Brittens „Cello Symphony op. 68“.
Am 16. Mai beendet die Deutsche Staatsphilharmonie unter der Leitung von Gábor Káli die Vaduzer Konzert-Saison. Geiger Christian Tetzlaff spielt Béla Bartóks „Violinkonzert Nr. 2 SZ 112“ und außerdem ist Antonín Dvořáks „Sinfonie Nr. 7 in d-Moll op. 70“ zu erleben.
Soweit einige Programm-Highlights aus Schauspiel und Konzert. Daneben gibt es natürlich Spannendes im Jazz- und Kabarettbereich wie auch im Kindertheater. Außerdem wird es am 29. September einen „Poetry Slam Abend“ geben in Kooperation mit Ländle Slam. Dabei treten hochrangige Poet:innen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein im Duell der Worte gegeneinander an. Der Slam-Abend im TAK ist gleichzeitig der Qualitifikationsentscheid zur deutschsprachigen Meisterschaft 2023, dem größten Slam Event der Welt. Die Moderation übernimmt der zweimalige Vorarlberger Landesmeister Ivica Mijajlovic. Da lässt sich nur noch sagen: „Spielt, spielt, sonst sind wir verloren“

www.tak.li

Teilen: Facebook · E-Mail