Vorarlberger Holzbaupreis für ausgezeichnete Projekte Martina Pfeifer Steiner · Jul 2023 · Architektur

Für kluges Bauen mit Holz gibt es erstmals eine Sonderkategorie beim 15. Vorarlberger Holzbaupreis. Zukünftig wird dies jedoch für alle Einreichungen das übergeordnete Hauptkriterium sein.

Bauen mit Holz ist klug, weil ein solches Gebäude durchschnittlich halb so viel an nicht erneuerbaren Primärenergien verbraucht wie ein gleiches aus mineralischen Baustoffen, und es hat um gut 50 Prozent weniger Gesamtgewicht, folglich reduzieren sich auch die Emissionen beim Transport. Angesichts der notwendigen CO2-Einsparungen in der Bauwirtschaft ist der vermehrte Holzeinsatz weltweit unverzichtbar. Kein anderer Baustoff speichert so viel CO2 und wächst permanent nach. Der Verein vorarlberger holzbau_kunst will diesem Faktum noch ein deutliches „Plus“ aufsetzen, deshalb heißt dieser Sonderpreis „Kluges Bauen mit Holz+“. Neue Ideen, kluge Einsparungen, die zukünftige Weiternutzung vorbereitet und die Wiederverwendung von Bauteilen und Baustoffen muss selbstverständlich sein. Das impliziert auch, dass neue Konstruktionskonzepte und Materialkombinationen zu finden sind. 26 Projekte wurden dazu eingereicht, vier ausgewählt.

Sonderpreise

Einer der Sonderpreise geht an das Projekt „Weitergebaut – Neue Bürowelt Haberkorn“ in Wolfurt und bekommt gleich noch eine Anerkennung in der Kategorie „Sanierung/Anbau/Aufstockung“ dazu. Die NONA Architektinnen, das sind Anja Innauer und Nora Heinzle, denken die zuletzt als Ausstellungshalle genutzte Bausubstanz der Firma Haberkorn weiter und finden eine Raum-in-Raum-Lösung, stellen quasi ein Holzregal hinein, zweigeschoßig, in Skelettbauweise mit Massivholzdecken. Dieses Holzbausystem schafft Raum für 90 Arbeitsplätze sowie Besprechungs- und Sozialbereiche, der vorgegebene Raster erlaubt große Flexibilität für Zukünftiges.

Der Haberkorn Pavillon im Garten bekommt auch noch einen Sonderpreis für Zukunft und Ausbildung. Im Gewerbegebiet Raum für ökologisch wertvolle Habitate mit Biodiversität sowie Pausen- bzw. Besprechungszonen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen, das war ein Anliegen. Architekt Martin Mackowitz und der bekannte Lehmbauer Martin Rauch (Erden Studio, Schlins) konzipieren ein weit auskragendes Raumfachwerk auf nur vier Stützen, mit einem zentralen doppelgeschoßigen Raum. Die Jury würdigt die explizite Förderung des Zimmermann-Handwerks durch den bewusst interdisziplinär geführten, partizipativen und vor allem lehrlingsbasierten Prozess. Einfache, rückbaubare Zimmermanns-Verbindungen, leimfreies Schnittholz und Stampflehm werden von den angehenden Zimmerleuten unter professioneller Anleitung ausgeführt und gleichzeitig erfolgt die Sensibilisierung auf die klimarelevanten Anforderungen unserer Zeit.

Ein weiterer Sonderpreis für „Kluges Bauen mit Holz+“ ergeht an Das Neni in Schruns. Die Innsbrucker Architekten Reinhard Madritsch und Robert Pfurtscheller verwandeln einen Ziegenstall in ein nobles Chalet. Die komplette Gebäudekonstruktion und das äußere Erscheinungsbild bleiben erhalten. Das Feriendomizil wird klug modernisiert. Wenige Holzbalken, die man aus statischen Gründen auswechselte, werden an anderer Stelle wiederverwendet; ein Stampflehmboden mit Fußbodenheizung schafft behagliches Raumklima und bringt Speichermasse in den Holzbau.

Siegerprojekte

Die Abräumer unter den Architekten – mit gleich drei Vorarlberger Holzbaupreisen – waren Markus Innauer und Sven Matt: Einen in der Kategorie „Holzbau außer Landes“ für den Kunstraum Kassel, eine flexibel nutzbare Ausstellungshalle; den weiteren für die Revitalisierung des Bregenzerwälder Hauses in Bezau, wo Innauer-Matt Architekten schon lange Zeit ihr Büro haben. Im Kriechere 70 wurde das Vorderhaus samt Tenn neu errichtet und dient weiterhin Wohnzwecken. Das in den 1960iger Jahren als Erstlingswerk von Leopold Kaufmann (einer der Pioniere Vorarlberger Baukunst) errichtete ehemalige Fotostudio Hiller im Hinterhaus wurde behutsam saniert und um Büroflächen erweitert.

Als die Juroren des Vorarlberger Holzbaupreises 2023 die 129 eingereichten Projekte sichteten, waren sie begeistert, aber auch sehr verwundert, dass nur vier öffentliche Bauten dabei waren. „Wo sind die Projekte der Kommunen, wo sind die vorbildlichen Gemeindestuben, die Ortsplätze, die Schulen? Einige Häuser für Kinder finden sich in überschaubarer Anzahl. Was ist passiert?“ Dafür ist der Preis an das Kinderhaus Kreuzfeld in Altach, geplant von Innauer-Matt Architekten, ein zweifelsfrei würdiger: Konstruiert als feingliedriger Holzpavillon, der durch die dreischiffige Anlage mit zentralem, durchgestecktem Atrium, gebaut aus heimischem, naturbelassenem Holz, in Atmosphäre und Maßstäblichkeit auf die Kinderschar bestens eingeht.

Dass die Auseinandersetzung mit Baukultur in Vorarlberg auf hohem Niveau erfolgt, und die Meisterschaft in Sachen Weiterbauen, Revitalisieren beachtenswert ist, darin waren sich die Jurymitglieder einig. Jedoch – „das Thema Qualität im sozialen Wohnbau, ein österreichweiter Dauerbrenner, wird auch in Vorarlberg nicht sichtbar – schade.“

https://holzbaukunst.at/

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