Felder-Verein-Jahreshauptversammlung 2023 Kurt Bereuter · Jun 2023 · Gesellschaft,Literatur

Der Franz-Michael-Felder-Verein hielt am Freitag, 23.6. in Schoppernau seine Jahreshauptversammlung ab. Dabei präsentierte Obmann Walter Fink zwei Buchprojekte, ein Theaterprojekt und mehrere Vorträge rund um Franz Michael Felder.

Traditionsgemäß in Felders Heimat, in Schoppernau, ging die 54. Jahreshauptversammlung des 2. Felder-Vereines am Freitag unter dem neuen Obmann Walter Fink über die Bühne. Der 1. Felder-Verein wurde ja bekanntermaßen schon 1909/1910 gegründet und war völkisch-deutschnational ausgerichtet, was für den Literaten nicht ohne Folgen bleiben sollte. Aber diesem Thema widmete sich im Anschluss an die JHV der Schwarzacher Historiker Severin Holzknecht in unaufgeregter und sachkundiger Weise. (Mehr dazu in der der September-Ausgabe der Zeitschrift KULTUR).
Die JHV stand ja in den letzten Jahren immer wieder unter schwierigen Vorzeichen und wie in der KULTUR berichtet, übernahm der Felder-Nachfahre Walter Fink im letzten Jahr aus der Not heraus den Verein, wie er selbst betonte: auf gutes und intensives Zureden des Vize-Obmannes Alt-LR Erich Schwärzler. Aber – es habe sich zu einem erfreulichen und nutzenbringenden Amt entwickelt.

Felder-Bilderbuch für Kinder

Dabei konnte Walter Fink gleich zu Beginn einen Referenten vorstellen, der seinerseits ein Projekt des Felder-Vereines präsentierte. Herwig Bitsche vom NordSüd-Verlag übernahm die Herausgabe eines Felder-Bilderbuches für Kinder (6 bis 10 Jahre), um damit auch eine Lücke in der Felder-Leserschaft zu schließen, wie er betonte. Titel: „Ich war ein unruhiger Kopf. Aus dem Leben des Franz Michael Felder.“ Das Buch wird noch heuer erscheinen und Teil der diesjährigen Jahresgabe für die Mitglieder sein. Der Text stammt vom Ö1-Journalisten und Kinder- und Jugendbuchautor Heinz Janisch. Die Bilder dazu wurden von der Bregenzer Künstlerin mit Lingenauer Wurzeln, Sophia Weinmann, eigens dazu geschaffen und wirken mit all den Tieren nicht nur kunstvoll, sondern auch sehr liebevoll. Der NordSüd-Verlag ist übrigens ein sehr großer Verlag und dürfte es schaffen, Franz Michael Felder auf diese Weise tatsächlich auf einer neuen Schiene überregional zu verbreiten. Herwig Bitsche betonte, dass dieses Projekt noch von Alt-Obmann Norbert Häfele initiiert wurde und dann wegen Corona zum Erliegen kam, ehe es vom Leiter des Felder-Archives, Jürgen Thaler, aus der Sackgasse geholt wurde.  
Anschließend kam der Obmann zu seinem Bericht und konnte von einer Mitgliederzahl von 627 berichten, wenngleich es dabei eine größere Zahl von säumigen Zahler:innen gebe. Wie andere Verein auch, kämpft also auch der Felder-Verein um Mitglieder.
Mit dem Land Vorarlberg konnte eine neue Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit dem Felder-Archiv abgeschlossen werden, in dem gleich auch das Felder-Museum miteinbezogen wurde. Somit habe es auch eine friktionslose und angenehme Zusammenarbeit von Verein und Archiv gegeben, wie der Obmann betonte. Verantwortlich dafür sind meines Erachtens wohl mehr die handelnden Personen im Verein als der neue Vertrag. 
So erklärte Walter Fink auch, dass er anders als sein Vorgänger, im Fall von Natalie Beer und ihrer nationalsozialistischen Gesinnung, in Bezug auf die ihr damals verliehene Felder-Medaille anderer Meinung sei und deshalb habe er dazu eine Presseaussendung gemacht, in der sich der Verein klar von Natalie Beer distanziere. Eine Aberkennung der Felder-Medaille sei juristisch nicht möglich und mit dieser Klarstellung sei „der Fall“ für ihn abgeschlossen. Die Marktgemeinde Rankweil ging allerdings noch einen Schritt weiter und die Gemeindevertretung entzog Natalie Beer die Verleihung des Ehrenringes. Auch wenn dies juristisch nicht haltbar war, war es ein mutiger und selbstbewusster Schritt, der in der Aufforderung an das Land mündete, die rechtlichen Voraussetzungen – wie in anderen Bundesländern auch – für solche post-mortem-Aberkennungen zu schaffen, wofür sich aber die Landesregierung nicht einigen konnte. Der Felder-Verein bleibt also hier immer noch einen Schritt zurück.
Dass auch das Felder-Museum nach 20-jährigem Bestehen überdacht und eventuell überarbeitet gehört, sei allen Beteiligten klar, und dazu habe es auch schon Gespräche gegeben, die noch heuer zu einer Umsetzung führen sollen.

Neues Jahrbuch

Der Felder-Archiv-Leiter Jürgen Thaler berichtete von den Erwerbungen, u. a. von Elisabeth Häusle-Wäger, deren Villa in Rankweil derzeit ja aufwändig saniert und einer neuen Nutzung zugeführt wird, inkl. des Stickerei Gebäudes, das zu einem Kulturraum adaptiert wird. Im neuen Jahrbuch werden Beiträge von Martin Walser über Franz Michael Felder abgedruckt, ein Beitrag von Severin Holzknecht zum 1. Felder-Verein, Kurt Greussing zu Felders sozialpolitischen Aktivitäten und Günter Felder wird neben weiteren Beiträgen seine Recherchen zu einem Portrait von Maria Anna Moosbrugger, genannt Mariann, liefern. Sie war eine Nichte des Felder-Schwagers Kaspar Moosbrugger und führte bei Franz Michael Felder nach dem Tod seiner Frau Anna Katharina den Haushalt. Ein durchaus spannendes Jahrbuch ist demnach Ende Jahr zu erwarten.

Theaterstück von Felix Mitterer

Als Höhepunkt berichtete der Obmann, was schon in den Medien zu lesen war. Erfolgsautor Felix Mitterer wird ein Theaterstück „Aus seinem Leben“ zu Franz Michael Felder schreiben, bzw. gibt es schon in einem Vorentwurf, und das Vorarlberger Landestheater wird das Stück in der neuen Theatersaison zum Auftakt aufführen. Die Kosten für den Autor in Höhe von 30.000 Euro konnte Obmann Walter Fink über zwei Sponsoren zu je 15.000 Euro dem Verein ersparen. Beide Sponsoren wollen übrigens nicht genannt werden. Das Theaterstück soll dann vom Haymon Verlag herausgegeben und im nächsten Jahr die Jahresgabe des Vereines für die Mitglieder werden.
Eine Neuanpassung der Statuten ging ebenso unaufgeregt über die Bühne, wie die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge auf nunmehr 32 Euro. Auf dem Konto des Vereines konnte sich auch wieder ein Polster entwickeln und abschließend verwies der Obmann noch einmal auf die beiden Bücher, das Theaterstück, geplante Vorträge mit Autoren aus dem Felder-Archiv-Jahrbuch und darüber hinaus auf die Literaturtage am 23. und 24. August in Bizau mit Monika Helfer und Michael Köhlmeier und der Unterstützung durch den Theaterverein Bizau.
Bei den Dankesworten von Vize-Obmann Erich Schwärzler an den Obmann Walter Fink war zu spüren, dass diese von viel Erleichterung getragen waren, dass der Verein nun wieder in ruhigeren Gewässern segelt, und weiters mit gleich zwei Buchprojekten, einem Theaterstück, mehreren Vorträgen und sogar Literaturtagen in Bizau sehr aktiv ist und lautstark aufzeigt. Walter Fink scheint als Obmann ein Glücksgriff zu sein.

https://www.felderverein.at/

 

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