Der belebte musikalische Ausdruck eines Holzbläserquintetts
Selten zu hörende Werke der Wiener Klassik in hervorragenden Deutungen
Silvia Thurner · Jun 2023 · Musik

Zum Abschluss der Reihe „Klang & Raum“ gastierte ein Holzbläserquintett rund um Angelika Gallez (Flöte) und Heidrun Wirth-Metzler (Fagott) in Mesmer Stall in Alberschwende. Zum gemeinsamen Musizieren luden die beiden Frauen drei herausragende Musiker der Alten-Musik-Szene ein. Beat Anderwert (Oboe), Simon Pibal (Klarinette) und Mario Ortega (Horn) ergänzten das Ensemble und versetzten die Zuhörenden mit ihren virtuosen Darbietungen in Staunen. Werke aus dem Zeitraum der Wiener Klassik erklangen mit den für das historische Instrumentarium typisch belebten Klangfarbenspielen. Zwischendurch unterhielten sich Kaspanaze Simma und Walter Lingg über das weite Feld des Themas „schaffen“.

Bemerkenswert an der Reihe „Raum & Klang“ ist das historische Instrumentarium der Musiker:innen und damit verbunden der Fokus auf die informierte Aufführungspraxis. Auftrittsorte der aktuellen Saison waren der Olgasaal im Gasthaus Taube, der Betrieb Fetz Color, das ehemalige Gasthaus Brauerei und nun Mesmers Stall in Alberschwende. So kommt diese besondere Konzertreihe mit nicht alltäglichen Kompositionen und Werkdeutungen aufs Land.
Die Besetzung im Holzbläserquintett bot viele Anreize. Die historischen Instrumente reagieren viel sensibler auf Spielarten, Lippenspannungen und den Luftfluss als moderne Instrumente, und bescheren den Zuhörenden wunderbar aufgeraute und rustikale, aber auch sehr feinsinnig aufeinander abgestimmte Klangfarbenspiele. Alle Ensemblemitglieder musizierten hervorragend und nahmen auch die virtuosesten Herausforderungen an. Am meisten beeindruckte der aus Mexiko stammende Hornist Mario Ortega. Wie selten zuvor gehört, spielte und stopfte er das ventillose Horn und gestaltete auf diese Weise die Musik variantenreich, zugleich kraftvoll und sensibel im Piano.
Kompositionen der italienischen Komponisten Guiseppe Cambini und Gioachino Rossini sowie Werke von Georg Friedrich Fuchs und Franz Danzi aus Deutschland präsentierte das Holzbläserensemble. Die gut abgestimmte Werkauswahl bot viel Abwechslung und eine angenehme Unterhaltung. Spannend und herausfordernd wirkte das Bläserquintett in g-Moll, op. 56/2 von Franz Danzi. Das viersätzige Werk offenbarte sogleich im Eröffnungssatz eine große Theatralik. Fein nuanciert entfalteten die Musiker:innen im Andante die Themen und brachten die unterschiedlichen Klangcharaktere zur Geltung. Aufmerksamkeit lenkten die raffinierten rhythmischen Verschiebungen im humorvoll gespielten Menuett auf sich, bevor das virtuose Allegretto in wirbelndem Tempo in den Raum gestellt wurde.
Auch das Quartett in G-Dur für Flöte, Klarinette, Fagott und Horn von Gioachino Rossini lebte von einem theatralischen Charme, den das Holzbläserquartett spielfreudig betonte. Tänzerisch und poesievoll wirkte das Bläserquintett Nr. 2 von Guiseppe Cambini, dessen melodischen Bögen die Musiker:innen im zweiten Satz in guter Kommunikation miteinander verwoben. In Erinnerung blieb vor allem der dritte Satz, in dem die Rolle des Horns vom Solisten selbst, aber auch von den mitmusizierenden Ensemblekolleg:innen besonders schön in den Mittelpunkt gestellt wurde.
In Georg Friedrich Fuchs‘ Trio Nr. 2 spielte die Klarinette eine bedeutende Rolle. Dass der Komponist selbst auch Klarinettist war und „sein“ Instrument besonders in Szene setzen wollte, brachte Simon Pibal an der Barockklarinette eindrücklich zur Geltung.

Im Gespräch

Über das Thema „schaffen“ unterhielten sich der Landwirt und ehemalige Politiker Kaspanaze Simma und Walter Lingg, Inhaber des Hotels Krone in Au sowie Ex-Landtagsabgeordneter, miteinander. Die beiden fand zögerlich ins Gespräch und zeigten zwei unterschiedliche Sichtweisen von Arbeitsrealitäten auf. Während Kaspanaze Simma mit einem etwas verklärten Blick die Vergangenheit sowie die Effizienz der Vielseitigkeit lobte und die Überbeschäftigung unserer Zeit kritisierte, machte Walter Lingg auf die brennenden Themen der Gegenwart aufmerksam. Er betonte, wie wichtig es seiner Meinung nach wäre, den Kapitalertrag zu besteuern und nicht die Arbeitskraft. Überdies plädierte er für mehr Verzicht und wünschte sich, vor allem auch an die Politik gerichtet, mehr Mut und Entscheidungskraft.

https://www.klangundraum.at

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