Das Salterio als Hauptdarsteller beim Concerto Stella Matutina
Die sympathische Musikerin Franziska Fleischanderl zog die Zuhörenden in ihren Bann
Silvia Thurner · Mär 2024 · Musik

Das Concerto Stella Matutina stellte das erste Abonnementkonzert der Saison unter das Motto „Sphärenklänge“. Als Solistin eingeladen war die oberösterreichische Musikerin Franziska Fleischanderl. Sie spielte das Salterio, ein barockes Hackbrett, virtuos und hatte durch ihre sympathische Ausstrahlung das Publikum sofort auf ihrer Seite. In einem kammermusikalischen Geist musizierte das Orchester. So breitete sich in der Kulturbühne AMBACH eine feinsinnige und fröhliche Atmosphäre aus. Die Werke von Antonio Vivaldi, Tomaso Albinoni und Florido Ubaldi kamen gut zur Geltung und überraschende Klangfarbkombinationen ließen aufhorchen.

Im Mittelpunkt des unterhaltsamen Konzertabends standen Informationen über das Salterio und Werke, die die international viel beachtete Solistin Franziska Fleischanderl durch ihre intensiven Forschungen entdeckte und auf die Bühne brachte. Sie gab unter anderem Auskunft über den virtuosen Salteriospieler Florido Ubaldi, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein allseits bewunderter Star war. Höchstwahrscheinlich habe auch Antonio Vivaldi den Musiker gekannt und bewundert und so stellten die Musikerin und das Concerto Stella Matutina spannende Verbindungslinien zwischen den beiden Komponisten her, die sie auch musikalisch erlebbar machten.
Franziska Fleischanderl und das Concerto Stella Matutina präsentierten zwei Concerti (RV 186, RV 84), die Triosonate (RV 820) und das Violinkonzert in e-Moll (RV 275) von Antonio Vivaldi. Anstatt der Violine übernahm das Salterio die führende Stimme. Dabei wechselte Franziska Fleischanderl wirkungsvoll die Spieltechniken. Sie musizierte mit Schlägeln, die unterschiedliche Klangfarben erzeugten und spielte pizzicato auf ihrem kostbaren Barock-Salterio von Michele Barbi aus dem Jahr 1725. 
Zwischen den vitalen Ecksätzen und den lyrischen langsamen Sätzen entstanden dadurch Klangfarbenschattierungen, die die musikalischen Charaktere hervorragend unterstrichen.

Filigrane Klangfarben

Die Balance zwischen dem Salterio und den Streichern mit Basso Continuo stellte sich nicht unmittelbar ein, und die Unruhe im Saal beeinträchtigte zu Beginn den Hörgenuss. Wahrscheinlich hatten Zuhörende in der Nähe der Bühne und im Parterre bei diesem Konzert Vorteile, denn das Salterio verfügt über ein eher filigranes, jedoch sehr obertonreiches Klangspektrum. Das Spiel mit Klangfarben zeichnete alle Darbietungen aus. So musizierte beispielsweise Thor-Harald Johnsen sowohl auf der Laute als auch auf der Gitarre und Johannes Hämmerle wechselte gut durchdacht in den verschiedenen Passagen zwischen der Orgel und dem Cembalo. Bewundernswert passten sich die Orchestermusiker:innen der Solistin an. In Erinnerung blieb etwa das sensible aufeinander Hören in Vivaldis Triosonate (RV 820), in dem das Salterio und das Violoncello (Thomas Platzgummer) einander musikalisch vielgestaltig umgarnten. 
Den Mittelpunkt des unterhaltsamen Konzertabends bildete die kammermusikalisch dargebotene Sonata von Florido Ubaldi. Franziska Fleischanderl hat viel über den zu seinen Lebzeiten berühmten Virtuosen geforscht und im Zuge dessen auch zwölf Sonaten entdeckt. Der tänzerische Duktus und die beschwingten Figurationen kristallisierte die Solistin, unterstützt von einem sensibel agierenden Basso Continuo, farbenreich heraus. Schön entfaltete die Musikerin auch die Fantasia sopra „Ho nel petto un cor sì forte“ von Antonio Vivaldi, die explizit für Salterio komponiert worden ist. Vivaldis Andante (RV 294) im Duett mit der Laute fügte sich hervorragend zur Arie. Einen Höhepunkt setzten alle gemeinsam im langsamen Satz des Vivaldi Violinkonzertes (RV 275). Diese Passage begleiteten die hohen Streicher in einem bewundernswert ätherischen Pianissimo. 
Aufhorchen ließ das Concerto Stella Matutina mit der Sinfonia in g-Moll von Tomaso Albinoni. Hier ließen die Musiker:innen den lebhaften Sequenzen und Echowirkungen zwischen den Instrumentengruppen ihren temperamentvollen Lauf. Sie musizierten mit beeindruckenden Forte-Piano-Kontrasten und verliehen den Themen mit straffen Artikulationen eine schwungvolle Kraft.

weiteres Konzert: 10.3., 18 Uhr
Kulturbühne AMBACH, Götzis

https://www.stellamatutina.at

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