Das Charisma der Physis
tanz ist präsentiert im Juni einen Kanada-Schwerpunkt.
Annette Raschner · Jun 2023 · Tanz

Die kanadische Choreografin, Tänzerin, Sängerin und Singer-Songwriterin Clara Furey ist eine der gefragtesten Newcomerinnen bei europäischen Festivals. In ihren interdisziplinären Arbeiten, die sie etwa im Wiener mumok, bei der Biennale von Venedig oder beim Fierce Festival in Birmingham zeigte, bringt sie starke Gefühle und Spannungen zum Ausdruck. Bei tanz ist am Dornbirner Spielboden präsentierte Clara Furey gleich zwei Werke: ihr Solo „Rather a Ditch“ und die Performance „Dog Rising“.

Clara Furey liebt die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern aus unterschiedlichen Disziplinen. 2017 führte sie „When Even The“ neben einer Skulptur von Marc Quinn als Teil der Leonard Cohen-Ausstellung im Musée d´art contemporain de Montréal auf. Das Solostück „Rather a Ditch“ konzipierte sie 2019 für die Künstlerin Céline Bonnier, und Caroline Monnet schuf dafür ein schwarzes Kunstwerk, hinter und vor dem Clara Furey in der Galerie Krafthaus direkt neben dem Spielboden performt. Es ist eine Art Vorhang, der eine Grenze markiert. Die Grenze zwischen Leben und Tod. Mit teils extrem verlangsamten Bewegungen lädt die Kanadierin zu minimalistischen Klängen von Steve Reich dazu ein, innere Landschaften zu erkunden und in das eigene Ich abzutauchen. In Dornbirn feierte die Gallery-Version ihre österreichische Erstaufführung.

Die Zirkulation physischer Materie

Im Anschluss entführten Brian Mendez, Baco Lepage-Agosta und Jontae McCrory in der einstündigen Performance „Dog Rising“ das Publikum im Spielbodensaal auf eine energetisch stark aufgeladene Reise in die Welt reiner Spannung, Energie und Schwingung. Sound, Choreografie und Licht ergeben eine Polyphonie pulsierender Körper, die mal synchron, dann wieder asynchron zucken, hüpfen, kreisen und Bewegungen vollführen, die dem menschlichen Bewegungsapparat zuwiderlaufen scheinen. Mit „Dog Rising“ möchte Furey ihre Erkundung von Spannung und Unbeweglichkeit abschließen. Sie erzählt keine Geschichten, um der Imagination der Besucher:innen Spielräume zu lassen. Durch die Wiederholung endloser Loops entsteht eine Spirale, die einem Höhepunkt, einer Implosion zutreibt. 

Länderschwerpunkt Kanada

Günter Marinelli, Schöpfer des tanz ist Festivals, das nächstes Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feiert, präsentiert in der Juniausgabe einen Kanada-Schwerpunkt. Bis 17. Juni sind mit Clara Furey, Naishi Wang, Mélanie Demers und Be Heintzman Hope vier jüngere Protagonist:innen der kanadischen Tanzavantgarde vertreten. 

Weitere Aufführungen bei tanz ist
Mi, 14.6: Nahisi Wang (CAN) „Face to Face“
Fr 16., Sa 17.6.: Mélanie Demers (CAN) „Icône Pop“, anschl. Be Heintzman Hope (CAN) „SWITCH (meditations on crying)“, Filmversion

Video-Installation
Be Heintzman Hope (CAN) „Poetics to Activate the Technology of the Body"
während der Vorstellungen bis Sa 17.6.

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