Come and enjoy the Show – oder wie ein gelungener Schlussakkord klingt
„The Black Rider: The Casting of the Magic Bullets” am Vorarlberger Landestheater
Dagmar Ullmann-Bautz · Jun 2023 · Theater

Letzten Mittwoch feierte das Musiktheaterstück „The Black Rider: The Casting of the Magic Bullets“ seine Premiere am Vorarlberger Landestheater und setzte damit den Schlussakkord einer spannenden und abwechslungsreichen Spielsaison 2022/23. Robert Wilson, Tom Waits und William S. Burroughs brachten 1990 dieses Meisterwerk in Hamburg zur Uraufführung, von wo aus es einen jahrzehntelangen Siegeszug durch die Welt antrat. Regisseur Johannes Lepper hat das Stück für Bregenz in Szene gesetzt, fantasievoll, poetisch, mitreißend, humorvoll, einfach großartig.

Die Geschichte auf der „The Black Rider“ fußt, findet sich im Gespensterbuch von August Apel aus dem Jahre 1810. Carl Maria von Weber hatte daraus den „Freischütz“ destilliert und 1821 die „erste rein deutsche Nationaloper“ (Allgemeine Musikalische Zeitung / April 1943) geschaffen, und auch Robert Wilson bediente sich dieser Quelle. Gemeinsam mit dem Dramaturgen Wolfgang Wiens, dem Musiker Tom Waits und dem Autor William S. Burroughs hat der amerikanische Regisseur Robert Wilson sich die Geschichte des „Freischütz“, des Freikugel-Gießens im Pakt mit dem Teufel, vorgenommen. Entstanden ist ein fantastisch-gruseliges, avantgardistisches Musiktheaterstück mit der großartigen Musik von Tom Waits und einer herrlich chaotischen, traumverlorenen, zum Teil verwirrenden, wunderbaren Geschichte, eine schräge Revueshow, in deren Mittelpunkt der Schreiberling William und seine Liebe zu Käthchen, der Tochter des Försters, steht.

Großartige Musiker

Schon die Ouvertüre ist ein Genuss. Die Videobilder von Dennis Siebold und Johannes Lepper sind so schön und schrecklich zugleich, verzaubern durch Farben, Schnitte und Formen und erschrecken mit den durchblitzenden, realen Bildern junger und jüngster Geschichte. The Palace Hotel and Grillroom Orchestra, das sind die Musiker Johannes Bär (Posaune und Trompete), Andreas Broger (Saxophon und Klarinette), Martin Grabher (Schlagzeug), Marcel Girardelli (Kontrabass) und Oliver Rath (Klavier), beeindruckt und begeistert vom ersten bis zum letzten Ton.

Fantasievoll und leuchtend

Johannes Lepper hat seiner Fantasie freien Lauf gelassen, hat mit den Schauspieler:innen improvisiert, hat nicht nur inszeniert, sondern auch den Raum entworfen. Das Gesamtbild, zusammen mit den wunderschönen Kostümen von Sabine Wegmann und dem gewohnt optimalen Licht von Arndt Rössler, ist einfach umwerfend.

Fantastisches Ensemble

Das gesamte Ensemble fasziniert, darstellerisch wie auch gesanglich! Maria Lisa Huber als Käthchen zieht einfach in den Bann mit jeder ihrer Bewegungen, mit jedem Ton, ob sie einfach nur schön eine Ballade singt oder völlig durchgeknallt die Augen verdreht und herumzuckt. William, der verliebte, unsicher fragile Schreiberling, der sich vom Teufel verführen lässt, wächst und bricht schlussendlich zusammen, einfach zauberhaft gespielt von Luzian Hirzel. Herrlich komisch und unglaublich präsent Nanette Waidmann als Mutter von Käthchen. In der Rolle des Vaters von Käthchen, Bertram der Förster, überzeugt Martin Müller mit starkem Ausdruck und sehr prägnantem Spiel. In verschiedenen Rollen beweist Nico Raschner ein weiteres Mal sein fantastisches Wandlungs- und Gesangstalent. David Kopp scheint äußerst ungewohnt, aber leider unterfordert zu sein. The Master of the Show, jene, die die Fäden zieht und in dieser Rolle einfach großartig agiert, ist Vivienne Causemann als Stelzfuß, als leichtfüßig, verführerischer Teufel.
Das Publikum erlebte einen verrückten, lauten, chaotischen, poetischen und auch stillen Theaterabend, fast 3 Stunden gefüllt mit mitreißender Musik, großartigen Songs, herrlichen Slapsticks, einer Geschichte, über die man auch nachdenken sollte, mit wunderschönen projizierten Bildern und mit Unmengen von rotem Konfetti! Jubelnder Applaus für alle! Wer es schräg mag und auf intensive, mitreißende Musik steht, sollte sich schnellsten Karten sichern.

Vorarlberger Landestheater: „The Black Rider: The Casting of the Magic Bullets“ v. R. Wilson / T. Waits / W. S. Burroughs
weitere Vorstellungen: 16./18./22./24./27./29.6. jeweils 19.30

www.landestheater.org

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