Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Peter Füssl · 02. Sep 2018 · CD-Tipp

mose: film musik

Es müsste für einen kreativen Regisseur eigentlich extrem reizvoll sein, zu den 26 Titeln des achten Mose-Albums den passenden Film zu drehen. Allerdings würde dies großen Einfallsreichtum und einen außergewöhnlich ausgeprägten Hang zum Schrägen voraussetzen, wenn das Bild gegenüber dem Ton nicht furchtbar abstinken sollte.

Thomas Keckeis (Gitarre, Gesang, Harmonika, Ukulele), Thomas Kuschny (Gitarre, Banjo, Tasten, Snare, Effekte), Markus Marte (Perkussion, Tasten, Stimme, Kalimba, Effekte), Karl Müllner (Bass, Glockenspiel) und Herbert Walser-Breuß (Trompete, Tuba) sind seit Langem bestens aufeinander eingespielt, und allein schon das Arsenal an Instrumenten verweist klar auf die Bedeutung eines breiten Soundspektrums. Da grummelt die Tuba zur verhallten Harmonika, duellieren sich Ukulele und Banjo, wehen Geistergitarren zwischen gestopften Trompetentönen, stampft der Bass wie eine schwere, von allerlei Störgeräuschen torpedierte Maschine, kämpft Harmonisches mit Dissonantem, Melodisches mit Noiseattacken, überlagert sich Hypnotisches mit Chaotischem, glänzt eine wunderschön perfekt gespielte Trompete über zart schmeichelnden Gitarrenwölkchen, verdichten sich verzerrte Geräusche, Rückkoppelungen und Überlagerungen zu einer geballten Kakofonie und entladen sich wieder. Die Schilderung ausgefallener Soundexperimente ließe sich mühelos noch eine Weile fortsetzen. Abwechslungsreichtum wird auch erreicht, weil nicht immer alle am Werk sind, sondern einzelne Stücke spontan in Duo- oder Trio-Formation aufgenommen wurden. Gewohnte Strukturen werden liebend gerne durchbrochen - neben einzelnen durchkomponierten Stücken steht viel Fragmentarisches, etwa interessante, oftmals roh und ungeschliffen belassene Teile von Improvisationen. Das hat alles seinen ganz besonderen Reiz, denn die 26 Stücke wirken keineswegs wahllos oder beliebig aneinandergereiht, sondern scheinen einem inneren Drehbuch zu folgen. Zumindest in den Köpfen von Mose dürfte der melancholisch-psychedelisch-poetisch-skurrile Horror-Western-Film noir schon realisiert sein.

(Klangbad)

Konzert-Tipp: Mose spielen am 8.9. beim Walserherbst in Sonntag, am 23.11. im Bahnhof Andelsbuch und am 7.2.2019 im vorarlberg museum in Bregenz.