Blasmusik im Rückspiegel
Der Vorarlberger Blasmusikverband feiert das Jubiläumsjahr mit zahlreichen Aktivitäten
Silvia Thurner · Jän 2024 · Musik

In diesem Jahr feiert der Vorarlberger Blasmusikverband (VBV) sein 100-jähriges Bestandsjubiläum. Der traditionelle Neujahrsempfang im Vinomnasaal bot eine gute Gelegenheit, vorerst einen Blick zurückzuwerfen. Unter der Leitung von Martin Degasper präsentierte eine sogenannte „Ersatzmusik“ ein Konzert einer Militärkapelle mit einem Instrumentarium und einer Werkauswahl, wie es vor hundert Jahren auch gegeben wurde. Die informative Moderation von Friedrich Anzenberger, dem wissenschaftlichen Leiter des Dokumentationszentrums im österreichischen Blasmusikverband, sowie die engagierte Spielart der Musikant:innen auf historischen Instrumenten boten aufschlussreiche Rückblicke und unterhaltsame Einblicke.

Die Blasinstrumente haben in den vergangenen hundert Jahren zahlreiche Neuerungen erfahren. Die Spielbarkeit wurde erleichtert, die Intonationssicherheit verbessert und das Klangvolumen vergrößert. Wolfram Baldauf, Obmann des VBV, hatte die Idee, anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten eine Blaskapelle von anno dazumal nachzustellen. Möglich machte dies die einzigartige Sammlung von Erich Lange, Seniorchef des gleichnamigen Musikhauses Lange in Ravensburg. Er stellte historische Instrumente zur Verfügung. Mit dem Wissen um die Originalklangbewegung bei den Streichinstrumenten im Hinterkopf wurde das Interesse geweckt, wie eine Harmoniemusik zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewirkt haben mag.

Der Reiz der Patina

Der urtümliche Klang der Blaskapelle im Vinomnasaal war gewöhnungsbedürftig, wirkte gleichzeitig amüsant und lenkte die Aufmerksamkeit auf die Spielbarkeit der einzelnen Instrumente. Die etwas steife „Feodora“-Overture von Karl Blasemann bot Gelegenheit, sich einzuhören. Der „Kaiserjubiläumswalzer“, op. 89 von Franz Wagner und Polkas der Strauß-Familie verwiesen auf gesellschaftliche Auftritte, die abseits der militärischen Dienste stattgefunden haben. Mit viel Esprit gestalteten die Musikant:innen die Schnellpolka „Auf der Jagd“, op. 373 von Johann Strauß. Die straffen Artikulationen und die punktgenau gesetzten Betonungen brachten dabei die imitierenden Schüsse hervorragend zur Geltung. Der Klang eines historischen Flügelhorns zelebrierte Alfons Degasper mit seinem Solopart im Marschlied „Der Vater des Regiments“, op. 431 von Carl Michael Ziehrer. Mit einer kräftigen Tongebung führte der Solist die Solostimme in die Höhe. Dass Originalinstrumente mitunter auch „störrisch“ reagieren können, machte das Klangerlebnis authentisch.

Für die Marschmusik prädestiniert

Voll in ihrem Element war die „Ersatzmusik“ bei der Darbietung des „Generalstabsmarsches“, op. 174 von Franz Rezek sowie des „Triglav-Marsches“, op. 72 von Julius Fučík. „Ersatzmusik“ wurde die Musikkapelle genannt, weil zu Kriegszeiten jene Soldaten, die ihr Instrument gut beherrschten, nicht in den Krieg ziehen mussten, sondern bei den Militärstützpunkten in Aktion blieben. In den Marschkompositionen zeigte sich, dass die Instrumentierung mit vier Klarinetten, Flöte, Piccolo, drei Trompeten, zwei Flügelhörnern, drei Tenorhörnern, zwei Helikons sowie drei Schlagzeugern aus der Tradition der originalen Militärmusik stammt und deshalb für die Marschmusik prädestiniert ist. Im Jahr 1924 war die Stimmung der Blasinstrumente sehr hoch angesetzt. Dies verlieh vor allem den Blechblasinstrumenten eine unmittelbar wirkende Vitalität.

Zahlreiche Feierlichkeiten

In Feierlaune gratulierte der Landeshauptmann Markus Wallner zum 100-Jahr-Jubiläum. Besonders seine spontane Idee, einen Kompositionsauftrag vergeben zu wollen, wird hoffentlich in die Tat umgesetzt.
Abschließend lud Wolfram Baldauf, Obmann des Vorarlberger Blasmusikverbandes, zu den zahlreichen Veranstaltungen ein, die anlässlich des Jubiläums stattfinden werden. Höhepunkte bilden die Uraufführung des Werkes „Zirkus Luftikus“ von Martin Schelling im Bregenzer Festspielhaus sowie der grenzüberschreitende „Weltrekord der Blasmusik“ auf den Rheindämmen.

www.vbv-blasmusik.at

Teilen: Facebook · E-Mail