Bill Laurance & Michael League: Where You Wish You Were Peter Füssl · Feb 2023 · CD-Tipp

Der Bassist Michael League hat vor bald zwanzig Jahren in Texas das höchst erfolgreiche, im besten Sinne – jenseits alles inflationären Gebrauchs des Wortes – legendäre Musikerkollektiv Snarky Puppy gegründet, zu dessen Stammpersonal auch der britische Pianist/Keyboarder Bill Laurance zählt.

Mittlerweile durfte sich das experimentierfreudige Trüppchen über vier Grammys, zahlreiche Auszeichnungen und weltweit ausverkaufte Konzerthallen freuen, wodurch ihre musikalische Abenteuerlust allerdings keinerlei Abbruch erfuhr. Nicht weniger einfallsreich präsentieren sich jetzt die beiden Hauptakteure mit ihrem Duo-Projekt, zu dem sie elf allein oder gemeinsam verfasste Eigenkompositionen beisteuern: „Jede einzelne kompositorische Idee hat ein großes Gewicht, und alles hat einen bestimmten Zweck. Es gab keine Rhythmusgruppe, hinter der man sich verstecken konnte, es ging wirklich nur um Melodie und Harmonie. Und wir haben instinktiv versucht einen Ort zu kreieren, den die Hörer:innen gerne besuchen, der sich friedlich, sicher und warm anfühlt. Denn wir haben das Gefühl, dass es heute, vielleicht mehr denn je, ein Bedürfnis nach solchen Orten gibt“, erläutert Bill Laurance das Konzept zu „Where You Wish You Were“. In der Tat entführt gleich der Opener „La Marinada“ in eine beschwingte, sonnendurchflutete, mediterrane Phantasielandschaft – ein Setting, in das viele Titel eingebettet sind. Laurance zaubert aus seinem wenig präparierten Klavier leicht ins Ohr gehende Melodien, die Michael League auf bundloser Gitarre und Bass, auf der orientalischen Oud und der westafrikanischen Ngoni mit farbenreichen Sounds umspielt und weiterspinnt. League ist griechischer Abstammung, hat ein Faible für die Türkei und lebt in Spanien, dennoch geht es hier keineswegs um den Versuch, die Musik des Mittelmeerraumes nachzuahmen, sondern vielmehr um eine Art imaginärer Folklore im Sinne eines Louis Sclavis oder Gianluigi Trovesi, also um erweiterte Improvisationsmöglichkeiten im Jazzkontext über mehr oder weniger vertraut Klingendes, das an folkloristische Traditionen erinnert. Es geht nicht um Virtuosität, vielmehr schöpfen Laurance und League aus einem breiten Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten und tauchen in ein atmosphärisch dichtes, musikalisches Zauberland ein, das durchaus abwechslungsreiche Landschaften bereithält. Wundervolle Duo-Improvisationen, zu denen es sich wunderbar wegträumen lässt!

(ACT)

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