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Karlheinz Pichler · 05. Mär 2017 · Ausstellung

Malerische Notationen wie Post-its im Raum – Wolfgang Bender im Österreichischen Kulturforum Rom

Der Dialog zwischen Kunstwerk und Betrachter, die Anordnung des Kunstwerks im Raum, um dem Betrachter die Poesie zu vermitteln, die ihm innewohnt, sind zentrale Anliegen im Schaffen des 1960 in Dornbirn geborenen Künstlers Wolfgang Bender. Im Österreichischen Kulturforum Rom zeigt er derzeit malerische Hinterglasnotationen, die wie Post-its im Raum verteilt sind.

Das Foyer im Kulturforum ist schwierig zu bespielen, da die historische Architektur mit der entsprechenden Ausstattung einen starken Eigencharakter aufweist. Der in Wien lebende Vorarlberger löst das Problem, in dem er die Hinterglasbilder, ähnlich gemalten Notizen oder Zeichen an einem Anschlagbrett, locker an den Wänden verteilt und solcherart einen verbindenden Ausgleich zwischen Raum und Werk schafft.

Die ausgestellten Werke schwanken zwischen Zufall und Kalkül. Entstanden sind sie über einen längeren Zeitraum hinweg. Das Glas für solche Arbeiten bezieht Bender vom nahe zu seinem Wiener Atelier gelegenen Spittelberg. Es stammt aus alten Häusern, die renoviert oder saniert werden, und ist teils über hundert Jahre alt. Oft handelt es sich noch um mundgeblasene Gläser, die entsprechende Unregelmäßigkeiten und Unebenheiten aufweisen und eigentlich für die Entsorgung bestimmt sind. Manche Scheiben vermitteln den Eindruck, als ob der Dornbirner Künstler sie als Malunterlagen verwendet und mit dunkler Ölfarbe darüber hinausgemalt hätte. Kanten und Ecken, von denen aus sich die hingespachtelte Farbe fast linear wegbewegt, zeugen davon. Von solchen Werken gehen überaus grafische und minimale Eindrücke aus. Andere mit Ölfarbe bemalte Scheiben wiederum erinnern an die klassische Farbfeldmalerei. Für den Künstler verkörpern sie eine Art von „Testscreens“. Aber nie sind die Gläser durchgängig bemalt. Sie weisen immer Lücken auf, um das Transparente des Bildträgers zu untermauern. Zudem sind die Werke nicht direkt an der Wand, sondern in Abständen von mehreren Millimetern davon befestigt. Dadurch erzeugen sie Schattenbildungen an der Wand, die wiederum aufgrund der Durchlässigkeit des Bildträgers dem Betrachter eine zusätzliche Wahrnehmungsebene eröffnen. Die minimalistisch gesetzte Hinterglasmalerei wird also von einer zusätzlichen immateriellen Komponenten überlagert, was zu poetisch-schwebenden Raumeindrücken führt – die Malereien erscheinen wie Raumzeichnungen.

 

Wie Abreißzettel

Wolfgang Bender hat auch die Angewohnheit, die Glasscheiben am unteren rechten Rand zu beschneiden. Was wiederum formal an Abreißzettel erinnert. So formieren sich an den Wänden des Kulturforums die über Jahre hinweg entstandenen malerischen Formulierungen des Künstlers wie die Anhäufung abgerissener Kalenderblätter. Daher betitelt sich die Ausstellung in Rom denn auch als „Tagebuch“.


Bender versucht, seine Arbeiten immer wieder für die Betrachterschaft zu öffnen. Es sei ihm ein Anliegen „aus Offenheit eine klare Haltung zu machen“, betont er gegenüber KULTUR. Und mit dem, was er mache, folge er dem Credo der zeitgenössischen Kunst: „Man kann nichts mehr ausschließen!“

 

 

Wolfgang Bender: Tagebuch
Österreichisches Kulturforum, Rom
www.wolfgang-bender.com
Bis 24.3.2017
www.austriacult.roma.it