Mit der Kamera „gemalt“ – landschaftliche Impressionen der Wüste Namib von Roland Blum in der Johanniterkirche Feldkirch Karlheinz Pichler · Nov 2022 · Ausstellung

Roland Blum, 1966 im liechtensteinischen Grabs geboren, hat eigentlich an der Jazzschule und am Konservatorium in Luzern Musik studiert. In den vergangenen Jahren aber hat er vor allem mit abstrakten, von Licht und Schatten geprägten Luftaufnahmen für große Aufmerksamkeit gesorgt – mit zeitlosen, meditativ-poetisch anmutenden Bildkompositionen der Wüste Namib aus der Vogelperspektive. Acht großformatige Beispiele dieser als „Poetry of Silence“ bezeichneten Werkserie sind derzeit in der Johanniterkirche Feldkirch zu sehen.

Roland Blum, der heute in Schaan lebt und arbeitet, sieht sich selbst weniger als klassischen Fotografen, sondern vielmehr als Landschafts-„Lichtmaler“. Entsprechend sieht er seine Arbeit denn auch nahe an der Malerei angesiedelt. Seit mittlerweile fast fünf Jahren zieht es diesen „Lichtmaler“ immer wieder vor allem in die bizarre Wüstenlandschaft der abgelegenen nördlichen Namib und deren Küste, wo die Wüste vom Atlantik begrenzt wird und wo der kalte Benguelastrom, eine aus antarktischen Gewässern gespeiste kalte Meeresströmung im Südatlantik, auf das Land trifft. Aus einer einstigen Momentaufnahme ist mittlerweile ein Langzeitprojekt erwachsen, das mit immer neuen Ansichten und Eindrücken überrascht.
Die Wüste Namib – der Name bedeutet so viel wie „weiter Platz“ – ist 2000 km lang, 150 km breit und umschließt eine Fläche von 270.000 Quadratkilometern. Da die Namib direkt an der Küste des Atlantiks beginnt, ist sie eine der wenigen Küsten- und Nebelwüsten der Erde. Fast jeden Morgen legt sich hier daher dichter Nebel über die Wüste, der von der raschen nächtlichen Abkühlung der Seeluft verursacht wird. Blums Bildkompositionen von der ältesten Wüste der Welt entstehen von einem Hubschrauber aus, den er samt Piloten mietet. Dabei fliegt er, das Teleobjektiv immer zur Hand, direkt am Nebelrand entlang. Der Lichtmaler: „Je länger ich mich mit dieser Landschaft beschäftige, umso mehr erfahre ich ihre Vielfalt. Kleine Tiere, die durch die Feuchtigkeit des Nebels überleben oder Dünen, die einmal wie Schnee und dann wieder wie Zebras aussehen. Diverse Halbedelsteine und Kristalle reflektieren im Sonnenlicht und verleihen dem Sand eine spezielle Farbpalette. Je nach Lichtsituation und Winkel sieht es jedes Mal anders aus. Ein öder Berg kann plötzlich violett strahlen. Die Farben einer Düne können sich von milchigem Gelb ins kitschigste Rosarot wandeln.“

Von Licht, Strukturen und Texturen geprägte Aufnahmen

Um die Strukturen und Formen der archaisch anmutenden Landschaft im Südwesten Afrikas aus der Luft bestmöglich einzufangen, müsse der die Kamera zur richtigen Zeit im richtigen Winkel parat haben, so Blum. Dem Zusammenspiel mit dem Piloten käme dabei eine wichtige Rolle zu. Blum: „Er muss verstehen, was ich mache. Während ich runterschaue zu meinem Motiv, muss er schon wieder nach vorne schauen zum nächsten Punkt.“
Genau dasjenige festzuhalten, was er in einem bestimmten Augenblick sieht und fühlt, ist ihm ein zentrales Anliegen.
Die magischen, von Licht, Strukturen und Texturen geprägten „fotografischen Gemälde“ Blums aus der Serie „Poetry of Silence“ wurden international schon vielfach ausgezeichnet. Mit fünf weiteren Aufnahmen aus diesem Zyklus ist der Liechtensteiner derzeit auch an der Biennale in Venedig im Pavillon von Namibia präsent (bis 27. November). 

Roland Blum: Poetry of Silence
bis 17. Dezember
Di – Fr 10 – 12, 15 – 18, Sa 10 – 14 Uhr
Johanniterkirche Feldkirch

www.johanniterkirche.at

Teilen: Facebook · E-Mail