„Linfatika“ – Theaterstück beim „ANALOG laboratorium weltübergang“
Andreas Jähnert inszeniert sein Stück am Biohof Simon Vetters im Lustenauer Ried Peter Niedermair · Jun 2023 · Theater

Im Pressetext von Andreas Jähnert heißt es: „2023 bietet das ANALOG laboratorium den Weltübergangsszenarien nahrhaften Boden: Wie ist es um die Versorgung mit Lebensmitteln bestellt, wenn die Böden allmählich krank und ausgelaugt sind? Ist es des Menschen Schicksal, sich komplexen Systemen bedingungslos zu unterwerfen? Immer öfter werden wir in der heutigen Welt mit zunehmenden Mythen konfrontiert: Wo beginnt die Realität? Wird uns die Wirklichkeit verschleiert abgebildet. Wer weiß, was wahr und was falsch ist? Das ANALOG laboratorium forscht, geht gemeinsam auf die Suche und experimentiert mit mythischen Updates.“
Und Christian Kühne, der Autor des Stücks ergänzt: „Welch großartiges Tempo, welche Schnelligkeit, der Rausch von Linfatika, der Rausch der künstlichen Befruchtung, unsere schönen Vorarlberger Wiesen und Felder, auf Dialyse geschickt.“ Das Stück, das ohne jeglichen pädagogischen Zeigefinger daherkommt, ist sehr sehenswert, der Besuch des Simon Vetter’sche  Biohofes mitten im Ried zwischen Lustenau und Dornbirn lohnt sich.

Vom Aufblühen eines Mythos

Das Stück beschäftigt sich mit einem fiktiven Zukunftsbild, in einer Zukunft, in der es mit allerlei Anspielungen und über das Stück hinausweisenden Referenzen um das Aufblühen eines Mythos geht. Andreas Jähnert fügt hinzu, es handle sich um einen Mythos, der den Fragen nachgeht, welcher künstlichen Welt wir möglicherweise begegnen werden, wenn wir so weiter handeln wie bisher.
„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, wirft Ines Schiller ein, eine der Schauspielerinnen, die bei uns sitzt. Sie ist mit Christian Kühne befreundet, beide kennen sich vom Landestheater, sie war auch in Linz, arbeitete an Bühnen in Deutschland, vor allem in Frankfurt. Im Stück spielt sie die Schwester des Hofbesitzers. In einem ironischen Play within the Play, wird ein neues Molekül „Linfatika“ entdeckt. Mit diesem werden nicht nur die Böden wieder fruchtbar gemacht, damit können – wie mit einem Zaubermittel – auch künstlich Gefühle erzeugt werden, die imstande sind, Hormone zu steuern. Die utopische Überzeugung lautet: Mit diesen Molekülen werden die Menschen in eine Zukunft eintreten, wo sie keine Ängste mehr haben müssen und keine Sorgen. Die Ironie spielt dabei eine wichtige Rolle im Theaterstück, um den Zuschauer:innen die Inhalte näherzubringen. Im Innenhof des Vetter’schen Anwesens, in dem das Stück in einer weitläufigen und dennoch klaren Kulisse inszeniert ist, hat Simon Vetter früher Rinder gehalten. Mittlerweile hat er den gesamten Hof auf den Anbau von Biogemüse umgestellt.
Im Rahmenprogramm zu diesem Theaterstück gibt es auch Kooperationen mit Lustenauer Schulklassen, die thematische Workshops besuchen, die in spielerischer Weise die Inhalte der Landwirtschaft näherbringen. Für Andreas Jähnert und sein Ensemble plus Theaterteam ist das Projekt eine Hoffnungstür. Das Stück will die Fragen, die mit landwirtschaftlichen Anbaumethoden thematisiert werden, ausfalten und es mit den Stilmitteln der Ironie kantig machen. Es soll ein prototypisches Beispiel gezeigt werden, wie das Leben ins Gute verändert werden kann. Aber auch Fragen aufwerfen, wie es um die Zukunft der Ernährung steht. Werden es Proteinriegel oder Eiweißshakes sein? Christian Kühne, der Autor des Stücks, hat einen überzeugenden Theatertext geschrieben.

Weitere Vorstellungen:
23./24./27./28./29. Juni 2023, jeweils um 19 Uhr
Simon Vetter Biohof im Lustenauer Ried

Rahmenprogramm und weitere Infos unter: www.theatermutante.com