Werkstatt Geschichte Bregenzerwald – wie weiter? Kurt Bereuter · Jul 2022 · Aktuell

Nachdem die Werkstatt Geschichte im Bregenzerwald seit fast einem Jahr im Rahmen eines Leader-Kleinprojektes gefördert wird und auch schon mit Veranstaltungen in die Öffentlichkeit ging, fand nun am 22. Juni ein Vernetzungstreffen mit Gedächtnisinstitutionen im Bregenzerwald statt, um diesen das Konzept vorzustellen. Wie nun weiter?

Neben den Werkstatt Geschichte Proponenten Georg Sutterlüty, Katrin Netter vom Bregenzerwald-Archiv und Elisabeth Wicke blieben wir in kleiner Runde. Von den Museen (als Gedächtnisinstitutionen bezeichnet) waren Peter Fink (Museum Bezau), Franz Rüf (Museum Alberschwende), Bernadette Rüscher (Barockbaumeister Museum) und Klaus Pfeifer (Egg Museum) vertreten. Mit dabei waren außerdem Richard Bilgeri (Heimatpflegeverein Bregenzerwald) und ich (Kulturforum Bregenzerwald).

Ein Projekt bleibt auch nach einem Jahr schwammig.

Obwohl mittels PPP das Projekt ausgiebig vorgestellt wurde, blieben viele Fragen offen. Klar war hingegen, dass das Bregenzerwald-Archiv als Dach und Drehscheibe dienen soll, ist es doch der zentrale Ort von Quellen für die historische Forschung im Bregenzerwald. Daneben soll aber eine „vereinsähnliche Struktur“ aufgebaut werden, die unklar blieb. Es soll aber ein Kernteam um das Bregenzerwald-Archiv geben, das neben der Archivleiterin (Katrin Netter) aus einer Schriftleiterin (Elisabeth Wicke), einem Sprecher (Marco Hörburger) und zwei Beiräten aus den „Gedächtnisinstitutionen“ bestehen soll – und einem professionellen Werkstatt-Leiter. Dieser wird wohl Georg Sutterlüty heißen, der sich als Historiker durchaus im Bregenzerwald verdient gemacht hat. Und um das Kernteam herum sollen Ehrenamtliche für die Zuarbeit angeworben werden, die dann auch mit Weiterbildungsmaßnahmen (wie Schriftenkunde oder Grundlagen des historischen Arbeitens) belohnt werden. Daraus sollen dann Gespräche, Vorträge oder ev. auch Ausstellungen entstehen, teilweise in Kooperation mit anderen Institutionen im Wald. Neben den hehren Zielen, die präsentiert wurden, also zum Beispiel Forschungslücken im 19. und 20. Jahrhundert zu schließen, konnten die Anwesenden der „Werkstatt Geschichte“ etwas abgewinnen und das Projekt gutheißen. Die entscheidende Frage war jene, wie es gerade hier gelingen soll für das begleitende Ehrenamt Mitarbeitende zu finden, wenn sich alle anderen Institutionen schon schwertun an Ehrenamtliche heranzukommen.   

Fragen der Finanzierung

In der recht sachlich geführten Diskussion war man sich dann einig, dass es jetzt darum gehen muss, ein Konzept für ein richtiges Leader-Projekt, mit der Dauer von drei Jahren, im Sommer auszuarbeiten und vorzulegen. Vorlegen an erster Stelle in der Regio-Vollversammlung, die das ja gutheißen und die Ko-Finanzierung des Projektes leisten muss. Wenn dann die Regio Bregenzerwald somit eine weitere Kulturstelle schafft, stellt sich die Frage, ob diese auch ausgeschrieben wird (oder werden muss). Und das muss transparent und mit klaren Arbeitsaufträgen, die auch evaluiert werden können, geschehen. Bei der bereits bestehenden Stelle der Kulturkoordination Bregenzerwald wurden die finanziellen Mittel für drei Jahre auf zwei Jahre verkürzt und das Gehalt entsprechend erhöht, was die ursprüngliche Ausschreibung konterkarierte. Vor der Verlängerung der Stelle der Kulturkoordination sollte es eine Evaluierung geben, die jedoch öffentlich nicht vorlag. Die Stelle wurde mittlerweile aber verlängert. Schön und gut, aber ist das auch transparent und korrekt?

Fragen der Vernetzung

Dann wird es wohl wieder ein Vernetzungstreffen geben müssen, das breiter aufgestellt werden sollte, also vor allem auch mit Geschichtspädagog:innen, Geschichtestudent:innen und den Ortschronist:innen. Man darf gespannt sein auf den Leaderantrag und das dahinterstehende Konzept. Auf alle Fälle würde dieses Projekt mit notwendigen Mitteln der Regio (also der Gemeinden des Bregenzerwaldes) wieder ganz klar auf eine veränderte Kulturpolitik der Regio Bregenzerwald und deren Gemeinden hindeuten. Wurde doch anfänglich mit dem Bregenzerwald-Archiv schon eine professionelle Stelle eingerichtet und mit der Kulturkoordinatorin eine zweite und jetzt möglicherweise eine dritte Stelle. Das ist gut und lobenswert, keine Frage. Das Montafon hat hier schon seit mehr als 20 Jahren sehr positiv aufgezeigt – vor allem mit seinen Aktivitäten rund um Andreas Rudigier und jetzt Michael Kasper – was möglich ist. So einfach kopierbar ist das aber nicht. Eine weitere Frage gilt der Finanzierung der vielen ehrenamtlichen Institutionen im Bregenzerwald durch die Gemeinden und die Regio. Denn „koste es was es wolle“, war vernünftigerweise nie Motto der Regio. Aber eine transparente Finanzierung der Kulturlandschaft im Bregenzerwald muss geleistet werden. Und vor allem braucht es auch regelmäßige Evaluierungen, zumal, wenn es sich um professionelle Strukturen handelt. Das gilt im Übrigen auch für andere, bestehende Institutionen, bei denen sich Konzept und Wirklichkeit unterscheiden und nachjustiert werden müsste. Reagieren ist aber schwieriger als Agieren, muss aber sein, wenn es gut werden und sein soll. Noch besser, wenn das Konzept von Anfang an stimmig, ehrlich und realitätsnah ausgearbeitet ist.

www.werkstatt-geschichte.at

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